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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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worden! Ein Blick auf die zu jener Zeit erschienenen Karten gegenüber den
heute publicirten zeigt ein völlig verändertes Bild von Innerasien und Jnner-
afrika, wesentlich Umgestaltungen in Australien und in der Nordpolarregion.
Neben den bereits erwähnten guten Eigenschaften des Stieler'schen Atlas ist
eben die Frische, die Schlagfertigkeit desselben, seine Ergänzung bis auf die
Gegenwart sein größter Vorzug und so wird der Geograph, der Schulmann,
der Politiker, Zeitungsleser und Staatsmann ihn nicht entbehren können.

In Verbindung mit den Perthes'schen Kartenwerken stehen zwei periodische
Unternehmungen, welche so recht eigentlich als fortlaufende Ergänzungen der
Atlanten gelten können. Das erste sind die "Geographischen Mit¬
theilungen" von August Petermann, über die wir hier kein Wort
zu verlieren brauchen -- sind sie doch nun seit zwanzig Jahren eine der her-
vorragendsten periodischen Zeitschriften im Gebiete der Geographie, anerkannt
nicht nur in Deutschland, sondern bei allen Culturvölkern. Ihr Vorzug vor
allen ähnlichen Journalen sind die vortrefflichen Karten.

Das zweite Unternehmen ist E. Behm's "Geographisches Jahr¬
buch", welches seit 1866 unter Mitwirkung hervorragender Fachmänner er¬
scheint. Als der verdienstvolle Mitredacteur der "geographischen Mittheilungen"
zum ersten Male sein Jahrbuch in die Welt schickte, existirte in Deutschland
nichts ähnliches, während die Franzosen Violen Se. Martin's vortreffliches
Annuaire hatten, welches indessen weit einseitiger ist. Behm hatte sich zwei
Aufgaben gestellt, er wollte einmal geographische Zahlennachweise liefern,
also das am raschesten wechselnde Element in der Erdkunde alljährlich neu
bringen. Angaben über den Flächeninhalt, die Bevölkerung, über Höhen,
Tiefen ze. sind in ewigem Flusse und das beste Handbuch erscheint in dieser
Beziehung bei seinem Erscheinen schon veraltet. Die zweite Aufgabe bestand
in der Darstellung der Fortschritte der Erdkunde in ihren verschiedenen Dis¬
ciplinen. Die physikalische Geographie, wie Ethnographie und die Geschichte
der Reisen wurden genau verzeichnet.

Aus dem Jahrbuch ist nun allerdings ein Zweijahrbuch geworden, ohne
daß wir darüber klagen könnten, aber schmerzlich vermissen wir das Wegfallen
der Zahlennachweise gerade an dieser Stelle seit dem vierten Bande. Freilich
ist dafür Ersatz geleistet in den von Wagner und Behm herausgegebenen
"Ergänzungsheften", welche den Titel führen "die Bevölkerung der Erde" --
aber schon das unbequeme Format derselben, die Trennung dieses Theiles
von demjenigen, der die Fortschritte der Erdkunde behandelt und der leicht
und bequem zur Hand steht, läßt uns dieses Vorgehen bedauern. Man muß
jetzt zwei Werke zur Hand nehmen, wo früher eines genügte. Das Ver¬
sprechen alljährlich den Bevölkerungsstatistischen Theil zu bringen, damit"


Grenzboten l. 1875. 59

worden! Ein Blick auf die zu jener Zeit erschienenen Karten gegenüber den
heute publicirten zeigt ein völlig verändertes Bild von Innerasien und Jnner-
afrika, wesentlich Umgestaltungen in Australien und in der Nordpolarregion.
Neben den bereits erwähnten guten Eigenschaften des Stieler'schen Atlas ist
eben die Frische, die Schlagfertigkeit desselben, seine Ergänzung bis auf die
Gegenwart sein größter Vorzug und so wird der Geograph, der Schulmann,
der Politiker, Zeitungsleser und Staatsmann ihn nicht entbehren können.

In Verbindung mit den Perthes'schen Kartenwerken stehen zwei periodische
Unternehmungen, welche so recht eigentlich als fortlaufende Ergänzungen der
Atlanten gelten können. Das erste sind die „Geographischen Mit¬
theilungen" von August Petermann, über die wir hier kein Wort
zu verlieren brauchen — sind sie doch nun seit zwanzig Jahren eine der her-
vorragendsten periodischen Zeitschriften im Gebiete der Geographie, anerkannt
nicht nur in Deutschland, sondern bei allen Culturvölkern. Ihr Vorzug vor
allen ähnlichen Journalen sind die vortrefflichen Karten.

Das zweite Unternehmen ist E. Behm's „Geographisches Jahr¬
buch", welches seit 1866 unter Mitwirkung hervorragender Fachmänner er¬
scheint. Als der verdienstvolle Mitredacteur der „geographischen Mittheilungen"
zum ersten Male sein Jahrbuch in die Welt schickte, existirte in Deutschland
nichts ähnliches, während die Franzosen Violen Se. Martin's vortreffliches
Annuaire hatten, welches indessen weit einseitiger ist. Behm hatte sich zwei
Aufgaben gestellt, er wollte einmal geographische Zahlennachweise liefern,
also das am raschesten wechselnde Element in der Erdkunde alljährlich neu
bringen. Angaben über den Flächeninhalt, die Bevölkerung, über Höhen,
Tiefen ze. sind in ewigem Flusse und das beste Handbuch erscheint in dieser
Beziehung bei seinem Erscheinen schon veraltet. Die zweite Aufgabe bestand
in der Darstellung der Fortschritte der Erdkunde in ihren verschiedenen Dis¬
ciplinen. Die physikalische Geographie, wie Ethnographie und die Geschichte
der Reisen wurden genau verzeichnet.

Aus dem Jahrbuch ist nun allerdings ein Zweijahrbuch geworden, ohne
daß wir darüber klagen könnten, aber schmerzlich vermissen wir das Wegfallen
der Zahlennachweise gerade an dieser Stelle seit dem vierten Bande. Freilich
ist dafür Ersatz geleistet in den von Wagner und Behm herausgegebenen
„Ergänzungsheften", welche den Titel führen „die Bevölkerung der Erde" —
aber schon das unbequeme Format derselben, die Trennung dieses Theiles
von demjenigen, der die Fortschritte der Erdkunde behandelt und der leicht
und bequem zur Hand steht, läßt uns dieses Vorgehen bedauern. Man muß
jetzt zwei Werke zur Hand nehmen, wo früher eines genügte. Das Ver¬
sprechen alljährlich den Bevölkerungsstatistischen Theil zu bringen, damit"


Grenzboten l. 1875. 59
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/473>, abgerufen am 23.07.2024.