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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.

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Dollars mit Hülfe einer Reorganisation der Zettelbanken. Bis zum März
1862 waren die amerikanischen Zettelbanken Anstalten, welche ihre Concession
von den Regierungen der einzelnen Staaten erhielten. Durch ein Gesetz vom
23. März 1863 wurde das Institut der Nationalbanken gegründet und mit
solchen Borrechten ausgestattet, daß den Staatenbanken nichts anderes übrig
blieb, als sich in Nationalbanken umzuwandeln. Die Hauptbestimmung der
neuen Organisation war, daß ein einheitliches Notenformular für die ganze
Union an die Stelle von 1466 verschieden gestaltigen Noten, soviel eben
Staatenbanken existirten, gesetzt wurde und daß die Bundesnoten den Banken
fortan nur gegen Hinterlassung von Unions-Obligationen beim Staatsconlrol-
Amt verabfolgt wurden. Diese Unions-Staatspapiere werden nur zu 90^
des Curses angerechnet, die Zinsen aber vom Control-Amt den betreffenden
Banken verabreicht. Diese Einrichtung konnte gegen den frühern Zustand
als eine wesentliche Verbesserung der Credit-Umlaufsmittel betrachtet werden-
Denn während vorher das Publikum unmöglich 1466 Banken controliren
konnte und ebensowenig wissen konnte, welche davon am Rande des Bankerot¬
tes standen, als es aus den taufenden von Notensorten die gefälschten heraus¬
zufinden vermochte, war gegen die erstere Gefahr vollständige Garantie gege¬
ben und die letztere war bedeutend verringert, weil die Fabrikation der Noten
von der Bundesregierung sorgfältiger eingerichtet und die Ueberwachung der
selben leichter bewerkstelligt werden konnte. So hatte man zuerst in Amerika
die Noten und das Staatspapiergeld in solchen Farben hergestellt, welche der
photographischen Nachahmung widerstehen und die Bank von Frankreich war
nachgefolgt. Die Folge war, daß trotzdem Bundespapiergeld (Kreen-LacKs)
im Betrage von ungefähr 400 Millionen Dollars umlief, trotzdem der Bank¬
noten-Umlauf in den sich gegenwärtig rund 1700 Banken theilen, schon
innerhalb drei Jahren von 245 auf 300 Millionen Dollars gestiegen war
und gegenwärtig (23. Januar 1873) 345 Millionen Dollars beträgt. Diese
bedeutende Vermehrung des Notenumlaufes um 100 Millionen Dollars
innerhalb 10 Jahren beweist deutlich, wie sehr die Concentration der Noten
ihren Umlauf, begünstigt. Der Umstand, daß die amerikanischen Banken gegen¬
wärtig ihre Noten nicht baar einlösen können, hat seinen Grund nicht in
der Haltung der Banken, fondern in der bekannten Thatsache des Umlaufs
von 386 Millionen Staatspapiergeld mit gesetzlichem Curse. Eine andere
Thatsache aber, daß nämlich die New-Yorker Banken, welche den gegenwär¬
tigen Nationalbanken zum Vorbilde gedient haben, schon vor dem Bestand
der Green-backs z. B. in der Krisis von 1837 ihre Baarzahlungen einstellen
mußten, hatte seinen Grund in der übermäßigen Annahme verzinslicher De¬
positen, welche beim Ausbrechen der Panik nicht so rasch zurückgezahlt wer-


Dollars mit Hülfe einer Reorganisation der Zettelbanken. Bis zum März
1862 waren die amerikanischen Zettelbanken Anstalten, welche ihre Concession
von den Regierungen der einzelnen Staaten erhielten. Durch ein Gesetz vom
23. März 1863 wurde das Institut der Nationalbanken gegründet und mit
solchen Borrechten ausgestattet, daß den Staatenbanken nichts anderes übrig
blieb, als sich in Nationalbanken umzuwandeln. Die Hauptbestimmung der
neuen Organisation war, daß ein einheitliches Notenformular für die ganze
Union an die Stelle von 1466 verschieden gestaltigen Noten, soviel eben
Staatenbanken existirten, gesetzt wurde und daß die Bundesnoten den Banken
fortan nur gegen Hinterlassung von Unions-Obligationen beim Staatsconlrol-
Amt verabfolgt wurden. Diese Unions-Staatspapiere werden nur zu 90^
des Curses angerechnet, die Zinsen aber vom Control-Amt den betreffenden
Banken verabreicht. Diese Einrichtung konnte gegen den frühern Zustand
als eine wesentliche Verbesserung der Credit-Umlaufsmittel betrachtet werden-
Denn während vorher das Publikum unmöglich 1466 Banken controliren
konnte und ebensowenig wissen konnte, welche davon am Rande des Bankerot¬
tes standen, als es aus den taufenden von Notensorten die gefälschten heraus¬
zufinden vermochte, war gegen die erstere Gefahr vollständige Garantie gege¬
ben und die letztere war bedeutend verringert, weil die Fabrikation der Noten
von der Bundesregierung sorgfältiger eingerichtet und die Ueberwachung der
selben leichter bewerkstelligt werden konnte. So hatte man zuerst in Amerika
die Noten und das Staatspapiergeld in solchen Farben hergestellt, welche der
photographischen Nachahmung widerstehen und die Bank von Frankreich war
nachgefolgt. Die Folge war, daß trotzdem Bundespapiergeld (Kreen-LacKs)
im Betrage von ungefähr 400 Millionen Dollars umlief, trotzdem der Bank¬
noten-Umlauf in den sich gegenwärtig rund 1700 Banken theilen, schon
innerhalb drei Jahren von 245 auf 300 Millionen Dollars gestiegen war
und gegenwärtig (23. Januar 1873) 345 Millionen Dollars beträgt. Diese
bedeutende Vermehrung des Notenumlaufes um 100 Millionen Dollars
innerhalb 10 Jahren beweist deutlich, wie sehr die Concentration der Noten
ihren Umlauf, begünstigt. Der Umstand, daß die amerikanischen Banken gegen¬
wärtig ihre Noten nicht baar einlösen können, hat seinen Grund nicht in
der Haltung der Banken, fondern in der bekannten Thatsache des Umlaufs
von 386 Millionen Staatspapiergeld mit gesetzlichem Curse. Eine andere
Thatsache aber, daß nämlich die New-Yorker Banken, welche den gegenwär¬
tigen Nationalbanken zum Vorbilde gedient haben, schon vor dem Bestand
der Green-backs z. B. in der Krisis von 1837 ihre Baarzahlungen einstellen
mußten, hatte seinen Grund in der übermäßigen Annahme verzinslicher De¬
positen, welche beim Ausbrechen der Panik nicht so rasch zurückgezahlt wer-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134976/110>, abgerufen am 05.02.2025.