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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.

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allein im Untere! saß für Beschießungsschäden bis jetzt 47,078,893 Francs,
und für Kriegsleistungen (Lieferungen, Naturalverpflegung, Vorspanndienste,
Verluste an Wagen und Pferden bei letzterem) 6,917,188 Fr. ausbezahlt
worden, welch' letztere Summe demnächst, namentlich durch die sehr umfang¬
reichen Liquidationen der Städte Hagenau und Weißenburg, noch erheblich
steigen wird. (Der Kreis Schlettstadt, 66 Gemeinden und Private, erhielt
für Kriegsleistungen die Summe von 471,628 Fr.; es ist das der geringste
im Unterelsaß. Die höchste bekam der Kreis Zabern, nämlich 1,230,668 Fr.)
Im Obere! saß wurden für Beschießungsschäden in und um Neubreisach
2,298,174, sonst im Bezirke 42,916 Fr., zusammen also 2,341,090 Fr., und
für Kriegsleistungen 2,481.020 Fr. ausgezahlt, wozu bis Ende dieses Jahres
noch etwa 350,000 Fr. kommen werden. Außerdem ^sind zur Unterstützung
solcher Personen, welche durch Kriegsleistungen ohne militärische Anerkenntnisse
Verluste erlitten und dadurch in eine hilfsbedürftige Lage kamen, Fonds im
Landeshaushaltetat für 1873 vorgesehen gewesen, wovon 200.000 Fr. für
das Unterelsaß und 80.000 Fr. für das Oberelsaß zur Verfügung gestellt
wurden.

Wir entnehmen diese Ziffern den Verwaltungsberichten, welche die
Bezirkspräsidenten den eben versammelten Bezirkstagen vorgelegt haben.
Die Mitglieder derselben haben, wie Sie bereits wissen, sämmtlich den Eid
geleistet, selbst in Lothringen. Das Gleiche gilt von den Kreistagen, mit
Ausnahme des für den Landkreis Metz gewählten. Man wird die Bedeutung
dieser Thatsache nicht überschätzen, wenn man bedenkt, daß an vielen Orten
die Betheiligung an den Wahlen bezw. an wiederholten Nachwahlen eine sehr
schwache war; wer sie aber unterschätzen wollte, der darf sich nur die Stim¬
mung der Unversöhnlichen betrachten, um von seinem Irrthum bekehrt zu
werden. Diese Kreise empfinden' die Eidesleistung der Kreis- und Bezirkstage
geradezu als eine Schmach für das Land, ein Gefühl, das weder durch
Herabsetzung der Bedeutung dieser Körperschaften, noch durch die ärgerlich
Verunglimpfung der betreffenden Abgeordneten genügend verborgen wird.
Auch ist es Zeit, in aller Nüchternheit bei dieser Gelegenheit wieder einmal
an das Wort eines Straßburger Franzosenfreundes zu erinnern, der im
vorigen Winter an den "Siecle" schrieb: "Wenn die Autonomsten jemals
Boden gewännen, was sie nie thun werden, so ist das Elsaß für Frankreich
verloren!" Und noch vor Kurzem hatte eine als Flugbroschüre der I^Zuv
ü'^lsacL erschienene Rechenschaflöa!)lage unserer "Protestabgeordneten", deren
Echtheit noch nicht bestritten ist, pathetisch behauptet, die Regierung werde
des Eides wegen niemals die Bezirks- und Kreistage vollständig zusammen¬
bringen. Welche Blamage nun, daß jeder Bauer, dem diese Schrift zu
Händen kommt, sich sagen muß: das haben die Herren falsch prophezeit! Ja,


allein im Untere! saß für Beschießungsschäden bis jetzt 47,078,893 Francs,
und für Kriegsleistungen (Lieferungen, Naturalverpflegung, Vorspanndienste,
Verluste an Wagen und Pferden bei letzterem) 6,917,188 Fr. ausbezahlt
worden, welch' letztere Summe demnächst, namentlich durch die sehr umfang¬
reichen Liquidationen der Städte Hagenau und Weißenburg, noch erheblich
steigen wird. (Der Kreis Schlettstadt, 66 Gemeinden und Private, erhielt
für Kriegsleistungen die Summe von 471,628 Fr.; es ist das der geringste
im Unterelsaß. Die höchste bekam der Kreis Zabern, nämlich 1,230,668 Fr.)
Im Obere! saß wurden für Beschießungsschäden in und um Neubreisach
2,298,174, sonst im Bezirke 42,916 Fr., zusammen also 2,341,090 Fr., und
für Kriegsleistungen 2,481.020 Fr. ausgezahlt, wozu bis Ende dieses Jahres
noch etwa 350,000 Fr. kommen werden. Außerdem ^sind zur Unterstützung
solcher Personen, welche durch Kriegsleistungen ohne militärische Anerkenntnisse
Verluste erlitten und dadurch in eine hilfsbedürftige Lage kamen, Fonds im
Landeshaushaltetat für 1873 vorgesehen gewesen, wovon 200.000 Fr. für
das Unterelsaß und 80.000 Fr. für das Oberelsaß zur Verfügung gestellt
wurden.

Wir entnehmen diese Ziffern den Verwaltungsberichten, welche die
Bezirkspräsidenten den eben versammelten Bezirkstagen vorgelegt haben.
Die Mitglieder derselben haben, wie Sie bereits wissen, sämmtlich den Eid
geleistet, selbst in Lothringen. Das Gleiche gilt von den Kreistagen, mit
Ausnahme des für den Landkreis Metz gewählten. Man wird die Bedeutung
dieser Thatsache nicht überschätzen, wenn man bedenkt, daß an vielen Orten
die Betheiligung an den Wahlen bezw. an wiederholten Nachwahlen eine sehr
schwache war; wer sie aber unterschätzen wollte, der darf sich nur die Stim¬
mung der Unversöhnlichen betrachten, um von seinem Irrthum bekehrt zu
werden. Diese Kreise empfinden' die Eidesleistung der Kreis- und Bezirkstage
geradezu als eine Schmach für das Land, ein Gefühl, das weder durch
Herabsetzung der Bedeutung dieser Körperschaften, noch durch die ärgerlich
Verunglimpfung der betreffenden Abgeordneten genügend verborgen wird.
Auch ist es Zeit, in aller Nüchternheit bei dieser Gelegenheit wieder einmal
an das Wort eines Straßburger Franzosenfreundes zu erinnern, der im
vorigen Winter an den „Siecle" schrieb: „Wenn die Autonomsten jemals
Boden gewännen, was sie nie thun werden, so ist das Elsaß für Frankreich
verloren!" Und noch vor Kurzem hatte eine als Flugbroschüre der I^Zuv
ü'^lsacL erschienene Rechenschaflöa!)lage unserer „Protestabgeordneten", deren
Echtheit noch nicht bestritten ist, pathetisch behauptet, die Regierung werde
des Eides wegen niemals die Bezirks- und Kreistage vollständig zusammen¬
bringen. Welche Blamage nun, daß jeder Bauer, dem diese Schrift zu
Händen kommt, sich sagen muß: das haben die Herren falsch prophezeit! Ja,


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[0443] allein im Untere! saß für Beschießungsschäden bis jetzt 47,078,893 Francs, und für Kriegsleistungen (Lieferungen, Naturalverpflegung, Vorspanndienste, Verluste an Wagen und Pferden bei letzterem) 6,917,188 Fr. ausbezahlt worden, welch' letztere Summe demnächst, namentlich durch die sehr umfang¬ reichen Liquidationen der Städte Hagenau und Weißenburg, noch erheblich steigen wird. (Der Kreis Schlettstadt, 66 Gemeinden und Private, erhielt für Kriegsleistungen die Summe von 471,628 Fr.; es ist das der geringste im Unterelsaß. Die höchste bekam der Kreis Zabern, nämlich 1,230,668 Fr.) Im Obere! saß wurden für Beschießungsschäden in und um Neubreisach 2,298,174, sonst im Bezirke 42,916 Fr., zusammen also 2,341,090 Fr., und für Kriegsleistungen 2,481.020 Fr. ausgezahlt, wozu bis Ende dieses Jahres noch etwa 350,000 Fr. kommen werden. Außerdem ^sind zur Unterstützung solcher Personen, welche durch Kriegsleistungen ohne militärische Anerkenntnisse Verluste erlitten und dadurch in eine hilfsbedürftige Lage kamen, Fonds im Landeshaushaltetat für 1873 vorgesehen gewesen, wovon 200.000 Fr. für das Unterelsaß und 80.000 Fr. für das Oberelsaß zur Verfügung gestellt wurden. Wir entnehmen diese Ziffern den Verwaltungsberichten, welche die Bezirkspräsidenten den eben versammelten Bezirkstagen vorgelegt haben. Die Mitglieder derselben haben, wie Sie bereits wissen, sämmtlich den Eid geleistet, selbst in Lothringen. Das Gleiche gilt von den Kreistagen, mit Ausnahme des für den Landkreis Metz gewählten. Man wird die Bedeutung dieser Thatsache nicht überschätzen, wenn man bedenkt, daß an vielen Orten die Betheiligung an den Wahlen bezw. an wiederholten Nachwahlen eine sehr schwache war; wer sie aber unterschätzen wollte, der darf sich nur die Stim¬ mung der Unversöhnlichen betrachten, um von seinem Irrthum bekehrt zu werden. Diese Kreise empfinden' die Eidesleistung der Kreis- und Bezirkstage geradezu als eine Schmach für das Land, ein Gefühl, das weder durch Herabsetzung der Bedeutung dieser Körperschaften, noch durch die ärgerlich Verunglimpfung der betreffenden Abgeordneten genügend verborgen wird. Auch ist es Zeit, in aller Nüchternheit bei dieser Gelegenheit wieder einmal an das Wort eines Straßburger Franzosenfreundes zu erinnern, der im vorigen Winter an den „Siecle" schrieb: „Wenn die Autonomsten jemals Boden gewännen, was sie nie thun werden, so ist das Elsaß für Frankreich verloren!" Und noch vor Kurzem hatte eine als Flugbroschüre der I^Zuv ü'^lsacL erschienene Rechenschaflöa!)lage unserer „Protestabgeordneten", deren Echtheit noch nicht bestritten ist, pathetisch behauptet, die Regierung werde des Eides wegen niemals die Bezirks- und Kreistage vollständig zusammen¬ bringen. Welche Blamage nun, daß jeder Bauer, dem diese Schrift zu Händen kommt, sich sagen muß: das haben die Herren falsch prophezeit! Ja,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359152/443>, abgerufen am 22.07.2024.