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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.

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"Challenger" auf 2700 und 2650 Faden. Während der Meeresboden an der
europäischen Westküste, mit einzelnen Ausnahmen z. B. im Golf von Biscaya.
sich ziemlich allmälig zu dem Tiefseebecken des mittleren Theils des Oceans
hinabsenkt, ist der Absturz an den Inseln des Caraibischen Meeres
viel jäher. Nahe bei Cuba, 3 Seemeilen von der Küste, wurden 1320,
zwischen Cuba und Haiti 1750 Faden, unsern der Südküste von Haiti sogar
2136 Faden Tiefe gemessen. Dies hatte schon Irwin g (1870) bei der
Legung des submarinen Kabels nach den kleinen Westindischen Inseln ge¬
funden; es wurden von ihm zwischen Santa Cruz und Sombrero 1825,
zwischen Santa Lucia und Se. Vincent 1346 Faden Tiefe ermittelt. Von
Interesse wird die Notiz sein, daß das Loth des "Challenger" -- in der
Schwere von 3 Centnern -- bei Se. Thomas 1 Stunde 12 Minuten ge¬
brauchte, um in 3900 Faden Tiefe auf dem Boden zu gelangen, während zum
Hinaufwinden der Leine (ohne Gewichte) 2 Stunden Zeit erforderlich waren.

Der "Challenger" durchkreuzte den Atlantischen Ocean im Jahre 1873
dreimal, und gewann hierbei bereits zuverlässige Grundlagen für eine Mappirung
der Bodenumrisse des nordatlantischen Meeres. Das Bodenrelief des
letzteren läßt sich graphisch durch die Form eines L, aber umgeändert in ein
liegendes veranschaulichen. Dieses Bild stellt die Träne des von der Höhe
der Bahama-Jnseln bis nach der Afrikanischen Westküste hin, zwischen Canari-
schen und Cap Verde-Inseln, von Westen nach Osten streichenden tiefsten
Kanals dar, der sich 2500 und mehr Faden tief in den Boden einsenkt.

Zwei andere tiefe Rinnen gehen von Norden nach Süden. Die eine
zieht sich zwischen Madeira und San Miguel an der europäischen Seite des
Oceans bis zur Breite des britischen Nordsee-Kanals und an der amerikanischen
Seite zwischen der Milne und Neufundland-Bank bis zu 48" N. B. hin;
die andere streicht zu beiden Seiten der Bank "Dolphin Rise" (östlich von
den Antillen) hin und dehnt sich westwärts bis 12" N. B. östlich, parallel
mit der afrikanischen Küste, aber bis zum Tiefbecken des südatlantischen Oceans
aus. An diese Einsenkungen schließen sich nördlich und südlich von den
Azoren Plateaus von 2000 Faden Tiefe. Diese erstrecken sich ostwärts bis
zum 52° N. B., westwärts bis zum Eingänge in die Davisstraße (Grön¬
land) ; im Süden der Azoren streichen sie östlich von der Brasilianischen Küste
zwischen Se. Paul Rocks und dem Eiland Fernando Noronha hin. um dann
weiter südlich ebenfalls in die südatlantische Tiefsee hinüberzuführen. Es
sind dies nur die Hauptlinien für Feststellung des nordatlanttschen Boden¬
reliefs, deren weitere Fixirung natürlich fortgesetzter Messungen bedarf; sie
haben aber die Bahn für diese weiteren Feststellungen so wesentlich geebnet,
daß die vollständige Mappirung des Bodenreliefs im nordatlantischen Ocean
keinen besonderen Schwierigkeiten mehr begegnet.


„Challenger" auf 2700 und 2650 Faden. Während der Meeresboden an der
europäischen Westküste, mit einzelnen Ausnahmen z. B. im Golf von Biscaya.
sich ziemlich allmälig zu dem Tiefseebecken des mittleren Theils des Oceans
hinabsenkt, ist der Absturz an den Inseln des Caraibischen Meeres
viel jäher. Nahe bei Cuba, 3 Seemeilen von der Küste, wurden 1320,
zwischen Cuba und Haiti 1750 Faden, unsern der Südküste von Haiti sogar
2136 Faden Tiefe gemessen. Dies hatte schon Irwin g (1870) bei der
Legung des submarinen Kabels nach den kleinen Westindischen Inseln ge¬
funden; es wurden von ihm zwischen Santa Cruz und Sombrero 1825,
zwischen Santa Lucia und Se. Vincent 1346 Faden Tiefe ermittelt. Von
Interesse wird die Notiz sein, daß das Loth des „Challenger" — in der
Schwere von 3 Centnern — bei Se. Thomas 1 Stunde 12 Minuten ge¬
brauchte, um in 3900 Faden Tiefe auf dem Boden zu gelangen, während zum
Hinaufwinden der Leine (ohne Gewichte) 2 Stunden Zeit erforderlich waren.

Der „Challenger" durchkreuzte den Atlantischen Ocean im Jahre 1873
dreimal, und gewann hierbei bereits zuverlässige Grundlagen für eine Mappirung
der Bodenumrisse des nordatlantischen Meeres. Das Bodenrelief des
letzteren läßt sich graphisch durch die Form eines L, aber umgeändert in ein
liegendes veranschaulichen. Dieses Bild stellt die Träne des von der Höhe
der Bahama-Jnseln bis nach der Afrikanischen Westküste hin, zwischen Canari-
schen und Cap Verde-Inseln, von Westen nach Osten streichenden tiefsten
Kanals dar, der sich 2500 und mehr Faden tief in den Boden einsenkt.

Zwei andere tiefe Rinnen gehen von Norden nach Süden. Die eine
zieht sich zwischen Madeira und San Miguel an der europäischen Seite des
Oceans bis zur Breite des britischen Nordsee-Kanals und an der amerikanischen
Seite zwischen der Milne und Neufundland-Bank bis zu 48« N. B. hin;
die andere streicht zu beiden Seiten der Bank „Dolphin Rise" (östlich von
den Antillen) hin und dehnt sich westwärts bis 12« N. B. östlich, parallel
mit der afrikanischen Küste, aber bis zum Tiefbecken des südatlantischen Oceans
aus. An diese Einsenkungen schließen sich nördlich und südlich von den
Azoren Plateaus von 2000 Faden Tiefe. Diese erstrecken sich ostwärts bis
zum 52° N. B., westwärts bis zum Eingänge in die Davisstraße (Grön¬
land) ; im Süden der Azoren streichen sie östlich von der Brasilianischen Küste
zwischen Se. Paul Rocks und dem Eiland Fernando Noronha hin. um dann
weiter südlich ebenfalls in die südatlantische Tiefsee hinüberzuführen. Es
sind dies nur die Hauptlinien für Feststellung des nordatlanttschen Boden¬
reliefs, deren weitere Fixirung natürlich fortgesetzter Messungen bedarf; sie
haben aber die Bahn für diese weiteren Feststellungen so wesentlich geebnet,
daß die vollständige Mappirung des Bodenreliefs im nordatlantischen Ocean
keinen besonderen Schwierigkeiten mehr begegnet.


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[0279] „Challenger" auf 2700 und 2650 Faden. Während der Meeresboden an der europäischen Westküste, mit einzelnen Ausnahmen z. B. im Golf von Biscaya. sich ziemlich allmälig zu dem Tiefseebecken des mittleren Theils des Oceans hinabsenkt, ist der Absturz an den Inseln des Caraibischen Meeres viel jäher. Nahe bei Cuba, 3 Seemeilen von der Küste, wurden 1320, zwischen Cuba und Haiti 1750 Faden, unsern der Südküste von Haiti sogar 2136 Faden Tiefe gemessen. Dies hatte schon Irwin g (1870) bei der Legung des submarinen Kabels nach den kleinen Westindischen Inseln ge¬ funden; es wurden von ihm zwischen Santa Cruz und Sombrero 1825, zwischen Santa Lucia und Se. Vincent 1346 Faden Tiefe ermittelt. Von Interesse wird die Notiz sein, daß das Loth des „Challenger" — in der Schwere von 3 Centnern — bei Se. Thomas 1 Stunde 12 Minuten ge¬ brauchte, um in 3900 Faden Tiefe auf dem Boden zu gelangen, während zum Hinaufwinden der Leine (ohne Gewichte) 2 Stunden Zeit erforderlich waren. Der „Challenger" durchkreuzte den Atlantischen Ocean im Jahre 1873 dreimal, und gewann hierbei bereits zuverlässige Grundlagen für eine Mappirung der Bodenumrisse des nordatlantischen Meeres. Das Bodenrelief des letzteren läßt sich graphisch durch die Form eines L, aber umgeändert in ein liegendes veranschaulichen. Dieses Bild stellt die Träne des von der Höhe der Bahama-Jnseln bis nach der Afrikanischen Westküste hin, zwischen Canari- schen und Cap Verde-Inseln, von Westen nach Osten streichenden tiefsten Kanals dar, der sich 2500 und mehr Faden tief in den Boden einsenkt. Zwei andere tiefe Rinnen gehen von Norden nach Süden. Die eine zieht sich zwischen Madeira und San Miguel an der europäischen Seite des Oceans bis zur Breite des britischen Nordsee-Kanals und an der amerikanischen Seite zwischen der Milne und Neufundland-Bank bis zu 48« N. B. hin; die andere streicht zu beiden Seiten der Bank „Dolphin Rise" (östlich von den Antillen) hin und dehnt sich westwärts bis 12« N. B. östlich, parallel mit der afrikanischen Küste, aber bis zum Tiefbecken des südatlantischen Oceans aus. An diese Einsenkungen schließen sich nördlich und südlich von den Azoren Plateaus von 2000 Faden Tiefe. Diese erstrecken sich ostwärts bis zum 52° N. B., westwärts bis zum Eingänge in die Davisstraße (Grön¬ land) ; im Süden der Azoren streichen sie östlich von der Brasilianischen Küste zwischen Se. Paul Rocks und dem Eiland Fernando Noronha hin. um dann weiter südlich ebenfalls in die südatlantische Tiefsee hinüberzuführen. Es sind dies nur die Hauptlinien für Feststellung des nordatlanttschen Boden¬ reliefs, deren weitere Fixirung natürlich fortgesetzter Messungen bedarf; sie haben aber die Bahn für diese weiteren Feststellungen so wesentlich geebnet, daß die vollständige Mappirung des Bodenreliefs im nordatlantischen Ocean keinen besonderen Schwierigkeiten mehr begegnet.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359154/279>, abgerufen am 29.12.2024.