Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.find gegen einander ins Feld getreten. Mit ganzer Energie hat Roderich sich Die Entwicklung verläuft in folgender Weise. Cava's Bater und Bräu¬ Die einzelnen Maßregeln Roderich's im Kirchenkampf, von denen wir find gegen einander ins Feld getreten. Mit ganzer Energie hat Roderich sich Die Entwicklung verläuft in folgender Weise. Cava's Bater und Bräu¬ Die einzelnen Maßregeln Roderich's im Kirchenkampf, von denen wir <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0100" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/133388"/> <p xml:id="ID_306" prev="#ID_305"> find gegen einander ins Feld getreten. Mit ganzer Energie hat Roderich sich<lb/> diesem Kampfe gewidmet; er hat versichert, sein Geist sei jeder anderen hem¬<lb/> menden oder ablenkenden Gefühle frei — rücksichtslos wollte er sich dieser seiner<lb/> Aufgabe widmen. Sein Gegner Sindred war dagegen der Meinung, die<lb/> Stelle zu kennen, wo der kirchenkämpfende König selbst der Hülfe der Kirche<lb/> bedürfen würde: er sah einen Weg, den König zum Dienste der Kirche selbst<lb/> zu bezwingen. Und hier benutzt Dahn nun in origineller und feiner Weise<lb/> die sagenhaften Erinnerungen an Donna Cava. Roderich, der früher als Ge¬<lb/> fangener in Afrika gelebt, hatte dort seine Freiheit verdankt der liebevollen<lb/> Theilnahme einer schönen ihm unbekannten Dame: ihr Bild lebte in seinem<lb/> Herzen, doch glaubte er ihr nie wieder begegnen zu können. Aber auch Cava,<lb/> die Tochter des Julianus Grafen von Ceuta, gedachte mit schwärmerischer Sehn¬<lb/> sucht jenes Gefangenen, den sie befreiet. Sie war das Beichtkind Sindred's, dem<lb/> es nicht entgangen, wer jener geheimnißvolle gothische Gefangene gewesen,<lb/> dessen Erinnerung Cava's Herz noch im Banne hielt. Ihr Vater, beider<lb/> Königswahl Roderich's Rivale, hatte sie dem Grafen Tulga zur Ehe bestimmt;<lb/> sie aber, sich dem väterlichen Zwange zu entziehen, flüchtete zu Sindred, der<lb/> sie ins Kloster aufnahm. Damit hatte Sindred den Preis in seine Hand er¬<lb/> halten, mit welchem er Roderich's Freundschaft zu gewinnen gedachte.</p><lb/> <p xml:id="ID_307"> Die Entwicklung verläuft in folgender Weise. Cava's Bater und Bräu¬<lb/> tigam fordern vom Könige, daß er den Erzbischof zwinge, die wider des<lb/> Vaters Willen ins Kloster eingelassene junge Nonne ihnen zurückzugeben; und<lb/> trotz der Proteste Sindred's wird auf Roderich's Befehl Cava dem Kloster<lb/> entrissen. Da aber, als Roderich und Cava sich persönlich begegnen, erkennen<lb/> beide mit einem Schlage, wer sie sind: sie sieht den Gefangenen der früheren<lb/> Tage als ihren König vor sich, er hat die für immer aufgegebene Herrin<lb/> seines Herzens gefunden; und in wenigen leidenschaftlich hin und her fliegen¬<lb/> den Worten schließt sich sofort auch der Bund dieser Herzen. Zwar erheben<lb/> Kloster und Kirche Einsprache, zwar Protestiren aufs lebhafteste der Vater<lb/> und der Verlobte gegen diesen Eingriff in geheiligte Rechte, die auch das<lb/> Königthum zu achten habe: über des Priesters Worte setzt Roderich sich hin¬<lb/> weg, und den Widerspruch der Familie bringt Julianus' Pflichtversäumniß<lb/> gegen das gothische Reich wenigstens momentan zum Schweigen. In erregter<lb/> Spannung läßt uns der zweite Aktschluß zurück.</p><lb/> <p xml:id="ID_308" next="#ID_309"> Die einzelnen Maßregeln Roderich's im Kirchenkampf, von denen wir<lb/> bis dahin gehört, waren gerechtfertigte und maßvolle Schritte zur festen Auf¬<lb/> richtung staatlicher Souverainetät. Die Kirche hatte sich jedem einzelnen Akte<lb/> des Königs widersetzt; aber Roderich hatte sich nicht beirren lassen in der Aus¬<lb/> führung seiner staatlichen Gedanken. Wohl mochte hier und da in uns, den<lb/> Lesern oder Hörern des Dramas, die Reflexion aufgestiegen sein, daß Roderich,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0100]
find gegen einander ins Feld getreten. Mit ganzer Energie hat Roderich sich
diesem Kampfe gewidmet; er hat versichert, sein Geist sei jeder anderen hem¬
menden oder ablenkenden Gefühle frei — rücksichtslos wollte er sich dieser seiner
Aufgabe widmen. Sein Gegner Sindred war dagegen der Meinung, die
Stelle zu kennen, wo der kirchenkämpfende König selbst der Hülfe der Kirche
bedürfen würde: er sah einen Weg, den König zum Dienste der Kirche selbst
zu bezwingen. Und hier benutzt Dahn nun in origineller und feiner Weise
die sagenhaften Erinnerungen an Donna Cava. Roderich, der früher als Ge¬
fangener in Afrika gelebt, hatte dort seine Freiheit verdankt der liebevollen
Theilnahme einer schönen ihm unbekannten Dame: ihr Bild lebte in seinem
Herzen, doch glaubte er ihr nie wieder begegnen zu können. Aber auch Cava,
die Tochter des Julianus Grafen von Ceuta, gedachte mit schwärmerischer Sehn¬
sucht jenes Gefangenen, den sie befreiet. Sie war das Beichtkind Sindred's, dem
es nicht entgangen, wer jener geheimnißvolle gothische Gefangene gewesen,
dessen Erinnerung Cava's Herz noch im Banne hielt. Ihr Vater, beider
Königswahl Roderich's Rivale, hatte sie dem Grafen Tulga zur Ehe bestimmt;
sie aber, sich dem väterlichen Zwange zu entziehen, flüchtete zu Sindred, der
sie ins Kloster aufnahm. Damit hatte Sindred den Preis in seine Hand er¬
halten, mit welchem er Roderich's Freundschaft zu gewinnen gedachte.
Die Entwicklung verläuft in folgender Weise. Cava's Bater und Bräu¬
tigam fordern vom Könige, daß er den Erzbischof zwinge, die wider des
Vaters Willen ins Kloster eingelassene junge Nonne ihnen zurückzugeben; und
trotz der Proteste Sindred's wird auf Roderich's Befehl Cava dem Kloster
entrissen. Da aber, als Roderich und Cava sich persönlich begegnen, erkennen
beide mit einem Schlage, wer sie sind: sie sieht den Gefangenen der früheren
Tage als ihren König vor sich, er hat die für immer aufgegebene Herrin
seines Herzens gefunden; und in wenigen leidenschaftlich hin und her fliegen¬
den Worten schließt sich sofort auch der Bund dieser Herzen. Zwar erheben
Kloster und Kirche Einsprache, zwar Protestiren aufs lebhafteste der Vater
und der Verlobte gegen diesen Eingriff in geheiligte Rechte, die auch das
Königthum zu achten habe: über des Priesters Worte setzt Roderich sich hin¬
weg, und den Widerspruch der Familie bringt Julianus' Pflichtversäumniß
gegen das gothische Reich wenigstens momentan zum Schweigen. In erregter
Spannung läßt uns der zweite Aktschluß zurück.
Die einzelnen Maßregeln Roderich's im Kirchenkampf, von denen wir
bis dahin gehört, waren gerechtfertigte und maßvolle Schritte zur festen Auf¬
richtung staatlicher Souverainetät. Die Kirche hatte sich jedem einzelnen Akte
des Königs widersetzt; aber Roderich hatte sich nicht beirren lassen in der Aus¬
führung seiner staatlichen Gedanken. Wohl mochte hier und da in uns, den
Lesern oder Hörern des Dramas, die Reflexion aufgestiegen sein, daß Roderich,
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