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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.

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und daß dieses Geld dem Vaterlande durch die Großmuth des Herrn Curry
erspart worden sei, sagten die Vereinigten Staaten, daß dies die Sache nicht
ändere, und daß die drei Dollars vierzig Cents von den achtzehnhundert
Dollars Gehalt, die dem Secretär ausgeworfen worden, in Abzug gebracht
werden würden -- was denn auch geschah!" Derselben weisen Sparsamkeit
begegnete der Secretär in Betreff der von ihm eingesandten Druckrechnung
für den der "Instruction" gemäß ausgeführten Druck der Sitzungsberichte
des Abgeordnetenhauses von Nevada. Die Papierdollars der Regierung
standen in Nevada damals genau auf vierzig Cents, statt auf hundert.
Um den Preis, den die Regierung vorschrieb, war Druck und Papier schlechter¬
dings nur dann zu haben, wenn man Golddollars zahlte. Die "Jnstruc-
tionen" befahlen dem Secretär. einen von der Regierung ausgegebenen Papier¬
dollar als einem jeden andern von der Regierung ausgegebenen Dollar gleich
zu betrachten. Infolge dessen wurde der Druck der Berichte nicht fortgesetzt.
Darauf ertheilten die Vereinigten Staaten dem Secretär eine große Rüge
wegen Nichtbeachtung der "Jnstructionen" und verwarnten ihn für den Fall,
daß er keine besseren Wege wandelte. Deshalb ließ er Einiges drucken,
sandte die Rechnung mit einer vollständigen Auseinandersetzung der hohen
Preise im Territorium nach Washington und lenkte die Aufmerksamkeit auf
einen gedruckten Marktbericht, worin man bemerken werde, daß sogar Heu
mit zweihundertundfünfzig Dollars die Tonne bezahlt werde. Die Vereinigten
Staaten antworteten damit, daß sie den Betrag dieser Drucksachen von dem
Gehalte des unglücklichen Secretärs abzogen, und bemerkten außerdem mit
würdevollem Ernst, daß er in seinen "Jnstructionen" nichts finden würde,
was von ihm verlangte, er solle Heu kaufen. Nichts in der Welt ist mit so
undurchdringlicher Dunkelheit umhüllt als der Verstand eines Controlleurs
im Schatzamt der Vereinigten Staaten. Selbst die Feuerflammen des Jenseits
könnten da hinein nur ein mattflackerndes Aufglimmen werfen. In den
Tagen, von denen ich spreche, konnte man ihm nie begreiflich machen, wie
es kam, daß zwanzigtausend Dollars in Nevada, wo alle Bedürfnisse in
enormem Preise standen, nicht so weit reichten wie in den anderen Territorien,
wo außerordentliche Wohlfeilheit die Regel war. Er war ein Beamter, der
immer nur auf die kleinen Ausgaben sein Augenmerk richtete. Wie ich vorher
bemerkte, benutzte der Secretär sein Schlafzimmer als Bureau, und er berech¬
nete den Vereinigten Staaten keine Miethe, obschon seine "Jnstructionen"
dieselbe vorgesehen hatten und er sich das mit Recht hätte zu Nutze machen
können (was ich mit mehr als blitzschneller Fertigkeit gethan haben würde,
wenn ich selbst Secretär gewesen wäre). Aber die Vereinigten Staaten zollten
dieser Hingebung an ihr Interesse niemals Beifall. In der That, ich denke,
mein Vaterland schämte sich, einen so unvorsorglichen Menschen in seinem


und daß dieses Geld dem Vaterlande durch die Großmuth des Herrn Curry
erspart worden sei, sagten die Vereinigten Staaten, daß dies die Sache nicht
ändere, und daß die drei Dollars vierzig Cents von den achtzehnhundert
Dollars Gehalt, die dem Secretär ausgeworfen worden, in Abzug gebracht
werden würden — was denn auch geschah!" Derselben weisen Sparsamkeit
begegnete der Secretär in Betreff der von ihm eingesandten Druckrechnung
für den der „Instruction" gemäß ausgeführten Druck der Sitzungsberichte
des Abgeordnetenhauses von Nevada. Die Papierdollars der Regierung
standen in Nevada damals genau auf vierzig Cents, statt auf hundert.
Um den Preis, den die Regierung vorschrieb, war Druck und Papier schlechter¬
dings nur dann zu haben, wenn man Golddollars zahlte. Die „Jnstruc-
tionen" befahlen dem Secretär. einen von der Regierung ausgegebenen Papier¬
dollar als einem jeden andern von der Regierung ausgegebenen Dollar gleich
zu betrachten. Infolge dessen wurde der Druck der Berichte nicht fortgesetzt.
Darauf ertheilten die Vereinigten Staaten dem Secretär eine große Rüge
wegen Nichtbeachtung der „Jnstructionen" und verwarnten ihn für den Fall,
daß er keine besseren Wege wandelte. Deshalb ließ er Einiges drucken,
sandte die Rechnung mit einer vollständigen Auseinandersetzung der hohen
Preise im Territorium nach Washington und lenkte die Aufmerksamkeit auf
einen gedruckten Marktbericht, worin man bemerken werde, daß sogar Heu
mit zweihundertundfünfzig Dollars die Tonne bezahlt werde. Die Vereinigten
Staaten antworteten damit, daß sie den Betrag dieser Drucksachen von dem
Gehalte des unglücklichen Secretärs abzogen, und bemerkten außerdem mit
würdevollem Ernst, daß er in seinen „Jnstructionen" nichts finden würde,
was von ihm verlangte, er solle Heu kaufen. Nichts in der Welt ist mit so
undurchdringlicher Dunkelheit umhüllt als der Verstand eines Controlleurs
im Schatzamt der Vereinigten Staaten. Selbst die Feuerflammen des Jenseits
könnten da hinein nur ein mattflackerndes Aufglimmen werfen. In den
Tagen, von denen ich spreche, konnte man ihm nie begreiflich machen, wie
es kam, daß zwanzigtausend Dollars in Nevada, wo alle Bedürfnisse in
enormem Preise standen, nicht so weit reichten wie in den anderen Territorien,
wo außerordentliche Wohlfeilheit die Regel war. Er war ein Beamter, der
immer nur auf die kleinen Ausgaben sein Augenmerk richtete. Wie ich vorher
bemerkte, benutzte der Secretär sein Schlafzimmer als Bureau, und er berech¬
nete den Vereinigten Staaten keine Miethe, obschon seine „Jnstructionen"
dieselbe vorgesehen hatten und er sich das mit Recht hätte zu Nutze machen
können (was ich mit mehr als blitzschneller Fertigkeit gethan haben würde,
wenn ich selbst Secretär gewesen wäre). Aber die Vereinigten Staaten zollten
dieser Hingebung an ihr Interesse niemals Beifall. In der That, ich denke,
mein Vaterland schämte sich, einen so unvorsorglichen Menschen in seinem


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359154/378>, abgerufen am 27.07.2024.