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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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diesen Stoß in der rechten Flanke, indem sie auf Point du jour vorgingen.
Einige hundert Schritt westlich dieses Ortes faßten sie festen Fuß. -- Se.
Hubert war nicht verloren gewesen, und die L4er gingen nun darüber hinaus
gegen die Schützengräben bei der Ferne Moscou, deren stark besetzte Linien
der helle Schein des Schnellfeuers erkennen ließ. Moscou selbst konnte trotz
mehrfacher heldenmütiger Anläufe, welche viel edles Blut kosteten, nicht ge¬
nommen werden.

Das Abenddunkel, das fortwährende nachdrängen neuer Truppen auf
die Hochfläche, das Zurückströmen der Verwundeten und der Versprengten,
die reiterlos umherirrenden Pferde, erschwerten das Aufrechterhalten der Ord¬
nung in hohem Grade, obgleich die obersten Führer persönlich überall zur
Stelle waren und dem Zusammenhange der Bewegungen ihre hingebende
Sorgfalt sicherten. Oft mußte das Feuer unterbrochen werden, da Freund
und Feind zuweilen nicht mehr unterschieden werden konnten.

Der Avantgarde der 3. Division war ihr Gros gefolgt. Das Regiment
No. 14 ward alsbald in das dichte Gewühl südlich von Se. Hubert hinein¬
gezogen; auf dem Felde südlich der Chaussee trat das Regiment No. 2 in
den Kampf. Auf dem Bergabhange westlich Point du jour entwickelte sich
das Regiment No. 42.

Auch, der 4. Division war der Befehl zum Vorrücken auf die Hochfläche
östlich der Manne zugegangen, und um 2 Uhr stand das 21. Regt, bei Se.
Hubert, das 61. auf dem Bergabhang südlich der großen Straße.

Mittlerweile hatte jedoch die oberste Heerführung Anordnungen zum Ein¬
stellen eines Kampfes erlassen, der im nächtlichen Dunkel kaum noch Ent¬
scheidung bringen konnte. Man beschloß, während der Nacht den eroberten
Berghang vor Moscou und Point du jour mit dem 2. Armee-Corps fest¬
zuhalten und hinter diesem das 8. und die hier im Kampfe gewesenen Theile
des 7. Corps zu sammeln -- ein Unternehmen, das unter den obwaltenden
Umständen viel Zeit und Mühe kostete, obgleich der Feind sich jedes Gegen¬
stoßes enthielt und nur gelegentlich seine Mitrailleusen aufs Gerathewol ins
Dunkel feuern ließ.

So standen sich auf dem südlichen Theile des großen Schlachtfeldes von
Gravelotte-Se. Privat bei Einbruch der Nacht Franzosen und Deutsche in
nächster Nähe noch immer drohend gegenüber, bereit am folgenden Morgen
den Kampf aufs Neue zu beginnen. -- Auf dem nördlichen Theile des
Schlachtfeldes aber hatten die Deutschen zu dieser Zeit bereits den vollen
S M. ^. ieg erkämpft. (Schluß folgt.)




diesen Stoß in der rechten Flanke, indem sie auf Point du jour vorgingen.
Einige hundert Schritt westlich dieses Ortes faßten sie festen Fuß. — Se.
Hubert war nicht verloren gewesen, und die L4er gingen nun darüber hinaus
gegen die Schützengräben bei der Ferne Moscou, deren stark besetzte Linien
der helle Schein des Schnellfeuers erkennen ließ. Moscou selbst konnte trotz
mehrfacher heldenmütiger Anläufe, welche viel edles Blut kosteten, nicht ge¬
nommen werden.

Das Abenddunkel, das fortwährende nachdrängen neuer Truppen auf
die Hochfläche, das Zurückströmen der Verwundeten und der Versprengten,
die reiterlos umherirrenden Pferde, erschwerten das Aufrechterhalten der Ord¬
nung in hohem Grade, obgleich die obersten Führer persönlich überall zur
Stelle waren und dem Zusammenhange der Bewegungen ihre hingebende
Sorgfalt sicherten. Oft mußte das Feuer unterbrochen werden, da Freund
und Feind zuweilen nicht mehr unterschieden werden konnten.

Der Avantgarde der 3. Division war ihr Gros gefolgt. Das Regiment
No. 14 ward alsbald in das dichte Gewühl südlich von Se. Hubert hinein¬
gezogen; auf dem Felde südlich der Chaussee trat das Regiment No. 2 in
den Kampf. Auf dem Bergabhange westlich Point du jour entwickelte sich
das Regiment No. 42.

Auch, der 4. Division war der Befehl zum Vorrücken auf die Hochfläche
östlich der Manne zugegangen, und um 2 Uhr stand das 21. Regt, bei Se.
Hubert, das 61. auf dem Bergabhang südlich der großen Straße.

Mittlerweile hatte jedoch die oberste Heerführung Anordnungen zum Ein¬
stellen eines Kampfes erlassen, der im nächtlichen Dunkel kaum noch Ent¬
scheidung bringen konnte. Man beschloß, während der Nacht den eroberten
Berghang vor Moscou und Point du jour mit dem 2. Armee-Corps fest¬
zuhalten und hinter diesem das 8. und die hier im Kampfe gewesenen Theile
des 7. Corps zu sammeln — ein Unternehmen, das unter den obwaltenden
Umständen viel Zeit und Mühe kostete, obgleich der Feind sich jedes Gegen¬
stoßes enthielt und nur gelegentlich seine Mitrailleusen aufs Gerathewol ins
Dunkel feuern ließ.

So standen sich auf dem südlichen Theile des großen Schlachtfeldes von
Gravelotte-Se. Privat bei Einbruch der Nacht Franzosen und Deutsche in
nächster Nähe noch immer drohend gegenüber, bereit am folgenden Morgen
den Kampf aufs Neue zu beginnen. — Auf dem nördlichen Theile des
Schlachtfeldes aber hatten die Deutschen zu dieser Zeit bereits den vollen
S M. ^. ieg erkämpft. (Schluß folgt.)




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/68>, abgerufen am 23.07.2024.