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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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beschäftigt, und unser lieber Stackelberg machte sehr schöne ausgeführte Zeich¬
nungen von unserer Sammlung.

Mein Aufenthalt zu Zarte war übrigens sehr angenehm, denn außer
dem Hause der Fr. Gräfin waren wir bey dem General Airey vorzüglich gut
aufgenommen, wo ich besonders durch die gebildete Generalin, aus der Familie
der berühmten Talbot viel frohe Stunden mit meinen Freunden hinbrachte.
-- Ich lernte dort den interessanten Major de Basset, einen Schweitzer, der
Commandant auf Zephalonia ist, und sehr viel Verdienst um diese Insel hat,
und den Artillerie-Capitän Bernsbach, Hannoveraner, einen sehr braven lieben
Mann kennen. -- Außer diesen fand ich von Kamp ez, Meklenburger, der
in preußischen Diensten gestanden hat, und nun als Leutenant bey dem Engl.
Regiment Corse ist, wo auch unser lieber Better Fürer dient, welcher mir die
Freude machte, mich von Zephalonien aus auf ein paar Tage zu besuchen.
-- Bey der Generalin und Gräfin Lunzi fanden wir Fortepianos, durch
welche uns unsere Freunde Stackelberg und Brönstedt viel Genus schufen,
und es gelang mir auch wieder eine Flöte zu acquiriren, die ich seit Rom
aufgeben hatte müssen. -- Ich zeichnete für die Generalin die Vue ihres
Landhauses, und unter andern für mich eine ausgedehnte Zeichnung von
Zarte und seinen Umgebungen. Mein Freund Brönstedt setzte unsern Koch
auf dem englischen Kirchhofe ein Monument, wobey ich ihm Hülfe leistete. --
Im November verließ uns dieser treue Freund und seit Jahren Reisegefährte
und nahm den ältesten Sohn der Gräfin Lunzi mit nach seinem Vaterlande.
-- Mein Freund Gropius lag an einer Fieber-Krankheit einige Wochen
nieder. -- Herr Professor Wagner, abgesandt von dem Kronprinzen von
Baiern, um für die eginetischen Statuen zu werben, kam an, und brachte den
Befehl des Prinzen an mich mit, demselben alles was ich indessen für ihn
acquirirt haben würde, einzuhändigen, mit dem Ausdruck, mich hinfort nicht
mehr für sich bemühen zu wollen. -- Ich darf Dir nicht sagen wie kränkend
dieses für mich seyn mußte, nachdem ich mit rastlosem Eifer unausgesezt für
sein Interesse bemüht gewesen war. -- Er hatte selbst bey Einigen die Mey¬
nungen erregt, daß ich ungetreu mit seinen Geldern umgegangen sey. -- Das
Verspätten meiner Briefe mochte wohl den Prinzen zu jenem Befehl veran¬
laßt haben, und sein späteres und bis auf diesen Augenblick mir bewiesenes
Vertrauen, hat jene Wunde geheilt. --

Meine Freunde waren bis auf den lieben Stackelberg nun alle von Zarte
wieder weggereißt, und mich hatte die Sorgfalt für unsern Marmor und
dann die widrigen Winde noch lange dort zurückgehalten. Doch am 24. Dec.
1812 schiffte ich mich auf einer kleinen Canonier - Barke ein, die der gute
General Airey mir zu benützen erlaubt hatte. Auch am nehmlichen Tage
reißte mein lieber Stadelberg, die übrigen Ionischen Inseln zu besuchen, ab.


beschäftigt, und unser lieber Stackelberg machte sehr schöne ausgeführte Zeich¬
nungen von unserer Sammlung.

Mein Aufenthalt zu Zarte war übrigens sehr angenehm, denn außer
dem Hause der Fr. Gräfin waren wir bey dem General Airey vorzüglich gut
aufgenommen, wo ich besonders durch die gebildete Generalin, aus der Familie
der berühmten Talbot viel frohe Stunden mit meinen Freunden hinbrachte.
— Ich lernte dort den interessanten Major de Basset, einen Schweitzer, der
Commandant auf Zephalonia ist, und sehr viel Verdienst um diese Insel hat,
und den Artillerie-Capitän Bernsbach, Hannoveraner, einen sehr braven lieben
Mann kennen. — Außer diesen fand ich von Kamp ez, Meklenburger, der
in preußischen Diensten gestanden hat, und nun als Leutenant bey dem Engl.
Regiment Corse ist, wo auch unser lieber Better Fürer dient, welcher mir die
Freude machte, mich von Zephalonien aus auf ein paar Tage zu besuchen.
— Bey der Generalin und Gräfin Lunzi fanden wir Fortepianos, durch
welche uns unsere Freunde Stackelberg und Brönstedt viel Genus schufen,
und es gelang mir auch wieder eine Flöte zu acquiriren, die ich seit Rom
aufgeben hatte müssen. — Ich zeichnete für die Generalin die Vue ihres
Landhauses, und unter andern für mich eine ausgedehnte Zeichnung von
Zarte und seinen Umgebungen. Mein Freund Brönstedt setzte unsern Koch
auf dem englischen Kirchhofe ein Monument, wobey ich ihm Hülfe leistete. —
Im November verließ uns dieser treue Freund und seit Jahren Reisegefährte
und nahm den ältesten Sohn der Gräfin Lunzi mit nach seinem Vaterlande.
— Mein Freund Gropius lag an einer Fieber-Krankheit einige Wochen
nieder. — Herr Professor Wagner, abgesandt von dem Kronprinzen von
Baiern, um für die eginetischen Statuen zu werben, kam an, und brachte den
Befehl des Prinzen an mich mit, demselben alles was ich indessen für ihn
acquirirt haben würde, einzuhändigen, mit dem Ausdruck, mich hinfort nicht
mehr für sich bemühen zu wollen. — Ich darf Dir nicht sagen wie kränkend
dieses für mich seyn mußte, nachdem ich mit rastlosem Eifer unausgesezt für
sein Interesse bemüht gewesen war. — Er hatte selbst bey Einigen die Mey¬
nungen erregt, daß ich ungetreu mit seinen Geldern umgegangen sey. — Das
Verspätten meiner Briefe mochte wohl den Prinzen zu jenem Befehl veran¬
laßt haben, und sein späteres und bis auf diesen Augenblick mir bewiesenes
Vertrauen, hat jene Wunde geheilt. —

Meine Freunde waren bis auf den lieben Stackelberg nun alle von Zarte
wieder weggereißt, und mich hatte die Sorgfalt für unsern Marmor und
dann die widrigen Winde noch lange dort zurückgehalten. Doch am 24. Dec.
1812 schiffte ich mich auf einer kleinen Canonier - Barke ein, die der gute
General Airey mir zu benützen erlaubt hatte. Auch am nehmlichen Tage
reißte mein lieber Stadelberg, die übrigen Ionischen Inseln zu besuchen, ab.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/269>, abgerufen am 23.07.2024.