Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.etwa 9000 Mann stark ')) debouchirte unter dem Schutze der Avantgarde Eine furchtbare Gewitternacht und unaufhörliches Anprellen der Stra- Die Disposition ging also dahin: auf dem linken Taro-Ufer in der Das französische Heer trat den Vormarsch in folgender Schlachtord¬ Avantgarde: Man Jacopo Trivulzio. -- Diese Abtheilung war beson¬ ") eineni^-i <.,,,up. !N. auf Grund der Erzählung des Grafen Petillcm. Grenzboten II, 1875.
etwa 9000 Mann stark ')) debouchirte unter dem Schutze der Avantgarde Eine furchtbare Gewitternacht und unaufhörliches Anprellen der Stra- Die Disposition ging also dahin: auf dem linken Taro-Ufer in der Das französische Heer trat den Vormarsch in folgender Schlachtord¬ Avantgarde: Man Jacopo Trivulzio. — Diese Abtheilung war beson¬ ") eineni^-i <.,,,up. !N. auf Grund der Erzählung des Grafen Petillcm. Grenzboten II, 1875.
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etwa 9000 Mann stark ')) debouchirte unter dem Schutze der Avantgarde
Gye's am Nachmittage des 4. Juni aus dem Passe von Respiccio und bezog
sofort in und um Fornovo Lager, und zwar in drei Abtheilungen, sowie es
am folgenden Tage weiter marschieren wollte. Diese Lager waren auf Ka¬
nonenschußweite, wie Commes sagt, oder ^ (nat.) Meile, wie Paulus Jo-
vius sich ausdrückt, von einander entfernt — ein Abstand, der für die Theile
einer so kleinen Armee wie diejenige, über welche Charles VIII. noch verfügte,
offenbar zu groß bemessen ist. Die Stadt Fornovo war reichlich mit Lebens¬
und Erfrischungsmitteln angefüllt. In einem Lande, wo Hinterlist und
Treulosigkeit zu Hause sind, mußte so etwas auffallen, und als nun gar
einige Plünderer, welche die Keller erbrochen hatten, durch die schnelle Ab¬
kühlung aus glühender Mittagshitze einen plötzlichen Tod fanden, da faßte
die Franzosen der Argwohn der Vergiftung, und Niemand wagte es, einen
Bissen Brod zu berühren, oder einen Trunk Wein zu sich zu nehmen.
Eine furchtbare Gewitternacht und unaufhörliches Anprellen der Stra-
dioten ließ die Franzosen kaum zur Ruhe kommen. Charles befand sich in
seinem Zelte mit Bri^onnet allein und verabredete mit ihm den weiteren
Operationsplan. Das Resultat dieser Berathung war der seltsame Entschluß,
mit anbrechendem Tage aus das jenseitige Ufer, das linke des Taro überzu¬
gehen, längs des feindlichen Lagers fortzuziehen, einige Kanonenschüsse darauf
Zu thun, „pour luirs 1a guerre und dann den Marsch fortzusetzen. Co¬
mmes sollte unterdeß durch seine Beredsamkeit die Häupter der Feinde be¬
schäftigen und „amüsiren", und er wurde noch in der Nacht geweckt, um ihm
diesen kindischen Plan mitzutheilen. Er sagt selbst, daß er nicht den Muth
gehabt habe, etwas zu entgegnen, um sich nicht mit denen zu verfeinden, die
das Ohr des Königs hatten. So werden wichtige Entschlüsse in wichtigen
Augenblicken gesaßt!
Die Disposition ging also dahin: auf dem linken Taro-Ufer in der
Richtung auf Felegara, also auf der nicht direct gesperrten Straße nach Asti
vorzurücken und somit einen Flankenmarsch an dem feindlichen Lager vorbei
Zu unternehmen. Es war das, dem viermal stärkeren Feinde gegenüber, ein
großes Wagniß; denn der Tarofluß ist im Sommer allenthalben zu
durchschreiten und bot daher nur eine höchst unbedeutende Flankendeckung.
Das französische Heer trat den Vormarsch in folgender Schlachtord¬
nung an:
Avantgarde: Man Jacopo Trivulzio. — Diese Abtheilung war beson¬
ders stark formirt, nämlich aus 360 Kvmmes Ä'armss unter dem Marschall
von Gie, 3000 Schweizern unter Engelbert von Cleve, den Gascognischen
") eineni^-i <.,,,up. !N. auf Grund der Erzählung des Grafen Petillcm.
Grenzboten II, 1875.
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