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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.

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Thlr.), der in allernächster Zeit, -- vielleicht noch ehe diese Zeilen ge¬
druckt sind -- zwei weitere folgen sollen, enthält eine höchst wirkungsvolle
Totalansicht des zweiten Hofes, sodann der Facade des großeNzTreppenhauses,
und Abbildungen der berühmten Holzschnitzereien von den Fensterlaibungen
der Brandenburgischen Kammer und der großen Thür des Rittersaales. Das
ganze Werk ist auf etwa 40 Blatt berechnet, von denen 2 Blatt Grundrisse
und Durchschnitte, 8 -- 10 Blatt Facaden und Portale, und etwa 30 Blatt
Innenarchitektur bringen sollen. Die Vervielfältigung ist hier nicht durch
Kupferstich, sondern durch den neuerdings gerade zu Architekturansichten viel¬
fach verwendeten Lichtdruck bewerkstelligt. Die einzelnen Blätter sind von
Rückwardt in Berlin erst photographisch aufgenommen und darnach von
Römler und Jonas in Dresden, die in dem genannten Verfahren jetzt Her¬
vorragendes leisten, gedruckt. Principiell läßt sich gegen die photographische
Aufnahme wie gegen die Vervielfältigung durch Lichtdruck mancherlei einwen¬
den. Die erstere trägt bisweilen sehr fühlbare perspectivische Unrichtigkeiten
in die Darstellung hinein; dem letzteren fehlt in noch höherem Grade als der
Photographie gerade das. wonach er sich benennt, nämlich das Licht. Der
Lichtdruck behält, so vollendet er jetzt auch hergestellt wird, doch immer etwas
umflortes, mondscheinbeleuchtetes und kann unmöglich an Schärfe und Fein¬
heit der Details sich mit dem Kupferstich messen. Dafür hat er aber auch
eine Plastik, die wieder dem Kupferstiche abgeht, und bei dem notorischen
Mangel, der, wie schon oben erwähnt, in Deutschland an tüchtigen Archi¬
tekturkupferstechern herrscht, darf man der Verlagshandlung entschieden keinen
Vorwurf daraus machen, daß sie mit diesem mechanischen Reproductionsver-
verfahren sich begnügt hat, sondern muß es ihr Dank wissen, daß sie wenigstens
das zur Zeit Erreichbare in so vorzüglicher Weise bietet, wie es hier geschieht.

Das Werk über den Zwinger in Dresden liegt in 16 Tafeln bereits jetzt
complet vor (geb. 13 Thlr.); es ist ebenfalls durch Lichtdruck hergestellt. Der
Baumeister, der --1722 den Zwinger unter Friedrich August erbaute,
Daniel Pöppelmann, hat selbst 1729 ein Kupferstichwerk über den Bau heraus¬
gegeben , worin auch die nicht zur Ausführung gekommenen Theile desselben
dargestellt sind und die wirklich ausgeführten bisweilen eine von der heu¬
tigen wesentlich abweichende Beschaffenheit zeigen. Dieses Werk ist jetzt selten
geworden, und es war daher ein trefflicher Gedanke, die merkwürdigsten
Tafeln desselben in getreuem Facsimile -- hierzu ist der Lichtdruck ganz be¬
sonders geeignet -- zu wiederholen. Die erste Tafel bringt eine Ansicht des
ganzen Zwingers und des beabsichtigten Schloßbaues nach dem in der Dresd¬
ner Galerie befindlichen Gemälde von I. A. Thiele aus dem Jahre 1722, die
zweite den Grundriß des ganzen Baues. Fünf Tafeln sind dem Pöppelmann'schen
Werke entnommen; sie stellen dar: die Arcadenhalle des westlichen Mittelpavillons,


Thlr.), der in allernächster Zeit, — vielleicht noch ehe diese Zeilen ge¬
druckt sind — zwei weitere folgen sollen, enthält eine höchst wirkungsvolle
Totalansicht des zweiten Hofes, sodann der Facade des großeNzTreppenhauses,
und Abbildungen der berühmten Holzschnitzereien von den Fensterlaibungen
der Brandenburgischen Kammer und der großen Thür des Rittersaales. Das
ganze Werk ist auf etwa 40 Blatt berechnet, von denen 2 Blatt Grundrisse
und Durchschnitte, 8 — 10 Blatt Facaden und Portale, und etwa 30 Blatt
Innenarchitektur bringen sollen. Die Vervielfältigung ist hier nicht durch
Kupferstich, sondern durch den neuerdings gerade zu Architekturansichten viel¬
fach verwendeten Lichtdruck bewerkstelligt. Die einzelnen Blätter sind von
Rückwardt in Berlin erst photographisch aufgenommen und darnach von
Römler und Jonas in Dresden, die in dem genannten Verfahren jetzt Her¬
vorragendes leisten, gedruckt. Principiell läßt sich gegen die photographische
Aufnahme wie gegen die Vervielfältigung durch Lichtdruck mancherlei einwen¬
den. Die erstere trägt bisweilen sehr fühlbare perspectivische Unrichtigkeiten
in die Darstellung hinein; dem letzteren fehlt in noch höherem Grade als der
Photographie gerade das. wonach er sich benennt, nämlich das Licht. Der
Lichtdruck behält, so vollendet er jetzt auch hergestellt wird, doch immer etwas
umflortes, mondscheinbeleuchtetes und kann unmöglich an Schärfe und Fein¬
heit der Details sich mit dem Kupferstich messen. Dafür hat er aber auch
eine Plastik, die wieder dem Kupferstiche abgeht, und bei dem notorischen
Mangel, der, wie schon oben erwähnt, in Deutschland an tüchtigen Archi¬
tekturkupferstechern herrscht, darf man der Verlagshandlung entschieden keinen
Vorwurf daraus machen, daß sie mit diesem mechanischen Reproductionsver-
verfahren sich begnügt hat, sondern muß es ihr Dank wissen, daß sie wenigstens
das zur Zeit Erreichbare in so vorzüglicher Weise bietet, wie es hier geschieht.

Das Werk über den Zwinger in Dresden liegt in 16 Tafeln bereits jetzt
complet vor (geb. 13 Thlr.); es ist ebenfalls durch Lichtdruck hergestellt. Der
Baumeister, der —1722 den Zwinger unter Friedrich August erbaute,
Daniel Pöppelmann, hat selbst 1729 ein Kupferstichwerk über den Bau heraus¬
gegeben , worin auch die nicht zur Ausführung gekommenen Theile desselben
dargestellt sind und die wirklich ausgeführten bisweilen eine von der heu¬
tigen wesentlich abweichende Beschaffenheit zeigen. Dieses Werk ist jetzt selten
geworden, und es war daher ein trefflicher Gedanke, die merkwürdigsten
Tafeln desselben in getreuem Facsimile — hierzu ist der Lichtdruck ganz be¬
sonders geeignet — zu wiederholen. Die erste Tafel bringt eine Ansicht des
ganzen Zwingers und des beabsichtigten Schloßbaues nach dem in der Dresd¬
ner Galerie befindlichen Gemälde von I. A. Thiele aus dem Jahre 1722, die
zweite den Grundriß des ganzen Baues. Fünf Tafeln sind dem Pöppelmann'schen
Werke entnommen; sie stellen dar: die Arcadenhalle des westlichen Mittelpavillons,


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[0402] Thlr.), der in allernächster Zeit, — vielleicht noch ehe diese Zeilen ge¬ druckt sind — zwei weitere folgen sollen, enthält eine höchst wirkungsvolle Totalansicht des zweiten Hofes, sodann der Facade des großeNzTreppenhauses, und Abbildungen der berühmten Holzschnitzereien von den Fensterlaibungen der Brandenburgischen Kammer und der großen Thür des Rittersaales. Das ganze Werk ist auf etwa 40 Blatt berechnet, von denen 2 Blatt Grundrisse und Durchschnitte, 8 — 10 Blatt Facaden und Portale, und etwa 30 Blatt Innenarchitektur bringen sollen. Die Vervielfältigung ist hier nicht durch Kupferstich, sondern durch den neuerdings gerade zu Architekturansichten viel¬ fach verwendeten Lichtdruck bewerkstelligt. Die einzelnen Blätter sind von Rückwardt in Berlin erst photographisch aufgenommen und darnach von Römler und Jonas in Dresden, die in dem genannten Verfahren jetzt Her¬ vorragendes leisten, gedruckt. Principiell läßt sich gegen die photographische Aufnahme wie gegen die Vervielfältigung durch Lichtdruck mancherlei einwen¬ den. Die erstere trägt bisweilen sehr fühlbare perspectivische Unrichtigkeiten in die Darstellung hinein; dem letzteren fehlt in noch höherem Grade als der Photographie gerade das. wonach er sich benennt, nämlich das Licht. Der Lichtdruck behält, so vollendet er jetzt auch hergestellt wird, doch immer etwas umflortes, mondscheinbeleuchtetes und kann unmöglich an Schärfe und Fein¬ heit der Details sich mit dem Kupferstich messen. Dafür hat er aber auch eine Plastik, die wieder dem Kupferstiche abgeht, und bei dem notorischen Mangel, der, wie schon oben erwähnt, in Deutschland an tüchtigen Archi¬ tekturkupferstechern herrscht, darf man der Verlagshandlung entschieden keinen Vorwurf daraus machen, daß sie mit diesem mechanischen Reproductionsver- verfahren sich begnügt hat, sondern muß es ihr Dank wissen, daß sie wenigstens das zur Zeit Erreichbare in so vorzüglicher Weise bietet, wie es hier geschieht. Das Werk über den Zwinger in Dresden liegt in 16 Tafeln bereits jetzt complet vor (geb. 13 Thlr.); es ist ebenfalls durch Lichtdruck hergestellt. Der Baumeister, der —1722 den Zwinger unter Friedrich August erbaute, Daniel Pöppelmann, hat selbst 1729 ein Kupferstichwerk über den Bau heraus¬ gegeben , worin auch die nicht zur Ausführung gekommenen Theile desselben dargestellt sind und die wirklich ausgeführten bisweilen eine von der heu¬ tigen wesentlich abweichende Beschaffenheit zeigen. Dieses Werk ist jetzt selten geworden, und es war daher ein trefflicher Gedanke, die merkwürdigsten Tafeln desselben in getreuem Facsimile — hierzu ist der Lichtdruck ganz be¬ sonders geeignet — zu wiederholen. Die erste Tafel bringt eine Ansicht des ganzen Zwingers und des beabsichtigten Schloßbaues nach dem in der Dresd¬ ner Galerie befindlichen Gemälde von I. A. Thiele aus dem Jahre 1722, die zweite den Grundriß des ganzen Baues. Fünf Tafeln sind dem Pöppelmann'schen Werke entnommen; sie stellen dar: die Arcadenhalle des westlichen Mittelpavillons,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359152/402>, abgerufen am 24.08.2024.