Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Verschiedenheit der Gesetzgebungen, sich der Ablösung entgegenstellen; sie
werden sich vermuthlich überwinden lassen, sogar, im Verhältniß zu dem großen
Nutzen der Operation, leicht.

Auch diese Untersuchung wird zweckmäßig der vom Reichskanzleramte be¬
antragten, ob H,., die Beibehaltung des Concessionssystems (nur persönliche,
unveräußerliche Berechtigung), oder ö., die Niederlassungssreiheit, vorzuziehen
sei, vorangeschtckt werden, denn eine feste Ansicht über jene Frage würde
allen Mitgliedern der Commission, mögen sie für ^. oder für L. gestimmt sein,
die weiteren Erwägungen und Vorschläge sehr erleichtern. --

Ich komme zu den Worten, mit denen das Reichskanzleramt den Stand
der Frage charakterisirt, ob ^. oder L. erwählt werden solle:


"Der unbeschränkten Niederlassungsfreiheit persönlich qualisieirter Apotheker, wie solche
in Elsaß-Lothringen besteht und sich, nach dem Urtheil der Deutschen Verwaltung
Vollkommen bewährt hat,"

Letztere Behauptung läßt sich nicht vereinigen mit den sehr ungünstigen
Angaben bei mir (i. a. W. S. 17). bei Schacht und Kobligk (Pharmaceut.
Ztg. 1874. S. 207), in der Mittheilung H. aus Lothringen (ehb. S. 349. 330),
u. a. Auf welcher Seite ist die Wahrheit? Bestände in Clsaß-Lothringen wirk¬
lich eine solche Ausnahme von dem allgemein anerkannten Satze, daß die mittlere
Pharmaciestufe (West-Europas, insbesondre Frankreichs) das nicht leisten
könne, was die oberste Pharmaciestufe (Mittel- und Ost-Europas, insbesondre
Deutschlands) leistet, so müßte nach den günstigen Ausnahmsbedingungen, den
Ursachen der Erscheinung, geforscht werden.


"wird mit gleicher Lebhaftigkeit das Wort geredet, als der Aufrechthaltung des die
Deutsche Gesetzgebung beherrschenden, mit beachtenswerthen Interessen verflochtenen
Concessionswesens."

Ob mit gleicher Lebhaftigkeit, ist schwer zu untersuchen; es kommt auch
wohl nicht darauf an. Aber nicht entfernt mit gleicher Autorität. Denn
auf der Seite der Niederlassungsfreiheit stehen nur:

1) ein Theil (wohl kaum die Hälfte) der Apotheken-Aspiranten; ihre
Gründe sind durch die pharmaceutische Presse, durch die akademischen Natio¬
nalökonomen (s. S. 248 unter 4)), durch mich u. A., in. E. bereits voll¬
ständig entkräftet.

2) wenige ärztliche Schriftsteller, unter denen in. W. als gewichtig nur
Brefeld (5), A. Bernhardi. Pappenheim und Blaschko -- und wenn wir
Deutsch-Oesterreich hier mit ins Auge fassen dürfen, Friedr. Lorinser -- zu
nennen sind; aber Brefeld ist durch Wald (5) --, Lorinser durch v. Wald¬
heim --, Bernhardi, Pappenheim und Blaschko durch mich --, die ärztlichen
Aeußerungen überhaupt durch die pharmaceutische Presse, durch Weber (1869)
und mich --, in. E. bereits gründlichst zurückgewiesen worden.


Verschiedenheit der Gesetzgebungen, sich der Ablösung entgegenstellen; sie
werden sich vermuthlich überwinden lassen, sogar, im Verhältniß zu dem großen
Nutzen der Operation, leicht.

Auch diese Untersuchung wird zweckmäßig der vom Reichskanzleramte be¬
antragten, ob H,., die Beibehaltung des Concessionssystems (nur persönliche,
unveräußerliche Berechtigung), oder ö., die Niederlassungssreiheit, vorzuziehen
sei, vorangeschtckt werden, denn eine feste Ansicht über jene Frage würde
allen Mitgliedern der Commission, mögen sie für ^. oder für L. gestimmt sein,
die weiteren Erwägungen und Vorschläge sehr erleichtern. —

Ich komme zu den Worten, mit denen das Reichskanzleramt den Stand
der Frage charakterisirt, ob ^. oder L. erwählt werden solle:


„Der unbeschränkten Niederlassungsfreiheit persönlich qualisieirter Apotheker, wie solche
in Elsaß-Lothringen besteht und sich, nach dem Urtheil der Deutschen Verwaltung
Vollkommen bewährt hat,"

Letztere Behauptung läßt sich nicht vereinigen mit den sehr ungünstigen
Angaben bei mir (i. a. W. S. 17). bei Schacht und Kobligk (Pharmaceut.
Ztg. 1874. S. 207), in der Mittheilung H. aus Lothringen (ehb. S. 349. 330),
u. a. Auf welcher Seite ist die Wahrheit? Bestände in Clsaß-Lothringen wirk¬
lich eine solche Ausnahme von dem allgemein anerkannten Satze, daß die mittlere
Pharmaciestufe (West-Europas, insbesondre Frankreichs) das nicht leisten
könne, was die oberste Pharmaciestufe (Mittel- und Ost-Europas, insbesondre
Deutschlands) leistet, so müßte nach den günstigen Ausnahmsbedingungen, den
Ursachen der Erscheinung, geforscht werden.


„wird mit gleicher Lebhaftigkeit das Wort geredet, als der Aufrechthaltung des die
Deutsche Gesetzgebung beherrschenden, mit beachtenswerthen Interessen verflochtenen
Concessionswesens."

Ob mit gleicher Lebhaftigkeit, ist schwer zu untersuchen; es kommt auch
wohl nicht darauf an. Aber nicht entfernt mit gleicher Autorität. Denn
auf der Seite der Niederlassungsfreiheit stehen nur:

1) ein Theil (wohl kaum die Hälfte) der Apotheken-Aspiranten; ihre
Gründe sind durch die pharmaceutische Presse, durch die akademischen Natio¬
nalökonomen (s. S. 248 unter 4)), durch mich u. A., in. E. bereits voll¬
ständig entkräftet.

2) wenige ärztliche Schriftsteller, unter denen in. W. als gewichtig nur
Brefeld (5), A. Bernhardi. Pappenheim und Blaschko — und wenn wir
Deutsch-Oesterreich hier mit ins Auge fassen dürfen, Friedr. Lorinser — zu
nennen sind; aber Brefeld ist durch Wald (5) —, Lorinser durch v. Wald¬
heim —, Bernhardi, Pappenheim und Blaschko durch mich —, die ärztlichen
Aeußerungen überhaupt durch die pharmaceutische Presse, durch Weber (1869)
und mich —, in. E. bereits gründlichst zurückgewiesen worden.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0254" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/131948"/>
          <p xml:id="ID_892" prev="#ID_891"> Verschiedenheit der Gesetzgebungen, sich der Ablösung entgegenstellen; sie<lb/>
werden sich vermuthlich überwinden lassen, sogar, im Verhältniß zu dem großen<lb/>
Nutzen der Operation, leicht.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_893"> Auch diese Untersuchung wird zweckmäßig der vom Reichskanzleramte be¬<lb/>
antragten, ob H,., die Beibehaltung des Concessionssystems (nur persönliche,<lb/>
unveräußerliche Berechtigung), oder ö., die Niederlassungssreiheit, vorzuziehen<lb/>
sei, vorangeschtckt werden, denn eine feste Ansicht über jene Frage würde<lb/>
allen Mitgliedern der Commission, mögen sie für ^. oder für L. gestimmt sein,<lb/>
die weiteren Erwägungen und Vorschläge sehr erleichtern. &#x2014;</p><lb/>
          <p xml:id="ID_894"> Ich komme zu den Worten, mit denen das Reichskanzleramt den Stand<lb/>
der Frage charakterisirt, ob ^. oder L. erwählt werden solle:</p><lb/>
          <quote> &#x201E;Der unbeschränkten Niederlassungsfreiheit persönlich qualisieirter Apotheker, wie solche<lb/>
in Elsaß-Lothringen besteht und sich, nach dem Urtheil der Deutschen Verwaltung<lb/>
Vollkommen bewährt hat,"</quote><lb/>
          <p xml:id="ID_895"> Letztere Behauptung läßt sich nicht vereinigen mit den sehr ungünstigen<lb/>
Angaben bei mir (i. a. W. S. 17). bei Schacht und Kobligk (Pharmaceut.<lb/>
Ztg. 1874. S. 207), in der Mittheilung H. aus Lothringen (ehb. S. 349. 330),<lb/>
u. a. Auf welcher Seite ist die Wahrheit? Bestände in Clsaß-Lothringen wirk¬<lb/>
lich eine solche Ausnahme von dem allgemein anerkannten Satze, daß die mittlere<lb/>
Pharmaciestufe (West-Europas, insbesondre Frankreichs) das nicht leisten<lb/>
könne, was die oberste Pharmaciestufe (Mittel- und Ost-Europas, insbesondre<lb/>
Deutschlands) leistet, so müßte nach den günstigen Ausnahmsbedingungen, den<lb/>
Ursachen der Erscheinung, geforscht werden.</p><lb/>
          <quote> &#x201E;wird mit gleicher Lebhaftigkeit das Wort geredet, als der Aufrechthaltung des die<lb/>
Deutsche Gesetzgebung beherrschenden, mit beachtenswerthen Interessen verflochtenen<lb/>
Concessionswesens."</quote><lb/>
          <p xml:id="ID_896"> Ob mit gleicher Lebhaftigkeit, ist schwer zu untersuchen; es kommt auch<lb/>
wohl nicht darauf an. Aber nicht entfernt mit gleicher Autorität. Denn<lb/>
auf der Seite der Niederlassungsfreiheit stehen nur:</p><lb/>
          <p xml:id="ID_897"> 1) ein Theil (wohl kaum die Hälfte) der Apotheken-Aspiranten; ihre<lb/>
Gründe sind durch die pharmaceutische Presse, durch die akademischen Natio¬<lb/>
nalökonomen (s. S. 248 unter 4)), durch mich u. A., in. E. bereits voll¬<lb/>
ständig entkräftet.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_898"> 2) wenige ärztliche Schriftsteller, unter denen in. W. als gewichtig nur<lb/>
Brefeld (5), A. Bernhardi. Pappenheim und Blaschko &#x2014; und wenn wir<lb/>
Deutsch-Oesterreich hier mit ins Auge fassen dürfen, Friedr. Lorinser &#x2014; zu<lb/>
nennen sind; aber Brefeld ist durch Wald (5) &#x2014;, Lorinser durch v. Wald¬<lb/>
heim &#x2014;, Bernhardi, Pappenheim und Blaschko durch mich &#x2014;, die ärztlichen<lb/>
Aeußerungen überhaupt durch die pharmaceutische Presse, durch Weber (1869)<lb/>
und mich &#x2014;, in. E. bereits gründlichst zurückgewiesen worden.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0254] Verschiedenheit der Gesetzgebungen, sich der Ablösung entgegenstellen; sie werden sich vermuthlich überwinden lassen, sogar, im Verhältniß zu dem großen Nutzen der Operation, leicht. Auch diese Untersuchung wird zweckmäßig der vom Reichskanzleramte be¬ antragten, ob H,., die Beibehaltung des Concessionssystems (nur persönliche, unveräußerliche Berechtigung), oder ö., die Niederlassungssreiheit, vorzuziehen sei, vorangeschtckt werden, denn eine feste Ansicht über jene Frage würde allen Mitgliedern der Commission, mögen sie für ^. oder für L. gestimmt sein, die weiteren Erwägungen und Vorschläge sehr erleichtern. — Ich komme zu den Worten, mit denen das Reichskanzleramt den Stand der Frage charakterisirt, ob ^. oder L. erwählt werden solle: „Der unbeschränkten Niederlassungsfreiheit persönlich qualisieirter Apotheker, wie solche in Elsaß-Lothringen besteht und sich, nach dem Urtheil der Deutschen Verwaltung Vollkommen bewährt hat," Letztere Behauptung läßt sich nicht vereinigen mit den sehr ungünstigen Angaben bei mir (i. a. W. S. 17). bei Schacht und Kobligk (Pharmaceut. Ztg. 1874. S. 207), in der Mittheilung H. aus Lothringen (ehb. S. 349. 330), u. a. Auf welcher Seite ist die Wahrheit? Bestände in Clsaß-Lothringen wirk¬ lich eine solche Ausnahme von dem allgemein anerkannten Satze, daß die mittlere Pharmaciestufe (West-Europas, insbesondre Frankreichs) das nicht leisten könne, was die oberste Pharmaciestufe (Mittel- und Ost-Europas, insbesondre Deutschlands) leistet, so müßte nach den günstigen Ausnahmsbedingungen, den Ursachen der Erscheinung, geforscht werden. „wird mit gleicher Lebhaftigkeit das Wort geredet, als der Aufrechthaltung des die Deutsche Gesetzgebung beherrschenden, mit beachtenswerthen Interessen verflochtenen Concessionswesens." Ob mit gleicher Lebhaftigkeit, ist schwer zu untersuchen; es kommt auch wohl nicht darauf an. Aber nicht entfernt mit gleicher Autorität. Denn auf der Seite der Niederlassungsfreiheit stehen nur: 1) ein Theil (wohl kaum die Hälfte) der Apotheken-Aspiranten; ihre Gründe sind durch die pharmaceutische Presse, durch die akademischen Natio¬ nalökonomen (s. S. 248 unter 4)), durch mich u. A., in. E. bereits voll¬ ständig entkräftet. 2) wenige ärztliche Schriftsteller, unter denen in. W. als gewichtig nur Brefeld (5), A. Bernhardi. Pappenheim und Blaschko — und wenn wir Deutsch-Oesterreich hier mit ins Auge fassen dürfen, Friedr. Lorinser — zu nennen sind; aber Brefeld ist durch Wald (5) —, Lorinser durch v. Wald¬ heim —, Bernhardi, Pappenheim und Blaschko durch mich —, die ärztlichen Aeußerungen überhaupt durch die pharmaceutische Presse, durch Weber (1869) und mich —, in. E. bereits gründlichst zurückgewiesen worden.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359152
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359152/254
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359152/254>, abgerufen am 22.07.2024.