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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.

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mit, daß man tüchtige Kräfte zu gewinnen und einmal gewonnene zu fesseln
vermochte. Es gab immer solche,- die mehr aus die sonstigen Annehmlichkeiten
einer Jenaischen Professur, als auf hohes Salär zu sehen geneigt waren.
Auch war an Nachwuchs, der sich der akademischen Laufbahn zu widmen Lust
hatte, früher kein Mangel und gerade Jena erschien für gar Manchen der
geeignete Punkt, von dem aus die Laufbahn zu beginnen, oder der als Durch¬
gang nach größeren Universitäten hin zu benutzen sei. Davon würde sich
eine ganze Reihe von Beispielen anführen lassen. Wir gehen hier darauf
nicht näher ein. Genug, daß man diese Conjunkturen zu benutzen verstand
und mit kleinen Mitteln verhältnißmäßig sehr viel ausrichtete.

Allmählich hat sich aber immer deutlicher herausgestellt, daß auf die Dauer
dieser Erfolge nicht zu rechnen sei. Die Bedürfnisse wuchsen zusehends. Die
akademischen Institute verlangten alljährlich mehr. Einzelne Besoldungen
mußte man, wenn auch die meisten noch im alten Niveau blieben, erheblich
steigern. Darum kam es in Erkenntniß der größeren Anforderungen 1865
zu den oben berührten Mehrveiwilligungen sämmtlicher vier Staaten. Allein
die Hoffnung, damit für längere Zeiten die Ausgaben gedeckt zu sehen,
erwies sich bald als trügerisch. Schon im Jahre 1872 überzeugte sich die
Weimarische Regierung von der Nothwendigkeit, die Mittel zu verstärken.
Sie warf weitere 8000 Thaler aus; mit anerkennenswerther Bereitwilligkeit
schloß sich Altenburg dem Vorgange an und bewilligte weitere 2500 Thaler
jährlich. Von Neuem gab man sich der Hoffnung hin, mit diesen Zuschüssen
im Belaufe von 10,500 Thalern die Universitätsverhältnisse wesentlich auf¬
bessern zu können, aber auch diesmal, wie sich rasch herausstellte, täuschte man
sich. Wie wenig mit dieser Mehrverwilligung eine gründliche Abhülfe ge¬
schaffen, lehrt die Rechnung von 1872 in ihren Ausgabeposten hinlänglich.

Wir finden hier einen Aufwand auf die akademischen Gebäude und
Lokale von 1688 Thalern. Die Verwaltung einschließlich der Kuratel kostete
6052 Thaler, die Erhaltung der Seminarien und Institute in der theologischen
Fakultät 365, in der juristischen 300, in der medicinischen etwa 5000, in der
philosophischen 2207 Thaler. Für die Bibliothek wurden 2054 Thaler ver¬
ausgabt; für alle Institute zusammen 10.248 Thaler. Zur Wittwenkasse
waren 2500 Thaler, an Pensionen und Unterstützungen 1100 Thaler zu
stellen.

Das Hauptkapitel bilden die Besoldungen der Lehrer. Zu diesem Zwecke
wurden 1872 entnommen aus der gemeinschaftlichen Kasse rund 29,000 THIr.,
aus den Separatkassen -- wonach sich der Gehalt mancher aus drei oder viererlei
Kassen zusammensetzt -- rund 6000 Thaler; in Summa etwa 34,000 Thaler.
Davon fielen auf 28 ordentliche Professoren etwa 27,000 Thaler, auf 14
Honorarprofessoren 6400 Thaler. Der Durchschnittssatz betrug mithin für


mit, daß man tüchtige Kräfte zu gewinnen und einmal gewonnene zu fesseln
vermochte. Es gab immer solche,- die mehr aus die sonstigen Annehmlichkeiten
einer Jenaischen Professur, als auf hohes Salär zu sehen geneigt waren.
Auch war an Nachwuchs, der sich der akademischen Laufbahn zu widmen Lust
hatte, früher kein Mangel und gerade Jena erschien für gar Manchen der
geeignete Punkt, von dem aus die Laufbahn zu beginnen, oder der als Durch¬
gang nach größeren Universitäten hin zu benutzen sei. Davon würde sich
eine ganze Reihe von Beispielen anführen lassen. Wir gehen hier darauf
nicht näher ein. Genug, daß man diese Conjunkturen zu benutzen verstand
und mit kleinen Mitteln verhältnißmäßig sehr viel ausrichtete.

Allmählich hat sich aber immer deutlicher herausgestellt, daß auf die Dauer
dieser Erfolge nicht zu rechnen sei. Die Bedürfnisse wuchsen zusehends. Die
akademischen Institute verlangten alljährlich mehr. Einzelne Besoldungen
mußte man, wenn auch die meisten noch im alten Niveau blieben, erheblich
steigern. Darum kam es in Erkenntniß der größeren Anforderungen 1865
zu den oben berührten Mehrveiwilligungen sämmtlicher vier Staaten. Allein
die Hoffnung, damit für längere Zeiten die Ausgaben gedeckt zu sehen,
erwies sich bald als trügerisch. Schon im Jahre 1872 überzeugte sich die
Weimarische Regierung von der Nothwendigkeit, die Mittel zu verstärken.
Sie warf weitere 8000 Thaler aus; mit anerkennenswerther Bereitwilligkeit
schloß sich Altenburg dem Vorgange an und bewilligte weitere 2500 Thaler
jährlich. Von Neuem gab man sich der Hoffnung hin, mit diesen Zuschüssen
im Belaufe von 10,500 Thalern die Universitätsverhältnisse wesentlich auf¬
bessern zu können, aber auch diesmal, wie sich rasch herausstellte, täuschte man
sich. Wie wenig mit dieser Mehrverwilligung eine gründliche Abhülfe ge¬
schaffen, lehrt die Rechnung von 1872 in ihren Ausgabeposten hinlänglich.

Wir finden hier einen Aufwand auf die akademischen Gebäude und
Lokale von 1688 Thalern. Die Verwaltung einschließlich der Kuratel kostete
6052 Thaler, die Erhaltung der Seminarien und Institute in der theologischen
Fakultät 365, in der juristischen 300, in der medicinischen etwa 5000, in der
philosophischen 2207 Thaler. Für die Bibliothek wurden 2054 Thaler ver¬
ausgabt; für alle Institute zusammen 10.248 Thaler. Zur Wittwenkasse
waren 2500 Thaler, an Pensionen und Unterstützungen 1100 Thaler zu
stellen.

Das Hauptkapitel bilden die Besoldungen der Lehrer. Zu diesem Zwecke
wurden 1872 entnommen aus der gemeinschaftlichen Kasse rund 29,000 THIr.,
aus den Separatkassen — wonach sich der Gehalt mancher aus drei oder viererlei
Kassen zusammensetzt — rund 6000 Thaler; in Summa etwa 34,000 Thaler.
Davon fielen auf 28 ordentliche Professoren etwa 27,000 Thaler, auf 14
Honorarprofessoren 6400 Thaler. Der Durchschnittssatz betrug mithin für


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359152/298>, abgerufen am 22.07.2024.