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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.

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Darauf werden Zuzüge angeführt von Freiburg, Viel, Solothurn, Luzern
und Basel; von ihnen heißt es:


[Beginn Spaltensatz]
Sie suchten die Bären auf dem Feld,
Vor Granson hatt' er sich aufgestellt,
Da kam der Zug zusammen.
Da hört' man schießen Tag und Nacht,
Auf daß sie Granson gewannen.
Am Maitag auf den Abend spat,
Da kamen die im Schloß zu Rath
Und thaten die Hauptleut' laden;
Sie sprachen: das Schloß geben wir
euch auf*)
Dem Haus Savoyen ohn' Schaden.
Drum haben sie's gezündet an,
Deß hat entgolten mancher Mann,
Der in das Schloß ist kommen.
Sie liefen erstlich in die Stadt
Und löschten da mit Frommen.
Darnach so stürmte man das Schloß,
Man achtet Wurf nicht noch Geschoß,
Sie hieben ein Loch in die Mauern;
Dadurch schlüpft mancher kühne Mann,
Der um sich hat kein Trauern.
Da nun die Welschen sahen das',
Wie schon das Schloß erstiegen was,
Sie warfen hin ihr Wehre
Und baten, daß man sie aufnähme
Um Gott und unser Frauen Ehre.
Sie hatten einen Thurm genommen,
Da konnt' man lange nicht zu ihnen kommen,
Es waren gar viele drinnen.
Sie wehrten da sich lange Zeit,
Doch konnte keiner entrinnen.
Drin waren mehr denn hundert Mann,
Die mußten ihr Leben geben dran,
Dabei will ich nicht lügen:
[Spaltenumbruch]
Darnach an einem Sonntag früh.
Da rief man den frischen Gsellen zu,
Die stürmten die Stadt mit Freuden;
Sie hieben auf die Thür' und Thor
Und kamen hinein ohn' Leiden.
Man besetzt' das Schloß mit Leuten gut.
Darnach zog man mit frischem Muth
Gen Orban vor die Stadt;
Darin war auch ein gutes Schloß,
Das feste Mauern hat.
Die Gesellen nahmen den Kirchthurm ein
Und schössen in die Burg hinein,
Daß es gar laut erkrachet;
Wiewohl es war ein großer Ernst,
Des Schießens mancher landet. >
Die von Berne stürmten vorne dran,
Und die von Basel hinten an,
Sie waren drei Genossen.
Das Fähnlein von Luzern, weiß-blau,
Sah man auch bald im Schlosse.
Hätten sie das gethan bei Zeit,
Das Leben ließ man ihnen heut;
Nun wollt' man sie nicht ehren.
Da nun die Welschen sahen das.
Begannen sie sich zu wehren.
Es geschah nie keinem größ're Noth:
Man warf sie, lebendig oder todt,
Allesammt über die Zinnen.
Schloß Orban that man mit Gewalt
Den Welschen abgewinnen.
Man lehrte sie allesammt über die Mau'r
Ohr' alles Gefieder fliegen.
[Ende Spaltensatz]

Es folgt die Uebergabe von Etscharles (Echallens) und die Einnahme
von Jungi (Jougne), von dem es heißt-



*) Uevergeben wir euch.

Darauf werden Zuzüge angeführt von Freiburg, Viel, Solothurn, Luzern
und Basel; von ihnen heißt es:


[Beginn Spaltensatz]
Sie suchten die Bären auf dem Feld,
Vor Granson hatt' er sich aufgestellt,
Da kam der Zug zusammen.
Da hört' man schießen Tag und Nacht,
Auf daß sie Granson gewannen.
Am Maitag auf den Abend spat,
Da kamen die im Schloß zu Rath
Und thaten die Hauptleut' laden;
Sie sprachen: das Schloß geben wir
euch auf*)
Dem Haus Savoyen ohn' Schaden.
Drum haben sie's gezündet an,
Deß hat entgolten mancher Mann,
Der in das Schloß ist kommen.
Sie liefen erstlich in die Stadt
Und löschten da mit Frommen.
Darnach so stürmte man das Schloß,
Man achtet Wurf nicht noch Geschoß,
Sie hieben ein Loch in die Mauern;
Dadurch schlüpft mancher kühne Mann,
Der um sich hat kein Trauern.
Da nun die Welschen sahen das',
Wie schon das Schloß erstiegen was,
Sie warfen hin ihr Wehre
Und baten, daß man sie aufnähme
Um Gott und unser Frauen Ehre.
Sie hatten einen Thurm genommen,
Da konnt' man lange nicht zu ihnen kommen,
Es waren gar viele drinnen.
Sie wehrten da sich lange Zeit,
Doch konnte keiner entrinnen.
Drin waren mehr denn hundert Mann,
Die mußten ihr Leben geben dran,
Dabei will ich nicht lügen:
[Spaltenumbruch]
Darnach an einem Sonntag früh.
Da rief man den frischen Gsellen zu,
Die stürmten die Stadt mit Freuden;
Sie hieben auf die Thür' und Thor
Und kamen hinein ohn' Leiden.
Man besetzt' das Schloß mit Leuten gut.
Darnach zog man mit frischem Muth
Gen Orban vor die Stadt;
Darin war auch ein gutes Schloß,
Das feste Mauern hat.
Die Gesellen nahmen den Kirchthurm ein
Und schössen in die Burg hinein,
Daß es gar laut erkrachet;
Wiewohl es war ein großer Ernst,
Des Schießens mancher landet. >
Die von Berne stürmten vorne dran,
Und die von Basel hinten an,
Sie waren drei Genossen.
Das Fähnlein von Luzern, weiß-blau,
Sah man auch bald im Schlosse.
Hätten sie das gethan bei Zeit,
Das Leben ließ man ihnen heut;
Nun wollt' man sie nicht ehren.
Da nun die Welschen sahen das.
Begannen sie sich zu wehren.
Es geschah nie keinem größ're Noth:
Man warf sie, lebendig oder todt,
Allesammt über die Zinnen.
Schloß Orban that man mit Gewalt
Den Welschen abgewinnen.
Man lehrte sie allesammt über die Mau'r
Ohr' alles Gefieder fliegen.
[Ende Spaltensatz]

Es folgt die Uebergabe von Etscharles (Echallens) und die Einnahme
von Jungi (Jougne), von dem es heißt-



*) Uevergeben wir euch.
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[0479] Darauf werden Zuzüge angeführt von Freiburg, Viel, Solothurn, Luzern und Basel; von ihnen heißt es: Sie suchten die Bären auf dem Feld, Vor Granson hatt' er sich aufgestellt, Da kam der Zug zusammen. Da hört' man schießen Tag und Nacht, Auf daß sie Granson gewannen. Am Maitag auf den Abend spat, Da kamen die im Schloß zu Rath Und thaten die Hauptleut' laden; Sie sprachen: das Schloß geben wir euch auf*) Dem Haus Savoyen ohn' Schaden. Drum haben sie's gezündet an, Deß hat entgolten mancher Mann, Der in das Schloß ist kommen. Sie liefen erstlich in die Stadt Und löschten da mit Frommen. Darnach so stürmte man das Schloß, Man achtet Wurf nicht noch Geschoß, Sie hieben ein Loch in die Mauern; Dadurch schlüpft mancher kühne Mann, Der um sich hat kein Trauern. Da nun die Welschen sahen das', Wie schon das Schloß erstiegen was, Sie warfen hin ihr Wehre Und baten, daß man sie aufnähme Um Gott und unser Frauen Ehre. Sie hatten einen Thurm genommen, Da konnt' man lange nicht zu ihnen kommen, Es waren gar viele drinnen. Sie wehrten da sich lange Zeit, Doch konnte keiner entrinnen. Drin waren mehr denn hundert Mann, Die mußten ihr Leben geben dran, Dabei will ich nicht lügen: Darnach an einem Sonntag früh. Da rief man den frischen Gsellen zu, Die stürmten die Stadt mit Freuden; Sie hieben auf die Thür' und Thor Und kamen hinein ohn' Leiden. Man besetzt' das Schloß mit Leuten gut. Darnach zog man mit frischem Muth Gen Orban vor die Stadt; Darin war auch ein gutes Schloß, Das feste Mauern hat. Die Gesellen nahmen den Kirchthurm ein Und schössen in die Burg hinein, Daß es gar laut erkrachet; Wiewohl es war ein großer Ernst, Des Schießens mancher landet. > Die von Berne stürmten vorne dran, Und die von Basel hinten an, Sie waren drei Genossen. Das Fähnlein von Luzern, weiß-blau, Sah man auch bald im Schlosse. Hätten sie das gethan bei Zeit, Das Leben ließ man ihnen heut; Nun wollt' man sie nicht ehren. Da nun die Welschen sahen das. Begannen sie sich zu wehren. Es geschah nie keinem größ're Noth: Man warf sie, lebendig oder todt, Allesammt über die Zinnen. Schloß Orban that man mit Gewalt Den Welschen abgewinnen. Man lehrte sie allesammt über die Mau'r Ohr' alles Gefieder fliegen. Es folgt die Uebergabe von Etscharles (Echallens) und die Einnahme von Jungi (Jougne), von dem es heißt- *) Uevergeben wir euch.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359152/479>, abgerufen am 22.07.2024.