Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.manche irrthümliche Auffassung beseitigt haben würden. Die Kölnische Zeitung Natürlich liegt die Frage nahe, wer im Frühjahr 1871 die irreleitende So bewegt die kirchliche Frage -- aller Friedensbemühungen ungeachtet Das führt uns aus die Entgegnung des Herr Ministers v. Mittnacht Wir glauben uns hierbei auf die Bemerkung beschränken zu dürfen, daß Grmzbotm II. 1875. 29
manche irrthümliche Auffassung beseitigt haben würden. Die Kölnische Zeitung Natürlich liegt die Frage nahe, wer im Frühjahr 1871 die irreleitende So bewegt die kirchliche Frage — aller Friedensbemühungen ungeachtet Das führt uns aus die Entgegnung des Herr Ministers v. Mittnacht Wir glauben uns hierbei auf die Bemerkung beschränken zu dürfen, daß Grmzbotm II. 1875. 29
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0229" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/133517"/> <p xml:id="ID_750" prev="#ID_749"> manche irrthümliche Auffassung beseitigt haben würden. Die Kölnische Zeitung<lb/> hatte nämlich behauptet, aus einem Gesandtschaftsbericht des Herrn v. Gaffer.<lb/> des tgi. bayr. Gesandten in Stuttgart vom Frühjahr 1871 gehe hervor, daß<lb/> Herr v. Hefele damals gegenüber dem früheren Cultusminister v. Golther<lb/> brieflich sein Bedauern darüber ausgesprochen habe, das Golther nicht mehr<lb/> Minister sei, weil er in ihm eine kräftige Unterstützung in seiner Opposition<lb/> gegen die vaticanischen Decrete gefunden haben würde. Der Staatsanzeiger<lb/> theilt nun den Inhalt und das Datum des v. Hefele'schen Briefs mit, woraus<lb/> sich ergiebt, daß letzterer eine allgemein gehaltene Beileidsbezeugung an den<lb/> Minister v. Golther aus Anlaß der Enthebung desselben vom Ministerium<lb/> enthielt, und vom 10. März 1870 also aus einer Zeit datirt war, wo die<lb/> vaticanischen Decrete noch gar nicht erlassen und die Frage der Unterwerfung<lb/> unter dieselben noch nicht in Frage stand, aus einer Zeit, wo der jetzige<lb/> Cultusminister — der erst im Mai 1870 in das Ministerium berufen wurde<lb/> — noch gar nicht im Amt war.</p><lb/> <p xml:id="ID_751"> Natürlich liegt die Frage nahe, wer im Frühjahr 1871 die irreleitende<lb/> Mittheilung des v. Hefele'schen Briefes an Herr v. Gaffer, der denselben ein¬<lb/> gesehen haben soll — gemacht hat, und zu welchem Zwecke diese Benutzung<lb/> eines in ganz anderer Absicht das Jahr zuvor geschriebenen Briefs erfolgte.<lb/> Herr v. Golther könnte wohl hierüber Aufschluß geben —- bis jetzt hat der¬<lb/> selbe aber geschwiegen. Ueber die intimen Beziehungen, welche Herr v. Gaffer<lb/> s- Z. mit der großdeutschen Partei in Stuttgart unterhielt, haben die Grenz¬<lb/> boten schon im Jahr 1871 berichtet. —</p><lb/> <p xml:id="ID_752"> So bewegt die kirchliche Frage — aller Friedensbemühungen ungeachtet<lb/> fortwährend die Gemüther und nimmt schon seit einiger Zeit einen eigen¬<lb/> thümlich persönlichen Charakter an, welchen man zwar um der Sache willen<lb/> beklagen kann, welchen man aber nicht ignoriren darf, wenn man ein Bild<lb/> der Zustände geben will, wie sie einmal thatsächlich in unserem Lande<lb/> bestehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_753"> Das führt uns aus die Entgegnung des Herr Ministers v. Mittnacht<lb/> in No. 18 der Grenzboten.</p><lb/> <p xml:id="ID_754" next="#ID_755"> Wir glauben uns hierbei auf die Bemerkung beschränken zu dürfen, daß<lb/> Wir unsererseits nur den Eindruck geschildert haben, welchen die von uns an¬<lb/> keführten in der Hauptsache nicht dementirten Verhältnisse in Verbindung mit<lb/> der peinlich empfundenen Zurückhaltung unserer Regierung in der Kirchenfrage<lb/> bei der Mehrheit der protestantischen Bevölkerung in Schwaben nach und nach<lb/> hervorgerufen haben. Sollen wir unsere eigene Ansicht aussprechen, so sind<lb/> wir allerdings der Ueberzeugung, daß — so wie die Verhältnisse liegen — eine<lb/> wirksame Aufnahme des Kampfs gegen die Uebergriffe der Curie nur unter<lb/> der energischen Mitwirkung liberaler Katholiken möglich ist. Ob Herr v. Mitt-</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grmzbotm II. 1875. 29</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0229]
manche irrthümliche Auffassung beseitigt haben würden. Die Kölnische Zeitung
hatte nämlich behauptet, aus einem Gesandtschaftsbericht des Herrn v. Gaffer.
des tgi. bayr. Gesandten in Stuttgart vom Frühjahr 1871 gehe hervor, daß
Herr v. Hefele damals gegenüber dem früheren Cultusminister v. Golther
brieflich sein Bedauern darüber ausgesprochen habe, das Golther nicht mehr
Minister sei, weil er in ihm eine kräftige Unterstützung in seiner Opposition
gegen die vaticanischen Decrete gefunden haben würde. Der Staatsanzeiger
theilt nun den Inhalt und das Datum des v. Hefele'schen Briefs mit, woraus
sich ergiebt, daß letzterer eine allgemein gehaltene Beileidsbezeugung an den
Minister v. Golther aus Anlaß der Enthebung desselben vom Ministerium
enthielt, und vom 10. März 1870 also aus einer Zeit datirt war, wo die
vaticanischen Decrete noch gar nicht erlassen und die Frage der Unterwerfung
unter dieselben noch nicht in Frage stand, aus einer Zeit, wo der jetzige
Cultusminister — der erst im Mai 1870 in das Ministerium berufen wurde
— noch gar nicht im Amt war.
Natürlich liegt die Frage nahe, wer im Frühjahr 1871 die irreleitende
Mittheilung des v. Hefele'schen Briefes an Herr v. Gaffer, der denselben ein¬
gesehen haben soll — gemacht hat, und zu welchem Zwecke diese Benutzung
eines in ganz anderer Absicht das Jahr zuvor geschriebenen Briefs erfolgte.
Herr v. Golther könnte wohl hierüber Aufschluß geben —- bis jetzt hat der¬
selbe aber geschwiegen. Ueber die intimen Beziehungen, welche Herr v. Gaffer
s- Z. mit der großdeutschen Partei in Stuttgart unterhielt, haben die Grenz¬
boten schon im Jahr 1871 berichtet. —
So bewegt die kirchliche Frage — aller Friedensbemühungen ungeachtet
fortwährend die Gemüther und nimmt schon seit einiger Zeit einen eigen¬
thümlich persönlichen Charakter an, welchen man zwar um der Sache willen
beklagen kann, welchen man aber nicht ignoriren darf, wenn man ein Bild
der Zustände geben will, wie sie einmal thatsächlich in unserem Lande
bestehen.
Das führt uns aus die Entgegnung des Herr Ministers v. Mittnacht
in No. 18 der Grenzboten.
Wir glauben uns hierbei auf die Bemerkung beschränken zu dürfen, daß
Wir unsererseits nur den Eindruck geschildert haben, welchen die von uns an¬
keführten in der Hauptsache nicht dementirten Verhältnisse in Verbindung mit
der peinlich empfundenen Zurückhaltung unserer Regierung in der Kirchenfrage
bei der Mehrheit der protestantischen Bevölkerung in Schwaben nach und nach
hervorgerufen haben. Sollen wir unsere eigene Ansicht aussprechen, so sind
wir allerdings der Ueberzeugung, daß — so wie die Verhältnisse liegen — eine
wirksame Aufnahme des Kampfs gegen die Uebergriffe der Curie nur unter
der energischen Mitwirkung liberaler Katholiken möglich ist. Ob Herr v. Mitt-
Grmzbotm II. 1875. 29
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