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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.

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Brüssel das im Original selten gewordene Schreinerbuch das Vredeman de
Vries in Photolithographie neu herausgegeben, haben das Wiener Gewerbe-
Museum die Zeichnungen zu goldenen und silbernen Prachtgefäßen von
Ottavio Strada, I. v. Hefner-Alteneck die Originalzeichnungen alter deutscher
Meister für Prachtrüstungen Französischer Könige herausgegeben. Eben des¬
halb steht der Unterzeichnete im Begriffe die Original-Entwürfe alter Meister,
eines A. Dürer, H. Holbein, M. Jamitzer :c. für kunstgewerbliche Arbeiten
aller Art (in Photographie-Druck) zu publiciren. Eine neue Ausgabe der
sehr seltenen Musterbücher für Goldschmiede von Th. de Bry. Paul Flinte,
Bernard Zan :c. und der einzelnen Blätter Deutscher Künstler (Altdorfer,
H. S. Beham, H. Brosamer, Virgil Solis u. s. w. wären in hohem Grade
erwünscht. --

Besonderer Aufmerksamkeit erfreuen sich in Oesterreich schon lange auch
die Spitzen-Industrie und die weiblichen Handarbeiten. Das Wiener-Gewerbe-
Museum gab schon im Jahre 1866 Hans Sibmachers (ein Nürnberger
Künstler 'I- 1611) im Original seltenes und sehr theueres "Stick- und Spitzen-
Musterbuch" vom Jahre 1597, eines der besten unter den zahlreichen alten
Spitzen-Musterbüchern -- ein (nicht vollständiges) Verzeichnis) bei ?g.I1iL<zi>
Ilistor^ ok I^ce und Schestag Catalog der Ornamentstich-Sammlung Seite
106--12 -- in getreuem, mittelst Photolithographie hergestellten Facsimile
heraus. Später (1872) publicirten Hippolyt Cocheris in Paris eine Reihe
seltener Spitzenmusterbücher des sechszehnten Jahrhunderts aus der Bibliothek
Mazarin und 1874 R. v. Eitelberger in 50 Blättern eine Auswahl der
schönsten Muster aus sechs zum Theil deutschen, zum Theil italienischen
Spitzenmusterbüchern des sechszehnten Jahrhunderts (1540 -- 68) in auto-
graphirtem Umdruck.

Da die neue Ausgabe des Sibmacher so viel Beifall fand, daß die
ganze Auflage völlig vergriffen ist, ist es mit Dank zu begrüßen, daß die junge,
sehr strebsame Verlagsbuchhandlung Ernst Wasmuth in Berlin kürzlich eine
neue Ausgabe dieses Musterbuches, jedoch nach der vierten Original-Aus¬
gabe vom Jahre 1604, und 58 Blätter enthaltend, also fast doppelt so reich,
baldig als die bezeichnete Publication des Wiener Gewerbe-Museums, heraus¬
gegeben hat. Da diese vierte Ausgabe von 1604 völlig andere Muster als
die zweite vom Jahre 1597 enthält, ist sie weniger eine neue Auflage der
ersteren , denn eine Fortsetzung derselben. -- Die Betrachtung dieses schönen
Musterbuches macht dem Kunstfreunde viel Freude. Das fleißige Benutzen
und Studiren desselben aber dürfte allen stinkenden Damen, allen Muster¬
zeichnern, Fabrikanten ze. :c. überaus nützlich sein und wesentlich zur Ver¬
besserung der in unseren Tagen noch immer auf einer sehr niedrigen Stufe
der Kunst stehenden Handarbeiten der Damen beitragen. -- Möge das kleine


Brüssel das im Original selten gewordene Schreinerbuch das Vredeman de
Vries in Photolithographie neu herausgegeben, haben das Wiener Gewerbe-
Museum die Zeichnungen zu goldenen und silbernen Prachtgefäßen von
Ottavio Strada, I. v. Hefner-Alteneck die Originalzeichnungen alter deutscher
Meister für Prachtrüstungen Französischer Könige herausgegeben. Eben des¬
halb steht der Unterzeichnete im Begriffe die Original-Entwürfe alter Meister,
eines A. Dürer, H. Holbein, M. Jamitzer :c. für kunstgewerbliche Arbeiten
aller Art (in Photographie-Druck) zu publiciren. Eine neue Ausgabe der
sehr seltenen Musterbücher für Goldschmiede von Th. de Bry. Paul Flinte,
Bernard Zan :c. und der einzelnen Blätter Deutscher Künstler (Altdorfer,
H. S. Beham, H. Brosamer, Virgil Solis u. s. w. wären in hohem Grade
erwünscht. —

Besonderer Aufmerksamkeit erfreuen sich in Oesterreich schon lange auch
die Spitzen-Industrie und die weiblichen Handarbeiten. Das Wiener-Gewerbe-
Museum gab schon im Jahre 1866 Hans Sibmachers (ein Nürnberger
Künstler 'I- 1611) im Original seltenes und sehr theueres „Stick- und Spitzen-
Musterbuch" vom Jahre 1597, eines der besten unter den zahlreichen alten
Spitzen-Musterbüchern — ein (nicht vollständiges) Verzeichnis) bei ?g.I1iL<zi>
Ilistor^ ok I^ce und Schestag Catalog der Ornamentstich-Sammlung Seite
106—12 — in getreuem, mittelst Photolithographie hergestellten Facsimile
heraus. Später (1872) publicirten Hippolyt Cocheris in Paris eine Reihe
seltener Spitzenmusterbücher des sechszehnten Jahrhunderts aus der Bibliothek
Mazarin und 1874 R. v. Eitelberger in 50 Blättern eine Auswahl der
schönsten Muster aus sechs zum Theil deutschen, zum Theil italienischen
Spitzenmusterbüchern des sechszehnten Jahrhunderts (1540 — 68) in auto-
graphirtem Umdruck.

Da die neue Ausgabe des Sibmacher so viel Beifall fand, daß die
ganze Auflage völlig vergriffen ist, ist es mit Dank zu begrüßen, daß die junge,
sehr strebsame Verlagsbuchhandlung Ernst Wasmuth in Berlin kürzlich eine
neue Ausgabe dieses Musterbuches, jedoch nach der vierten Original-Aus¬
gabe vom Jahre 1604, und 58 Blätter enthaltend, also fast doppelt so reich,
baldig als die bezeichnete Publication des Wiener Gewerbe-Museums, heraus¬
gegeben hat. Da diese vierte Ausgabe von 1604 völlig andere Muster als
die zweite vom Jahre 1597 enthält, ist sie weniger eine neue Auflage der
ersteren , denn eine Fortsetzung derselben. — Die Betrachtung dieses schönen
Musterbuches macht dem Kunstfreunde viel Freude. Das fleißige Benutzen
und Studiren desselben aber dürfte allen stinkenden Damen, allen Muster¬
zeichnern, Fabrikanten ze. :c. überaus nützlich sein und wesentlich zur Ver¬
besserung der in unseren Tagen noch immer auf einer sehr niedrigen Stufe
der Kunst stehenden Handarbeiten der Damen beitragen. — Möge das kleine


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[0437] Brüssel das im Original selten gewordene Schreinerbuch das Vredeman de Vries in Photolithographie neu herausgegeben, haben das Wiener Gewerbe- Museum die Zeichnungen zu goldenen und silbernen Prachtgefäßen von Ottavio Strada, I. v. Hefner-Alteneck die Originalzeichnungen alter deutscher Meister für Prachtrüstungen Französischer Könige herausgegeben. Eben des¬ halb steht der Unterzeichnete im Begriffe die Original-Entwürfe alter Meister, eines A. Dürer, H. Holbein, M. Jamitzer :c. für kunstgewerbliche Arbeiten aller Art (in Photographie-Druck) zu publiciren. Eine neue Ausgabe der sehr seltenen Musterbücher für Goldschmiede von Th. de Bry. Paul Flinte, Bernard Zan :c. und der einzelnen Blätter Deutscher Künstler (Altdorfer, H. S. Beham, H. Brosamer, Virgil Solis u. s. w. wären in hohem Grade erwünscht. — Besonderer Aufmerksamkeit erfreuen sich in Oesterreich schon lange auch die Spitzen-Industrie und die weiblichen Handarbeiten. Das Wiener-Gewerbe- Museum gab schon im Jahre 1866 Hans Sibmachers (ein Nürnberger Künstler 'I- 1611) im Original seltenes und sehr theueres „Stick- und Spitzen- Musterbuch" vom Jahre 1597, eines der besten unter den zahlreichen alten Spitzen-Musterbüchern — ein (nicht vollständiges) Verzeichnis) bei ?g.I1iL<zi> Ilistor^ ok I^ce und Schestag Catalog der Ornamentstich-Sammlung Seite 106—12 — in getreuem, mittelst Photolithographie hergestellten Facsimile heraus. Später (1872) publicirten Hippolyt Cocheris in Paris eine Reihe seltener Spitzenmusterbücher des sechszehnten Jahrhunderts aus der Bibliothek Mazarin und 1874 R. v. Eitelberger in 50 Blättern eine Auswahl der schönsten Muster aus sechs zum Theil deutschen, zum Theil italienischen Spitzenmusterbüchern des sechszehnten Jahrhunderts (1540 — 68) in auto- graphirtem Umdruck. Da die neue Ausgabe des Sibmacher so viel Beifall fand, daß die ganze Auflage völlig vergriffen ist, ist es mit Dank zu begrüßen, daß die junge, sehr strebsame Verlagsbuchhandlung Ernst Wasmuth in Berlin kürzlich eine neue Ausgabe dieses Musterbuches, jedoch nach der vierten Original-Aus¬ gabe vom Jahre 1604, und 58 Blätter enthaltend, also fast doppelt so reich, baldig als die bezeichnete Publication des Wiener Gewerbe-Museums, heraus¬ gegeben hat. Da diese vierte Ausgabe von 1604 völlig andere Muster als die zweite vom Jahre 1597 enthält, ist sie weniger eine neue Auflage der ersteren , denn eine Fortsetzung derselben. — Die Betrachtung dieses schönen Musterbuches macht dem Kunstfreunde viel Freude. Das fleißige Benutzen und Studiren desselben aber dürfte allen stinkenden Damen, allen Muster¬ zeichnern, Fabrikanten ze. :c. überaus nützlich sein und wesentlich zur Ver¬ besserung der in unseren Tagen noch immer auf einer sehr niedrigen Stufe der Kunst stehenden Handarbeiten der Damen beitragen. — Möge das kleine

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359152/437>, abgerufen am 22.07.2024.