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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.

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und führte die Conscription ein. was den Müttern viele Thränen auspreßte."
Deshalb sagt Hermann ganz richtig voraus:


Orate tratres, laer^mis nee xareite watrss.

Der Mönch hat auch gewußt, daß Friedrich Wilhelm der Zweite an der
Wassersucht in einem vom Wasser umgebenen Lustschlosse sterben werde;
Vers 88: M xerit in unäis, aum miseet summa xrotuuäis; auch die Schlacht
von Valmy und den Rückzug aus der Champagne habe er prophezeit.

Die Verse 89 bis 91 besagen: "Sein Sohn wird floriren und mehr be¬
kommen als er jemals zu hoffen gewagt hat. Aber sein unglückliches Volk
wird weinen, denn man sieht gewaltige Schicksalsschläge herannahen." --

"Damit soll gesagt sein, daß Preußen seitdem gleichsam ein Schwert war,
dessen Spitze in Frankreichs Flanke stand, während Rußland das Heft in der
Hand hatte. Die Hohenzollern sind allezeit P anthern vergleichbar gewesen,
die nach Raub spähen!"

Friedrich Wilhelm der Dritte sah nicht ein, daß der Liberalismus als
Macht emporkam. Vers 92: xrineexs neseit, quoä popa xotentia ersseit.

"Aber Wilhelm der Erste hat seine Zeit verstanden, indem er die Demo"
traten bei Ladenburg ecrasirte."

Dann folgen die vor einem Vierteljahrhundert bei uns in Deutschland
viel besprochenen Verse:


^anÄem sosxtra, Zerit, <lui srommatis ultimus erit.
Israel MlÄnZum schlug auÄot morw xiaväum.
ZU xaswr gre-Zsm rsoixit, Kerlnama, roZem.

also: Endlich trägt der das Scepter, welcher der letzte seines Stammes sein
wird. Israel verübt ein abscheuliches Verbrechen, das mit dem Tode zu
büßen ist. Der Hirt bekommt seine Heerde, Deutschland seinen König wieder.

Der Franzose giebt folgende Auslegung, die er sich und seinem Volke
zu großem Troste gereichen läßt: "Der jetzt regierende König von Preußen
wird der letzte sein. Wer könnte heute noch bezweifeln, daß diese Prophe¬
zeiung sich verwirkliche? Preußen hat sich zum unversöhnlichen Feinde
zweier mächtiger Nationen gemacht, bald aber wird diese gefräßige Bestie in
die Mache genommen und in ihrer Höhle zermalmt werden. Israel gilt dem
prophetischen Monat Hermann für einen Ketzer, im Gegensatze zu dem Jehova
treugebliebenen Juda; Israel also ist niemand anders als Wilhelm, König
von Preußen. Können wir Franzosen die abscheulichen Verbrechen vergessen,
welche er gegen uns verübt hat? Und ist denn von der Invasion in das
schwache Dänemark bis zum Einbrechen in Frankreich die preußische Politik
etwas anderes gewesen als ein Gewebe von Ränken und Gewaltthaten, von
Plünderung, Mord und Brand? Aber die Stunde der Buße und Wieder¬
vergeltung ist nahe, -- mort" Muäuw!" --


und führte die Conscription ein. was den Müttern viele Thränen auspreßte."
Deshalb sagt Hermann ganz richtig voraus:


Orate tratres, laer^mis nee xareite watrss.

Der Mönch hat auch gewußt, daß Friedrich Wilhelm der Zweite an der
Wassersucht in einem vom Wasser umgebenen Lustschlosse sterben werde;
Vers 88: M xerit in unäis, aum miseet summa xrotuuäis; auch die Schlacht
von Valmy und den Rückzug aus der Champagne habe er prophezeit.

Die Verse 89 bis 91 besagen: „Sein Sohn wird floriren und mehr be¬
kommen als er jemals zu hoffen gewagt hat. Aber sein unglückliches Volk
wird weinen, denn man sieht gewaltige Schicksalsschläge herannahen." —

„Damit soll gesagt sein, daß Preußen seitdem gleichsam ein Schwert war,
dessen Spitze in Frankreichs Flanke stand, während Rußland das Heft in der
Hand hatte. Die Hohenzollern sind allezeit P anthern vergleichbar gewesen,
die nach Raub spähen!"

Friedrich Wilhelm der Dritte sah nicht ein, daß der Liberalismus als
Macht emporkam. Vers 92: xrineexs neseit, quoä popa xotentia ersseit.

„Aber Wilhelm der Erste hat seine Zeit verstanden, indem er die Demo«
traten bei Ladenburg ecrasirte."

Dann folgen die vor einem Vierteljahrhundert bei uns in Deutschland
viel besprochenen Verse:


^anÄem sosxtra, Zerit, <lui srommatis ultimus erit.
Israel MlÄnZum schlug auÄot morw xiaväum.
ZU xaswr gre-Zsm rsoixit, Kerlnama, roZem.

also: Endlich trägt der das Scepter, welcher der letzte seines Stammes sein
wird. Israel verübt ein abscheuliches Verbrechen, das mit dem Tode zu
büßen ist. Der Hirt bekommt seine Heerde, Deutschland seinen König wieder.

Der Franzose giebt folgende Auslegung, die er sich und seinem Volke
zu großem Troste gereichen läßt: „Der jetzt regierende König von Preußen
wird der letzte sein. Wer könnte heute noch bezweifeln, daß diese Prophe¬
zeiung sich verwirkliche? Preußen hat sich zum unversöhnlichen Feinde
zweier mächtiger Nationen gemacht, bald aber wird diese gefräßige Bestie in
die Mache genommen und in ihrer Höhle zermalmt werden. Israel gilt dem
prophetischen Monat Hermann für einen Ketzer, im Gegensatze zu dem Jehova
treugebliebenen Juda; Israel also ist niemand anders als Wilhelm, König
von Preußen. Können wir Franzosen die abscheulichen Verbrechen vergessen,
welche er gegen uns verübt hat? Und ist denn von der Invasion in das
schwache Dänemark bis zum Einbrechen in Frankreich die preußische Politik
etwas anderes gewesen als ein Gewebe von Ränken und Gewaltthaten, von
Plünderung, Mord und Brand? Aber die Stunde der Buße und Wieder¬
vergeltung ist nahe, — mort« Muäuw!" —


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359152/362>, abgerufen am 22.07.2024.