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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.

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Sinn besonders hinweisen sieht. Den interessanten vergleichenden Hinblick auf
Berlin überlasse ich vollends dem Herrn Verfasser, Im Uebrigen frage ich:
wo habe ich denn die jetzigen Zustände, die Verdienste und Leistungen Jenas
in ungünstigeren Lichte, unter der Wirklichkeit angesehen? Es galt die
finanzielle Lage zu schildern. Ich hatte also keine Veranlassung, aus¬
führlicher auf die geistige Thätigkeit und ihre Erfolge einzugehen. Soviel
jedoch leuchtet wohl jedem Unbefangenen zur Genüge ein und ist auch an
verschiedenen Stellen ausdrücklich hervorgehoben, daß gerade darum, weil sich
Jena in der Vergangenheit höchst lebensfähig bewiesen hat und in der
Gegenwart in jeder Richtung noch beweist, weil es eine wichtige, ja unent.
^ehrliche Kulturstätte bildet, mit ernster Sorge die finanzielle Zukunft erwogen
werden muß.

Wenn also der Grund, dem der Herr Korrespondent der "gewissen Mi߬
stimmung" unterlegt, wirklich der einzige ist, dann erscheint diese Mißstimmung
gewiß die unbegründetste, die nur gedacht werden kann. Ob überhaupt Miß.
Stimmung vorhanden, in welchem Maaße und in welchen Kreisen, weiß ich
nicht. An gegentheiligen Aeußerungen fehlt es durchaus nicht. Das kann
^ mit Genugthuung behaupten. Einen anderen Grund der Mißstimmung
^um ich nicht voraussetzen. Die Data und Zahlen, auf denen meine Dar¬
stellung fußt, beruhen gleich den Angaben, die ich schon im Landtage zu
Weimar machte, überall auf genauen Auszügen aus den akademischen Rech¬
nungen. Dem Verlangen des Landtags gemäß legte die Großherzogliche
Regierung bereitwillig die Hauptrechnungen von 1870--1872 mit allen Neben¬
rechnungen dem Landtage und damit der Oeffentlichkeit vor. Aus warmem
Interesse für die Zukunft der Hochschule entschloß ich mich, nicht ohne An-
^gnug von verschiedenen Seiten her. die auf solchem Wege gewonnenen Ein¬
blicke weiteren Kreisen zu überliefern. Die Verbreitung der Wahrheit kann
schädlich und könnte einen Grund zur Mißstimmung nur bet denen bieten,
^lebe die Darlegung der Wahrheit für schädlich zu halten vermögen. So
^"s voraussetzen, annehmen, daß es für die Universität zuträglicher sei.
^glichst Alles im Verborgenen zu lassen, ist ein Gedanke, den man nicht
^nten soll. Mir und nicht mir allein erscheint die Darlegung der Wahrheit,
°r vollen ungeschminkten Wahrheit der thatsächlichen Verhältnisse als das
würdige und aussichtsvolle Mittel, um für die Universität bei den Re-
^"ngen und Landtagen zu wirken.

Ob aber die Folgerungen, die ich aus überaus deutlich redenden
gezogen habe, die Besorgnisse und Wünsche, die daraus hergeleitet
^den. unrichtig seien, mag Jedermanns Einsicht entscheiden. Welche
Gierigkeiten das eine oder das andere der von mir angedeuteten Aushülfe-
^1 darbieten maz, ist nicht verschwiegen worden. Subjektive Antipathien,


Sinn besonders hinweisen sieht. Den interessanten vergleichenden Hinblick auf
Berlin überlasse ich vollends dem Herrn Verfasser, Im Uebrigen frage ich:
wo habe ich denn die jetzigen Zustände, die Verdienste und Leistungen Jenas
in ungünstigeren Lichte, unter der Wirklichkeit angesehen? Es galt die
finanzielle Lage zu schildern. Ich hatte also keine Veranlassung, aus¬
führlicher auf die geistige Thätigkeit und ihre Erfolge einzugehen. Soviel
jedoch leuchtet wohl jedem Unbefangenen zur Genüge ein und ist auch an
verschiedenen Stellen ausdrücklich hervorgehoben, daß gerade darum, weil sich
Jena in der Vergangenheit höchst lebensfähig bewiesen hat und in der
Gegenwart in jeder Richtung noch beweist, weil es eine wichtige, ja unent.
^ehrliche Kulturstätte bildet, mit ernster Sorge die finanzielle Zukunft erwogen
werden muß.

Wenn also der Grund, dem der Herr Korrespondent der „gewissen Mi߬
stimmung" unterlegt, wirklich der einzige ist, dann erscheint diese Mißstimmung
gewiß die unbegründetste, die nur gedacht werden kann. Ob überhaupt Miß.
Stimmung vorhanden, in welchem Maaße und in welchen Kreisen, weiß ich
nicht. An gegentheiligen Aeußerungen fehlt es durchaus nicht. Das kann
^ mit Genugthuung behaupten. Einen anderen Grund der Mißstimmung
^um ich nicht voraussetzen. Die Data und Zahlen, auf denen meine Dar¬
stellung fußt, beruhen gleich den Angaben, die ich schon im Landtage zu
Weimar machte, überall auf genauen Auszügen aus den akademischen Rech¬
nungen. Dem Verlangen des Landtags gemäß legte die Großherzogliche
Regierung bereitwillig die Hauptrechnungen von 1870—1872 mit allen Neben¬
rechnungen dem Landtage und damit der Oeffentlichkeit vor. Aus warmem
Interesse für die Zukunft der Hochschule entschloß ich mich, nicht ohne An-
^gnug von verschiedenen Seiten her. die auf solchem Wege gewonnenen Ein¬
blicke weiteren Kreisen zu überliefern. Die Verbreitung der Wahrheit kann
schädlich und könnte einen Grund zur Mißstimmung nur bet denen bieten,
^lebe die Darlegung der Wahrheit für schädlich zu halten vermögen. So
^»s voraussetzen, annehmen, daß es für die Universität zuträglicher sei.
^glichst Alles im Verborgenen zu lassen, ist ein Gedanke, den man nicht
^nten soll. Mir und nicht mir allein erscheint die Darlegung der Wahrheit,
°r vollen ungeschminkten Wahrheit der thatsächlichen Verhältnisse als das
würdige und aussichtsvolle Mittel, um für die Universität bei den Re-
^"ngen und Landtagen zu wirken.

Ob aber die Folgerungen, die ich aus überaus deutlich redenden
gezogen habe, die Besorgnisse und Wünsche, die daraus hergeleitet
^den. unrichtig seien, mag Jedermanns Einsicht entscheiden. Welche
Gierigkeiten das eine oder das andere der von mir angedeuteten Aushülfe-
^1 darbieten maz, ist nicht verschwiegen worden. Subjektive Antipathien,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359154/75>, abgerufen am 29.12.2024.