Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

dieses Jahres 784,777,000 Mark betrug, erhob sich der Zettelumlauf der 33
deutschen Privat-Banken nur auf 392,473,000 Mark. Da sich unter diesen
Zettelbanken auch eine Anzahl befindet, welche, wie die Frankfurter, Bremer
und Lübecker Bank in großen Handelsmetropolen sich befinden, oder solche,
welche für ihr specielles Land gewissermaßen ein centralifirtes Institut reprä-
sentiren, wie die badische, würtenbergische und bairische Bank, so läßt sich
daraus umsomehr der Bortheil einer großen concentrirten Notenbank für die
Sicherung und Ausdehnung der Circulation ermessen.

Aehnlichen Erfahrungen begegnen wir in Großbritanien. In England
und Wales bestehen oder bestanden wenigstens 1865 noch 163 Privatbanken
und 03 Actienzettelbanken neben der Bank von England. Die letztere besaß
nur 13 Zweiganstalten, während die Privatbanken 551 und die Aktienbanken
630 Zweigcomptoires hielten. Einige dieser Privat- und Actiendanken sind
eingegangen oder haben ihr Enunissivnsrecht der Bank von England seitdem
abgetreten; ihre Zahl ist aber so verschwindend klein, daß sie bei der Ge-
sammtziffer nicht in Betracht kommt. Nun hatte die Bank von England
am 23. Januar dieses Jahres einen Notenumlauf von 26,313,715, Pfund
Sterling; die Privatbanken einen solchen von 2,612,932 Pf. Sr. und die
Actiendanken einen solchen von 2.328.482 Pf. Se. Während also die Bank
von England die ihr vom Gesetz vom Jahre 1844 zugestandene Summe un¬
gedeckter Noten um 12 Millionen Pf. Sterling durch Gold gedeckter Zettel über¬
schritt, hatten die 216 andern Banken nicht viel mehr Noten im Umlauf als
ihnen durch das Gesetz zugewiesen sind. Die schottischen Banken haben den
Vortheil für ihre Circulation, daß sie Einpfund-Noten ausgeben dürfen, wäh¬
rend die geringsten Abschnitte der englischen Banken auf fünf Pfund laufen.
Ferner haben die schottischen Banken den Vortheil, daß sie mit über 700 Zweig¬
anstalten arbeiten und auch viel Credit gegen Bürgschaft geben.

Trotz dieser den Umfang der Notencirculation an und für sich sehr ver¬
größernden Umstände, hatten die 11 schottischen Zettelbanken an dem genann¬
ten Zeitpunkt doch verhältnißmäßig zur Bevölkerung keinen größeren Umlauf
als die englischen. Derselbe betrug nämlich 6,862.215 Pf. Se. In Irland
bestehen neben der Bank von Irland mit 26 Zweiganstalten sechs Actiendanken
mit 183 Zweigcomptoires, diese sämmtlichen Banken hatten am 23. Januar
dieses Jahres einen Gesammtumlaus von 6,882,942 Pf. Se. Der Gesammt-
umlauf von England und Wales betrug etwas über 31^4 Millionen Pf.
Sterling, der Gesammtumlaus des vereinigten Königreiches etwas über 44
Millionen Pf. Sterling. Der Gesammtumlaus der Bank von England allein
mit nur 13 Zweiganstalten war aber stärker als der von 233 Privatbanken
in England, Schottland, Wales und Irland, trotz ihrer 2116 Zweigcomptoires.

Wir haben bisher die Erfahrungen von vier verschiedenen Kategorien von


dieses Jahres 784,777,000 Mark betrug, erhob sich der Zettelumlauf der 33
deutschen Privat-Banken nur auf 392,473,000 Mark. Da sich unter diesen
Zettelbanken auch eine Anzahl befindet, welche, wie die Frankfurter, Bremer
und Lübecker Bank in großen Handelsmetropolen sich befinden, oder solche,
welche für ihr specielles Land gewissermaßen ein centralifirtes Institut reprä-
sentiren, wie die badische, würtenbergische und bairische Bank, so läßt sich
daraus umsomehr der Bortheil einer großen concentrirten Notenbank für die
Sicherung und Ausdehnung der Circulation ermessen.

Aehnlichen Erfahrungen begegnen wir in Großbritanien. In England
und Wales bestehen oder bestanden wenigstens 1865 noch 163 Privatbanken
und 03 Actienzettelbanken neben der Bank von England. Die letztere besaß
nur 13 Zweiganstalten, während die Privatbanken 551 und die Aktienbanken
630 Zweigcomptoires hielten. Einige dieser Privat- und Actiendanken sind
eingegangen oder haben ihr Enunissivnsrecht der Bank von England seitdem
abgetreten; ihre Zahl ist aber so verschwindend klein, daß sie bei der Ge-
sammtziffer nicht in Betracht kommt. Nun hatte die Bank von England
am 23. Januar dieses Jahres einen Notenumlauf von 26,313,715, Pfund
Sterling; die Privatbanken einen solchen von 2,612,932 Pf. Sr. und die
Actiendanken einen solchen von 2.328.482 Pf. Se. Während also die Bank
von England die ihr vom Gesetz vom Jahre 1844 zugestandene Summe un¬
gedeckter Noten um 12 Millionen Pf. Sterling durch Gold gedeckter Zettel über¬
schritt, hatten die 216 andern Banken nicht viel mehr Noten im Umlauf als
ihnen durch das Gesetz zugewiesen sind. Die schottischen Banken haben den
Vortheil für ihre Circulation, daß sie Einpfund-Noten ausgeben dürfen, wäh¬
rend die geringsten Abschnitte der englischen Banken auf fünf Pfund laufen.
Ferner haben die schottischen Banken den Vortheil, daß sie mit über 700 Zweig¬
anstalten arbeiten und auch viel Credit gegen Bürgschaft geben.

Trotz dieser den Umfang der Notencirculation an und für sich sehr ver¬
größernden Umstände, hatten die 11 schottischen Zettelbanken an dem genann¬
ten Zeitpunkt doch verhältnißmäßig zur Bevölkerung keinen größeren Umlauf
als die englischen. Derselbe betrug nämlich 6,862.215 Pf. Se. In Irland
bestehen neben der Bank von Irland mit 26 Zweiganstalten sechs Actiendanken
mit 183 Zweigcomptoires, diese sämmtlichen Banken hatten am 23. Januar
dieses Jahres einen Gesammtumlaus von 6,882,942 Pf. Se. Der Gesammt-
umlauf von England und Wales betrug etwas über 31^4 Millionen Pf.
Sterling, der Gesammtumlaus des vereinigten Königreiches etwas über 44
Millionen Pf. Sterling. Der Gesammtumlaus der Bank von England allein
mit nur 13 Zweiganstalten war aber stärker als der von 233 Privatbanken
in England, Schottland, Wales und Irland, trotz ihrer 2116 Zweigcomptoires.

Wir haben bisher die Erfahrungen von vier verschiedenen Kategorien von


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0112" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/133400"/>
          <p xml:id="ID_365" prev="#ID_364"> dieses Jahres 784,777,000 Mark betrug, erhob sich der Zettelumlauf der 33<lb/>
deutschen Privat-Banken nur auf 392,473,000 Mark. Da sich unter diesen<lb/>
Zettelbanken auch eine Anzahl befindet, welche, wie die Frankfurter, Bremer<lb/>
und Lübecker Bank in großen Handelsmetropolen sich befinden, oder solche,<lb/>
welche für ihr specielles Land gewissermaßen ein centralifirtes Institut reprä-<lb/>
sentiren, wie die badische, würtenbergische und bairische Bank, so läßt sich<lb/>
daraus umsomehr der Bortheil einer großen concentrirten Notenbank für die<lb/>
Sicherung und Ausdehnung der Circulation ermessen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_366"> Aehnlichen Erfahrungen begegnen wir in Großbritanien. In England<lb/>
und Wales bestehen oder bestanden wenigstens 1865 noch 163 Privatbanken<lb/>
und 03 Actienzettelbanken neben der Bank von England. Die letztere besaß<lb/>
nur 13 Zweiganstalten, während die Privatbanken 551 und die Aktienbanken<lb/>
630 Zweigcomptoires hielten. Einige dieser Privat- und Actiendanken sind<lb/>
eingegangen oder haben ihr Enunissivnsrecht der Bank von England seitdem<lb/>
abgetreten; ihre Zahl ist aber so verschwindend klein, daß sie bei der Ge-<lb/>
sammtziffer nicht in Betracht kommt. Nun hatte die Bank von England<lb/>
am 23. Januar dieses Jahres einen Notenumlauf von 26,313,715, Pfund<lb/>
Sterling; die Privatbanken einen solchen von 2,612,932 Pf. Sr. und die<lb/>
Actiendanken einen solchen von 2.328.482 Pf. Se. Während also die Bank<lb/>
von England die ihr vom Gesetz vom Jahre 1844 zugestandene Summe un¬<lb/>
gedeckter Noten um 12 Millionen Pf. Sterling durch Gold gedeckter Zettel über¬<lb/>
schritt, hatten die 216 andern Banken nicht viel mehr Noten im Umlauf als<lb/>
ihnen durch das Gesetz zugewiesen sind. Die schottischen Banken haben den<lb/>
Vortheil für ihre Circulation, daß sie Einpfund-Noten ausgeben dürfen, wäh¬<lb/>
rend die geringsten Abschnitte der englischen Banken auf fünf Pfund laufen.<lb/>
Ferner haben die schottischen Banken den Vortheil, daß sie mit über 700 Zweig¬<lb/>
anstalten arbeiten und auch viel Credit gegen Bürgschaft geben.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_367"> Trotz dieser den Umfang der Notencirculation an und für sich sehr ver¬<lb/>
größernden Umstände, hatten die 11 schottischen Zettelbanken an dem genann¬<lb/>
ten Zeitpunkt doch verhältnißmäßig zur Bevölkerung keinen größeren Umlauf<lb/>
als die englischen. Derselbe betrug nämlich 6,862.215 Pf. Se. In Irland<lb/>
bestehen neben der Bank von Irland mit 26 Zweiganstalten sechs Actiendanken<lb/>
mit 183 Zweigcomptoires, diese sämmtlichen Banken hatten am 23. Januar<lb/>
dieses Jahres einen Gesammtumlaus von 6,882,942 Pf. Se. Der Gesammt-<lb/>
umlauf von England und Wales betrug etwas über 31^4 Millionen Pf.<lb/>
Sterling, der Gesammtumlaus des vereinigten Königreiches etwas über 44<lb/>
Millionen Pf. Sterling. Der Gesammtumlaus der Bank von England allein<lb/>
mit nur 13 Zweiganstalten war aber stärker als der von 233 Privatbanken<lb/>
in England, Schottland, Wales und Irland, trotz ihrer 2116 Zweigcomptoires.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_368" next="#ID_369"> Wir haben bisher die Erfahrungen von vier verschiedenen Kategorien von</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0112] dieses Jahres 784,777,000 Mark betrug, erhob sich der Zettelumlauf der 33 deutschen Privat-Banken nur auf 392,473,000 Mark. Da sich unter diesen Zettelbanken auch eine Anzahl befindet, welche, wie die Frankfurter, Bremer und Lübecker Bank in großen Handelsmetropolen sich befinden, oder solche, welche für ihr specielles Land gewissermaßen ein centralifirtes Institut reprä- sentiren, wie die badische, würtenbergische und bairische Bank, so läßt sich daraus umsomehr der Bortheil einer großen concentrirten Notenbank für die Sicherung und Ausdehnung der Circulation ermessen. Aehnlichen Erfahrungen begegnen wir in Großbritanien. In England und Wales bestehen oder bestanden wenigstens 1865 noch 163 Privatbanken und 03 Actienzettelbanken neben der Bank von England. Die letztere besaß nur 13 Zweiganstalten, während die Privatbanken 551 und die Aktienbanken 630 Zweigcomptoires hielten. Einige dieser Privat- und Actiendanken sind eingegangen oder haben ihr Enunissivnsrecht der Bank von England seitdem abgetreten; ihre Zahl ist aber so verschwindend klein, daß sie bei der Ge- sammtziffer nicht in Betracht kommt. Nun hatte die Bank von England am 23. Januar dieses Jahres einen Notenumlauf von 26,313,715, Pfund Sterling; die Privatbanken einen solchen von 2,612,932 Pf. Sr. und die Actiendanken einen solchen von 2.328.482 Pf. Se. Während also die Bank von England die ihr vom Gesetz vom Jahre 1844 zugestandene Summe un¬ gedeckter Noten um 12 Millionen Pf. Sterling durch Gold gedeckter Zettel über¬ schritt, hatten die 216 andern Banken nicht viel mehr Noten im Umlauf als ihnen durch das Gesetz zugewiesen sind. Die schottischen Banken haben den Vortheil für ihre Circulation, daß sie Einpfund-Noten ausgeben dürfen, wäh¬ rend die geringsten Abschnitte der englischen Banken auf fünf Pfund laufen. Ferner haben die schottischen Banken den Vortheil, daß sie mit über 700 Zweig¬ anstalten arbeiten und auch viel Credit gegen Bürgschaft geben. Trotz dieser den Umfang der Notencirculation an und für sich sehr ver¬ größernden Umstände, hatten die 11 schottischen Zettelbanken an dem genann¬ ten Zeitpunkt doch verhältnißmäßig zur Bevölkerung keinen größeren Umlauf als die englischen. Derselbe betrug nämlich 6,862.215 Pf. Se. In Irland bestehen neben der Bank von Irland mit 26 Zweiganstalten sechs Actiendanken mit 183 Zweigcomptoires, diese sämmtlichen Banken hatten am 23. Januar dieses Jahres einen Gesammtumlaus von 6,882,942 Pf. Se. Der Gesammt- umlauf von England und Wales betrug etwas über 31^4 Millionen Pf. Sterling, der Gesammtumlaus des vereinigten Königreiches etwas über 44 Millionen Pf. Sterling. Der Gesammtumlaus der Bank von England allein mit nur 13 Zweiganstalten war aber stärker als der von 233 Privatbanken in England, Schottland, Wales und Irland, trotz ihrer 2116 Zweigcomptoires. Wir haben bisher die Erfahrungen von vier verschiedenen Kategorien von

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134976
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134976/112
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134976/112>, abgerufen am 06.02.2025.