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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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theidigungsfähigkeit dieser an sich schon starken Stellung steigerten die Truppen
noch durch Erdarbeiter,. Namentlich vor der Front des 2. und 3. Corps
entstand ein zusammenhangendes System von Batterieeinschnitten, Schützen-
graben und gedeckten Verbindungen, und Gehöfte wie Point du jour, Moscou
und Se. Hubert sahen sich in kleine Forts verwandelt. Seltsamerweise wurden
gerade auf dem von Natur am wenigsten starken rechten Flügel, mit Aus¬
nahme einiger Schützengräben, keine Befestigungen angelegt, wie es denn auch
befremden muß, die Reserven auf dem linken Flügel gehäuft zu finden, der
doch durch das unmittelbar dahinter liegende Fort Se. Quentin und durch
die Anlehnung an da? Moselthal an und für sich schon eine ganz ausnahms¬
weise Stärke besaß. Aber Bazaine hat von Anfang an für diesen Flügel
die lebhafteste Besorgniß gehegt.

Am 18. August früh 6 Uhr traf der König auf der Höhe südlich
Flavigny (also in der Nähe des 9. Corps) ein. um beide deutsche Armeen
von hier aus, soweit erforderlich, unmittelbar und einheitlich zu leiten.
Während vor der Front des 7. Armee-Corps ein leichtes Plänklergefecht statt¬
fand und das 8. Corps seine Verbindung mit dem rechten Flügel der
II. Armee herstellte, befand sich die letztere in voller Bewegung. Prinz
Friedrich Karl hatte um 5 Uhr den kommandirenden Generalen mündlich die
folgenden Befehle ertheilt: -- Das 12. Corps tritt als äußerster linker Flügel
sogleich an; rechts rückwärts folgt die Garde, rechts rückwärts dieser das
9. Corps. Das 12. Corps geht auf Jarny , die Garde zwischen Rezonville
und Vionville vor. Zwischen ihr und dem 9. Corps folgt das 3. Corps,
dessen Coips-Artillerie zur Verfügung des Oberkommandos bleibt. Dem 12.
folgt das 10. Corps mit der 5. Kavall.-Division derart, daß es die Marschrichtung
zwischen den Sachsen und der Garde innehält. -- Ob das Verhalten des Feindes
eine Schwenkung nach rechts oder links ergeben werde, sei noch nicht zu be¬
stimmen; zunächst handele es sich um den Vormarsch von einer kleinen Meile
an die Straße von Etain und zwar in massirten Divisionen, die Corps-
Artillerie zwischen den beiden Divisionen jedes Armee-Corps. -- Die Garde
wurde aufmerksam gemacht auf die Möglichkeit einer Marschkreuzung mit den
Sachsen, welche den äußersten linken Flügel einnehmen sollten, auf dem sich
zunächst noch das Garde-Corps selbst befand. Man wollte dieses mehr in der
Mitte der voraussichtlichen Schlachtlinie zur Hand haben. -- Der Marsch wurde
in der befohlenen Weise, zunächst vom 12. und vom Garde-Corps an¬
getreten.

Im großen Hauptquartier des Königs hatte man indessen die
Anschauung gewonnen, daß die Hauptmacht des iFeindes auf Metz zurück¬
gegangen sei und mit dem rechten Flügel etwa bei Amanvillers stehe. Unter


theidigungsfähigkeit dieser an sich schon starken Stellung steigerten die Truppen
noch durch Erdarbeiter,. Namentlich vor der Front des 2. und 3. Corps
entstand ein zusammenhangendes System von Batterieeinschnitten, Schützen-
graben und gedeckten Verbindungen, und Gehöfte wie Point du jour, Moscou
und Se. Hubert sahen sich in kleine Forts verwandelt. Seltsamerweise wurden
gerade auf dem von Natur am wenigsten starken rechten Flügel, mit Aus¬
nahme einiger Schützengräben, keine Befestigungen angelegt, wie es denn auch
befremden muß, die Reserven auf dem linken Flügel gehäuft zu finden, der
doch durch das unmittelbar dahinter liegende Fort Se. Quentin und durch
die Anlehnung an da? Moselthal an und für sich schon eine ganz ausnahms¬
weise Stärke besaß. Aber Bazaine hat von Anfang an für diesen Flügel
die lebhafteste Besorgniß gehegt.

Am 18. August früh 6 Uhr traf der König auf der Höhe südlich
Flavigny (also in der Nähe des 9. Corps) ein. um beide deutsche Armeen
von hier aus, soweit erforderlich, unmittelbar und einheitlich zu leiten.
Während vor der Front des 7. Armee-Corps ein leichtes Plänklergefecht statt¬
fand und das 8. Corps seine Verbindung mit dem rechten Flügel der
II. Armee herstellte, befand sich die letztere in voller Bewegung. Prinz
Friedrich Karl hatte um 5 Uhr den kommandirenden Generalen mündlich die
folgenden Befehle ertheilt: — Das 12. Corps tritt als äußerster linker Flügel
sogleich an; rechts rückwärts folgt die Garde, rechts rückwärts dieser das
9. Corps. Das 12. Corps geht auf Jarny , die Garde zwischen Rezonville
und Vionville vor. Zwischen ihr und dem 9. Corps folgt das 3. Corps,
dessen Coips-Artillerie zur Verfügung des Oberkommandos bleibt. Dem 12.
folgt das 10. Corps mit der 5. Kavall.-Division derart, daß es die Marschrichtung
zwischen den Sachsen und der Garde innehält. — Ob das Verhalten des Feindes
eine Schwenkung nach rechts oder links ergeben werde, sei noch nicht zu be¬
stimmen; zunächst handele es sich um den Vormarsch von einer kleinen Meile
an die Straße von Etain und zwar in massirten Divisionen, die Corps-
Artillerie zwischen den beiden Divisionen jedes Armee-Corps. — Die Garde
wurde aufmerksam gemacht auf die Möglichkeit einer Marschkreuzung mit den
Sachsen, welche den äußersten linken Flügel einnehmen sollten, auf dem sich
zunächst noch das Garde-Corps selbst befand. Man wollte dieses mehr in der
Mitte der voraussichtlichen Schlachtlinie zur Hand haben. — Der Marsch wurde
in der befohlenen Weise, zunächst vom 12. und vom Garde-Corps an¬
getreten.

Im großen Hauptquartier des Königs hatte man indessen die
Anschauung gewonnen, daß die Hauptmacht des iFeindes auf Metz zurück¬
gegangen sei und mit dem rechten Flügel etwa bei Amanvillers stehe. Unter


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/18>, abgerufen am 23.07.2024.