Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.Die Expedition nach Italien ist eins der seltsamsten Ereignisse der fran¬ Der König schwankte längere Zeit, ob er Neapel zu Lande oder zu Seinen Großstallmeister, Pierre d'Urft, sandte Charles nach Genua, um Auf die Nachricht von den Maßnahmen der Franzosen verständigten sich Es waren das Streitmittel, welche, gut und ernst verwendet, sehr wohl Die französische Armee rückte in drei großen Hauptabth eilungen ') Maltesische Schisse mit einem Most und einem Sprietsegel, Grenzlwte" II. 1875.42
Die Expedition nach Italien ist eins der seltsamsten Ereignisse der fran¬ Der König schwankte längere Zeit, ob er Neapel zu Lande oder zu Seinen Großstallmeister, Pierre d'Urft, sandte Charles nach Genua, um Auf die Nachricht von den Maßnahmen der Franzosen verständigten sich Es waren das Streitmittel, welche, gut und ernst verwendet, sehr wohl Die französische Armee rückte in drei großen Hauptabth eilungen ') Maltesische Schisse mit einem Most und einem Sprietsegel, Grenzlwte» II. 1875.42
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Die Expedition nach Italien ist eins der seltsamsten Ereignisse der fran¬
zösischen Geschichte. Mit Befremden verfolgt man den Marsch eines Heeres,
das, von blinder Kühnheit geführt, sich die Thore Roms und Neapels öffnet
und über das in jedem Augenblick die Wogen der Bevölkerungen zusammen¬
zuschlagen drohen, in deren Mitte es sich so wagehalsig gestürzt.
Der König schwankte längere Zeit, ob er Neapel zu Lande oder zu
Wasser angreifen sollte, endlich entschied er sich für das Erstere. Nur ein
Theil der Artillerie wurde rhoneabwärts gefahren und dann in Marseille und
Villefranche eingeschifft; er sollte bei La Spezzia landen, um sich am Süd¬
fuß der Apenninen bei Pontremoli mit dem Landheer zu vereinigen. Damit der
Plan gelang, durfte die Armee des Königs von den Alpen bis zum Apennin
auf keinen allzustarken Widerstand stoßen, durfte nirgends lange aufgehalten
werden.
Seinen Großstallmeister, Pierre d'Urft, sandte Charles nach Genua, um
hier eine mächtige Flotte auszurüsten, welche sich mit den in den beiden
französischen Häfen bereit gestellten Schiffen vereinigen sollte. So erhielt
Man 12 große Transportschiffe für Kavallerie, 96 kleine für Fußvolk, 17
Speronaras*) und eine große Zahl Galeeren und kleiner Fahrzeuge. Mit dem
Befehl dieser Flotte wurde der Herzog von Orleans betraut.
Auf die Nachricht von den Maßnahmen der Franzosen verständigten sich
die italienischen Verbündeten über die Art des Widerstandes. Zur Verthei¬
digung der toskanischen Apenninenpässe verpflichteten sich Pietro det Medici;
in der Romagna sammelte sich eine römisch-neapolitanische Armee; Prinz
Federigo von Neapel brachte eine nicht unbedeutende Flotte zusammen.
Es waren das Streitmittel, welche, gut und ernst verwendet, sehr wohl
Widerstand zu leisten im Stande waren.
Die französische Armee rückte in drei großen Hauptabth eilungen
vor. — Auf dem rechten Flügel zogen den genuesischen Küstensaum ent¬
lang und stets von Orleans' Flotte cotoyirt, die Schweizer mit der leichten
Artillerie unter der Führung des Bailu von Dijon. Hier kam es zu dem
ersten Zusammenstoße und zwar bei Ripallo, wo man auf ein neapoli¬
tanisches Corps traf. Das Zusammenwirken der Schweizer und der Artillerie
der Flotte bereitete den Italienern eine schwere Niederlage. — Auf dem linken
Flügel marschierte weit vorgeschoben Evrard d'Aubigny mit 200 französischen
Ganzen und einigen Schweizerfähnlein, und zu diesem kleinen Detachement, der
eigentlichen Avantgarde des Heeres, ließ Lodovico Sforza noch 500 Reiter und
3000 Fußgänger stoßen. Mit dieser geringen Macht wagte es der Franzose, bis an
die Grenzen der Romagna vorzugehn. Ihm gegenüber war unter Ferdinand
') Maltesische Schisse mit einem Most und einem Sprietsegel,
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