Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

hervor. Die Rechnungen erzählen laut davon, wie verschieden in den ver¬
schiedenen Staaten die Pflichten gegen die Universität aufgefaßt werden.

Ehe wir darauf etwas näher eingehen, welches Verhältniß zwischen den
Geldzuschüssen der einzelnen Staaten besteht, muß zur Kennzeichnung der
finanziellen Lage der Universität kurz vorausgeschickt werden, was sie an eige¬
nem Vermögen besitzt.

In Zeitläuften, welche das damalige Geschenk so hochherzig erscheinen
lassen, daß man sich daran heute ein Beispiel nehmen könnte, wurde die Hoch¬
schule mit zwei Landgütern dotirt. Das eine Gut Renda trägt ein jährliches
Pachtgeld von 2000 Thaler ein. Dazu kommen Einnahmen aus Meldungen
und einigen Gefallen in dem Remdaer Bezirk. Jene lieferten 1872 die Summe
von 3000 Thaler, diese fast 800 Thaler. Allein der Einnahme stand eine
Ausgabe von etwa 1900 Thaler gegenüber, wovon etwa 1000 auf die forst¬
liche Bewirthschaftung fielen, etwa 900 auf das Landgut.

Das andere Universitätsgut Apolda bringt dermalen 4000 Thaler Pacht¬
geld. An Lehrgeldern und Gefallen bezog 1872 die Universität in Apolda
noch 3500 Thaler. An Ausgaben gingen etwa 1200 Thaler ab. Außerdem
hat die Universität noch einige kleinere Stücke Waldung, in der Stadt Jena
eine Brauerei und andere Gebäude, aus denen eine geringe Rente erwächst.
Der gesammte Bruttoertrag des Immobiliarvermögens war in dem gedachten
Jahr 11,719 Thaler, der Nettoertrag wenig über 8000 Thaler.

Die Gefälle haben sich im Vergleiche zu früher durch Ablösungen ver¬
mindert und werden sich vielleicht noch mehr mindern, da die Ablösungskapi¬
talien natürlich so bemessen sind, daß deren verzinsliche Anlegung die frühere
Rente nicht erreicht.

Ueber den Grundbesitz würden sich noch mancherlei Betrachtungen anstellen
lassen. Nach der Meinung Mancher soll gerade auf diesen Besitz die Universität
sich am Meisten zu gute thun; und da sich natürlich das Pachtgeld neuer¬
dings, wie überall, so auch bei den Universitätsgütern nicht unerheblich ge¬
steigert, vollends, da es das Schicksal gefügt hat,-daß man bei dem raschen
Wachsthum der Stadt Apolda einige Stücke des Apoldaer Gutes zu leidlich
hohem Preis als Bauplätze hat verkaufen können, läßt man sich nicht nehmen,
Grundeigenthum sei für die Universität zugleich der werthvollste Besitz,
wie es unstreitig der würdigste sei. Es bedarf für das kühlere und schärfere
Urtheil kaum die Bemerkung, daß in solchen Ansichten viel Irrthum steckt.
Die Universität würde sich seit Jahren besser dabei gestanden haben, wenn sie
den Werth der Güter in sicherer Kapitalanlage zu angemessenen Zinsfuß, ohne
die weitläufige und kostspielige Verwaltung, welche der Grundbesitz einer Cor¬
poration immer mit sich bringt, ohne die beständigen Aufwande, die am
Bruttoertrage jedes Jahr zehren, besessen hätte. Eine reiche Universität mag


hervor. Die Rechnungen erzählen laut davon, wie verschieden in den ver¬
schiedenen Staaten die Pflichten gegen die Universität aufgefaßt werden.

Ehe wir darauf etwas näher eingehen, welches Verhältniß zwischen den
Geldzuschüssen der einzelnen Staaten besteht, muß zur Kennzeichnung der
finanziellen Lage der Universität kurz vorausgeschickt werden, was sie an eige¬
nem Vermögen besitzt.

In Zeitläuften, welche das damalige Geschenk so hochherzig erscheinen
lassen, daß man sich daran heute ein Beispiel nehmen könnte, wurde die Hoch¬
schule mit zwei Landgütern dotirt. Das eine Gut Renda trägt ein jährliches
Pachtgeld von 2000 Thaler ein. Dazu kommen Einnahmen aus Meldungen
und einigen Gefallen in dem Remdaer Bezirk. Jene lieferten 1872 die Summe
von 3000 Thaler, diese fast 800 Thaler. Allein der Einnahme stand eine
Ausgabe von etwa 1900 Thaler gegenüber, wovon etwa 1000 auf die forst¬
liche Bewirthschaftung fielen, etwa 900 auf das Landgut.

Das andere Universitätsgut Apolda bringt dermalen 4000 Thaler Pacht¬
geld. An Lehrgeldern und Gefallen bezog 1872 die Universität in Apolda
noch 3500 Thaler. An Ausgaben gingen etwa 1200 Thaler ab. Außerdem
hat die Universität noch einige kleinere Stücke Waldung, in der Stadt Jena
eine Brauerei und andere Gebäude, aus denen eine geringe Rente erwächst.
Der gesammte Bruttoertrag des Immobiliarvermögens war in dem gedachten
Jahr 11,719 Thaler, der Nettoertrag wenig über 8000 Thaler.

Die Gefälle haben sich im Vergleiche zu früher durch Ablösungen ver¬
mindert und werden sich vielleicht noch mehr mindern, da die Ablösungskapi¬
talien natürlich so bemessen sind, daß deren verzinsliche Anlegung die frühere
Rente nicht erreicht.

Ueber den Grundbesitz würden sich noch mancherlei Betrachtungen anstellen
lassen. Nach der Meinung Mancher soll gerade auf diesen Besitz die Universität
sich am Meisten zu gute thun; und da sich natürlich das Pachtgeld neuer¬
dings, wie überall, so auch bei den Universitätsgütern nicht unerheblich ge¬
steigert, vollends, da es das Schicksal gefügt hat,-daß man bei dem raschen
Wachsthum der Stadt Apolda einige Stücke des Apoldaer Gutes zu leidlich
hohem Preis als Bauplätze hat verkaufen können, läßt man sich nicht nehmen,
Grundeigenthum sei für die Universität zugleich der werthvollste Besitz,
wie es unstreitig der würdigste sei. Es bedarf für das kühlere und schärfere
Urtheil kaum die Bemerkung, daß in solchen Ansichten viel Irrthum steckt.
Die Universität würde sich seit Jahren besser dabei gestanden haben, wenn sie
den Werth der Güter in sicherer Kapitalanlage zu angemessenen Zinsfuß, ohne
die weitläufige und kostspielige Verwaltung, welche der Grundbesitz einer Cor¬
poration immer mit sich bringt, ohne die beständigen Aufwande, die am
Bruttoertrage jedes Jahr zehren, besessen hätte. Eine reiche Universität mag


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0294" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/131988"/>
          <p xml:id="ID_1088" prev="#ID_1087"> hervor. Die Rechnungen erzählen laut davon, wie verschieden in den ver¬<lb/>
schiedenen Staaten die Pflichten gegen die Universität aufgefaßt werden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1089"> Ehe wir darauf etwas näher eingehen, welches Verhältniß zwischen den<lb/>
Geldzuschüssen der einzelnen Staaten besteht, muß zur Kennzeichnung der<lb/>
finanziellen Lage der Universität kurz vorausgeschickt werden, was sie an eige¬<lb/>
nem Vermögen besitzt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1090"> In Zeitläuften, welche das damalige Geschenk so hochherzig erscheinen<lb/>
lassen, daß man sich daran heute ein Beispiel nehmen könnte, wurde die Hoch¬<lb/>
schule mit zwei Landgütern dotirt. Das eine Gut Renda trägt ein jährliches<lb/>
Pachtgeld von 2000 Thaler ein. Dazu kommen Einnahmen aus Meldungen<lb/>
und einigen Gefallen in dem Remdaer Bezirk. Jene lieferten 1872 die Summe<lb/>
von 3000 Thaler, diese fast 800 Thaler. Allein der Einnahme stand eine<lb/>
Ausgabe von etwa 1900 Thaler gegenüber, wovon etwa 1000 auf die forst¬<lb/>
liche Bewirthschaftung fielen, etwa 900 auf das Landgut.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1091"> Das andere Universitätsgut Apolda bringt dermalen 4000 Thaler Pacht¬<lb/>
geld. An Lehrgeldern und Gefallen bezog 1872 die Universität in Apolda<lb/>
noch 3500 Thaler. An Ausgaben gingen etwa 1200 Thaler ab. Außerdem<lb/>
hat die Universität noch einige kleinere Stücke Waldung, in der Stadt Jena<lb/>
eine Brauerei und andere Gebäude, aus denen eine geringe Rente erwächst.<lb/>
Der gesammte Bruttoertrag des Immobiliarvermögens war in dem gedachten<lb/>
Jahr 11,719 Thaler, der Nettoertrag wenig über 8000 Thaler.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1092"> Die Gefälle haben sich im Vergleiche zu früher durch Ablösungen ver¬<lb/>
mindert und werden sich vielleicht noch mehr mindern, da die Ablösungskapi¬<lb/>
talien natürlich so bemessen sind, daß deren verzinsliche Anlegung die frühere<lb/>
Rente nicht erreicht.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1093" next="#ID_1094"> Ueber den Grundbesitz würden sich noch mancherlei Betrachtungen anstellen<lb/>
lassen. Nach der Meinung Mancher soll gerade auf diesen Besitz die Universität<lb/>
sich am Meisten zu gute thun; und da sich natürlich das Pachtgeld neuer¬<lb/>
dings, wie überall, so auch bei den Universitätsgütern nicht unerheblich ge¬<lb/>
steigert, vollends, da es das Schicksal gefügt hat,-daß man bei dem raschen<lb/>
Wachsthum der Stadt Apolda einige Stücke des Apoldaer Gutes zu leidlich<lb/>
hohem Preis als Bauplätze hat verkaufen können, läßt man sich nicht nehmen,<lb/>
Grundeigenthum sei für die Universität zugleich der werthvollste Besitz,<lb/>
wie es unstreitig der würdigste sei. Es bedarf für das kühlere und schärfere<lb/>
Urtheil kaum die Bemerkung, daß in solchen Ansichten viel Irrthum steckt.<lb/>
Die Universität würde sich seit Jahren besser dabei gestanden haben, wenn sie<lb/>
den Werth der Güter in sicherer Kapitalanlage zu angemessenen Zinsfuß, ohne<lb/>
die weitläufige und kostspielige Verwaltung, welche der Grundbesitz einer Cor¬<lb/>
poration immer mit sich bringt, ohne die beständigen Aufwande, die am<lb/>
Bruttoertrage jedes Jahr zehren, besessen hätte.  Eine reiche Universität mag</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0294] hervor. Die Rechnungen erzählen laut davon, wie verschieden in den ver¬ schiedenen Staaten die Pflichten gegen die Universität aufgefaßt werden. Ehe wir darauf etwas näher eingehen, welches Verhältniß zwischen den Geldzuschüssen der einzelnen Staaten besteht, muß zur Kennzeichnung der finanziellen Lage der Universität kurz vorausgeschickt werden, was sie an eige¬ nem Vermögen besitzt. In Zeitläuften, welche das damalige Geschenk so hochherzig erscheinen lassen, daß man sich daran heute ein Beispiel nehmen könnte, wurde die Hoch¬ schule mit zwei Landgütern dotirt. Das eine Gut Renda trägt ein jährliches Pachtgeld von 2000 Thaler ein. Dazu kommen Einnahmen aus Meldungen und einigen Gefallen in dem Remdaer Bezirk. Jene lieferten 1872 die Summe von 3000 Thaler, diese fast 800 Thaler. Allein der Einnahme stand eine Ausgabe von etwa 1900 Thaler gegenüber, wovon etwa 1000 auf die forst¬ liche Bewirthschaftung fielen, etwa 900 auf das Landgut. Das andere Universitätsgut Apolda bringt dermalen 4000 Thaler Pacht¬ geld. An Lehrgeldern und Gefallen bezog 1872 die Universität in Apolda noch 3500 Thaler. An Ausgaben gingen etwa 1200 Thaler ab. Außerdem hat die Universität noch einige kleinere Stücke Waldung, in der Stadt Jena eine Brauerei und andere Gebäude, aus denen eine geringe Rente erwächst. Der gesammte Bruttoertrag des Immobiliarvermögens war in dem gedachten Jahr 11,719 Thaler, der Nettoertrag wenig über 8000 Thaler. Die Gefälle haben sich im Vergleiche zu früher durch Ablösungen ver¬ mindert und werden sich vielleicht noch mehr mindern, da die Ablösungskapi¬ talien natürlich so bemessen sind, daß deren verzinsliche Anlegung die frühere Rente nicht erreicht. Ueber den Grundbesitz würden sich noch mancherlei Betrachtungen anstellen lassen. Nach der Meinung Mancher soll gerade auf diesen Besitz die Universität sich am Meisten zu gute thun; und da sich natürlich das Pachtgeld neuer¬ dings, wie überall, so auch bei den Universitätsgütern nicht unerheblich ge¬ steigert, vollends, da es das Schicksal gefügt hat,-daß man bei dem raschen Wachsthum der Stadt Apolda einige Stücke des Apoldaer Gutes zu leidlich hohem Preis als Bauplätze hat verkaufen können, läßt man sich nicht nehmen, Grundeigenthum sei für die Universität zugleich der werthvollste Besitz, wie es unstreitig der würdigste sei. Es bedarf für das kühlere und schärfere Urtheil kaum die Bemerkung, daß in solchen Ansichten viel Irrthum steckt. Die Universität würde sich seit Jahren besser dabei gestanden haben, wenn sie den Werth der Güter in sicherer Kapitalanlage zu angemessenen Zinsfuß, ohne die weitläufige und kostspielige Verwaltung, welche der Grundbesitz einer Cor¬ poration immer mit sich bringt, ohne die beständigen Aufwande, die am Bruttoertrage jedes Jahr zehren, besessen hätte. Eine reiche Universität mag

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359152
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359152/294
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359152/294>, abgerufen am 22.07.2024.