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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.

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Der Zug ging über Porrentruy (Pruntrut) auf Hericourt, wo sich,
wie wir gehört haben, die Contingente sammelten. Vom 8. bis 13. Oct.
ward die Stadt beschossen. Da rückte unter dem Grafen von Blamont ein
Entsatzheer von Passavant, drei Stunden nordwärts, heran. Kaum erfuhren
dies die Eidgenossen, so eilten sie, ein starker reisiger Haufe und ebenso viel
Fußknechte und Bogenschützen, dem Feinde entgegen. Es war am Sonntag
nach Se. Martin in der Frühe, als sie die Burgunder an dem Flüßchen
Luzine trafen. Der stürmische Anlauf des eidgenössischen Fußvolks warf den
Feind rasch über den Haufen; 3000 Mann blieben, -- auf Seiten der Sieger
angeblich nur 70. Diesen ersten Sieg, dem die Einnahme von Hericourt auf
dem Fuße folgte, besingt Veit Weber in dem obigen Liede so:


[Beginn Spaltensatz]
Eine Wagenburg ward geschlagen
Vor Erikort der Stadt.
Viel Zelt' sah man aufragen,
Als wär' es eine Stadt.
Darnach grub man die Büchsen ein,
Daraus schoß man gar hehre
Durch die Mauern hinein.
Der reisige Zug eilt balde,
Sie waren gar gemuth
Und sahen's vor dem Walde
Glitzern im Harnisch gut.
Sie rannten schnelle zu dem Ziel;
Das Fußvolk eilt gar balde,
Ihrer war ebenso viel.
Da man die Welschen sah aufbrechen.
Das also macht'ge Heer,
Da sing man an zu stechen,
Deß fluchten sie so sehr
Und kamen auch in große Noth.
Viel mehr denn dritthalb tausend,
Die wurden geschlagen todt.
Da man erstach die Summe,
Und da ihr Blut hinfloß,
Da kehrt man wieder nenne
Gen Erikort zum Schloß.
Und schoß nun noch viel mehr daran.
Die Helfer sollten sein gewesen,
Die lagen auf dem Plan.
[Spaltenumbruch]
Das hat die Welschen verdrossen
Und auch die Lamparter*)
Daß man so viel geschossen;
Zwanzigtausend kamen her
Und wollten die Wagenburg greifen an.
Da man ihrer inne worden,
Da ging man fröhlich dran.
Wer hinten nachgegangen,
Drängte nach vorne hin;
Sie hatten groß Verlangen
Alle zu den Wälschen hin.
'
Sie liefen, als hätt sie Der gejagt.
So viele ihrer kamen,
Man sahe keinen verzagt.
Man hat ihnen abgewonnen
Ihre Wagenburg und Spieß'
Und sie daraus verdrungen,
Deß hab'n die Berner Preis
Und dazu andre fromme Leut.
Was man ihnen abgewonnen,
Das legt man zu der Bent.
Sie wurden deß bald innen
Zu Erikort in dem Haus,
Sie standen auf den Zinnen
Und riefen Fried heraus
Und baten um Gott mit Worten süß,
Deß man sie wollt aufnehmen
Und ihnen ihr Leben ließ.
[Ende Spaltensatz]

") Lombarden.

Der Zug ging über Porrentruy (Pruntrut) auf Hericourt, wo sich,
wie wir gehört haben, die Contingente sammelten. Vom 8. bis 13. Oct.
ward die Stadt beschossen. Da rückte unter dem Grafen von Blamont ein
Entsatzheer von Passavant, drei Stunden nordwärts, heran. Kaum erfuhren
dies die Eidgenossen, so eilten sie, ein starker reisiger Haufe und ebenso viel
Fußknechte und Bogenschützen, dem Feinde entgegen. Es war am Sonntag
nach Se. Martin in der Frühe, als sie die Burgunder an dem Flüßchen
Luzine trafen. Der stürmische Anlauf des eidgenössischen Fußvolks warf den
Feind rasch über den Haufen; 3000 Mann blieben, — auf Seiten der Sieger
angeblich nur 70. Diesen ersten Sieg, dem die Einnahme von Hericourt auf
dem Fuße folgte, besingt Veit Weber in dem obigen Liede so:


[Beginn Spaltensatz]
Eine Wagenburg ward geschlagen
Vor Erikort der Stadt.
Viel Zelt' sah man aufragen,
Als wär' es eine Stadt.
Darnach grub man die Büchsen ein,
Daraus schoß man gar hehre
Durch die Mauern hinein.
Der reisige Zug eilt balde,
Sie waren gar gemuth
Und sahen's vor dem Walde
Glitzern im Harnisch gut.
Sie rannten schnelle zu dem Ziel;
Das Fußvolk eilt gar balde,
Ihrer war ebenso viel.
Da man die Welschen sah aufbrechen.
Das also macht'ge Heer,
Da sing man an zu stechen,
Deß fluchten sie so sehr
Und kamen auch in große Noth.
Viel mehr denn dritthalb tausend,
Die wurden geschlagen todt.
Da man erstach die Summe,
Und da ihr Blut hinfloß,
Da kehrt man wieder nenne
Gen Erikort zum Schloß.
Und schoß nun noch viel mehr daran.
Die Helfer sollten sein gewesen,
Die lagen auf dem Plan.
[Spaltenumbruch]
Das hat die Welschen verdrossen
Und auch die Lamparter*)
Daß man so viel geschossen;
Zwanzigtausend kamen her
Und wollten die Wagenburg greifen an.
Da man ihrer inne worden,
Da ging man fröhlich dran.
Wer hinten nachgegangen,
Drängte nach vorne hin;
Sie hatten groß Verlangen
Alle zu den Wälschen hin.
'
Sie liefen, als hätt sie Der gejagt.
So viele ihrer kamen,
Man sahe keinen verzagt.
Man hat ihnen abgewonnen
Ihre Wagenburg und Spieß'
Und sie daraus verdrungen,
Deß hab'n die Berner Preis
Und dazu andre fromme Leut.
Was man ihnen abgewonnen,
Das legt man zu der Bent.
Sie wurden deß bald innen
Zu Erikort in dem Haus,
Sie standen auf den Zinnen
Und riefen Fried heraus
Und baten um Gott mit Worten süß,
Deß man sie wollt aufnehmen
Und ihnen ihr Leben ließ.
[Ende Spaltensatz]

") Lombarden.
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[0476] Der Zug ging über Porrentruy (Pruntrut) auf Hericourt, wo sich, wie wir gehört haben, die Contingente sammelten. Vom 8. bis 13. Oct. ward die Stadt beschossen. Da rückte unter dem Grafen von Blamont ein Entsatzheer von Passavant, drei Stunden nordwärts, heran. Kaum erfuhren dies die Eidgenossen, so eilten sie, ein starker reisiger Haufe und ebenso viel Fußknechte und Bogenschützen, dem Feinde entgegen. Es war am Sonntag nach Se. Martin in der Frühe, als sie die Burgunder an dem Flüßchen Luzine trafen. Der stürmische Anlauf des eidgenössischen Fußvolks warf den Feind rasch über den Haufen; 3000 Mann blieben, — auf Seiten der Sieger angeblich nur 70. Diesen ersten Sieg, dem die Einnahme von Hericourt auf dem Fuße folgte, besingt Veit Weber in dem obigen Liede so: Eine Wagenburg ward geschlagen Vor Erikort der Stadt. Viel Zelt' sah man aufragen, Als wär' es eine Stadt. Darnach grub man die Büchsen ein, Daraus schoß man gar hehre Durch die Mauern hinein. Der reisige Zug eilt balde, Sie waren gar gemuth Und sahen's vor dem Walde Glitzern im Harnisch gut. Sie rannten schnelle zu dem Ziel; Das Fußvolk eilt gar balde, Ihrer war ebenso viel. Da man die Welschen sah aufbrechen. Das also macht'ge Heer, Da sing man an zu stechen, Deß fluchten sie so sehr Und kamen auch in große Noth. Viel mehr denn dritthalb tausend, Die wurden geschlagen todt. Da man erstach die Summe, Und da ihr Blut hinfloß, Da kehrt man wieder nenne Gen Erikort zum Schloß. Und schoß nun noch viel mehr daran. Die Helfer sollten sein gewesen, Die lagen auf dem Plan. Das hat die Welschen verdrossen Und auch die Lamparter*) Daß man so viel geschossen; Zwanzigtausend kamen her Und wollten die Wagenburg greifen an. Da man ihrer inne worden, Da ging man fröhlich dran. Wer hinten nachgegangen, Drängte nach vorne hin; Sie hatten groß Verlangen Alle zu den Wälschen hin. ' Sie liefen, als hätt sie Der gejagt. So viele ihrer kamen, Man sahe keinen verzagt. Man hat ihnen abgewonnen Ihre Wagenburg und Spieß' Und sie daraus verdrungen, Deß hab'n die Berner Preis Und dazu andre fromme Leut. Was man ihnen abgewonnen, Das legt man zu der Bent. Sie wurden deß bald innen Zu Erikort in dem Haus, Sie standen auf den Zinnen Und riefen Fried heraus Und baten um Gott mit Worten süß, Deß man sie wollt aufnehmen Und ihnen ihr Leben ließ. ") Lombarden.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359152/476>, abgerufen am 22.07.2024.