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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band.

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seines Gartens am Park, wird hiermit endgültig entschieden und nicht minder
wichtig ist die Frage, ob Riemer, der die Vollendung des Hans Sachs auf
den 27. April setzt (II., 25), eine unbedingte Glaubwürdigkeit verdient, wenn
sich in so wenigen Zeilen des von ihm benutzten Materials ein Fehler dem
andern anreiht. Erst aus diesen Notizen können wir die Dauer des
Goethe'schen Aufenthaltes in Ilmenau, der weder aus den Briefen an die
Stein, noch aus sonstigen bekannten Documenten hervorgeht, feststellen, wie
wir auch durch sie die Bestätigung von seiner kleinen Reise und ihrer Dauer-
welche er am 25. Mai machte, erhalten und nunmehr sein auswärts ge¬
schriebenes Billet ^) an die Frau von Stein verständlich wird, dem Schöll un¬
möglich die genauere Datirung und eine auf das Verständniß abzielende
Bemerkung beifügen konnte.

Ein wichtiges Moment ist Goethe's Ernennung zum geh. Legationsrath,
welche wie schon Riemer richtig bemerkt am 11. Juni erfolgte, während die
Notiz unter dem 19. sich auf die Behändigung des bezüglichen Decretes be¬
zieht °). Die Introduction und die Verpflichtung im geheimen Conseil erfolgte
am 25. Juni der Gestalt, daß der Herzog vor Eröffnung der Session den
neuen Legationsrath seinen beiden andern Collegen vorstellte und denselben
zu einer guten collegialischen Freundschaft und gegenseitigem Vertrauen em¬
pfahl, worauf die Pflichtsnotel vorgelesen und Goethe durch Handschlag dem
Herzoge das Vorgelesene eidlich gelobte, und dann ihm sein Platz im geh.
Consilium angewiesen wurdet-

Der Schwerpunkt der nun folgenden Tagesbüchernotizen bis September
des Jahres 1776 liegt darin, daß diese von Riemer in keiner Weise beachtet
worden sind, obwohl sie vorzüglich Material für die Schilderung des Goethe'¬
schen Lebens in Ilmenau enthalten, das in Briefen an Merck und an die
Frau von Stein einigermaßen, aber lange nicht in so feiner Perspective wie
hier vor uns vorübereilt. Manches freilich ist und wird auch dem künftigen
Biographen in diesen hingeworfenen Bemerkungen ein Räthsel bleiben. Sehr
bedeutend erweisen sich die Aufzeichnungen vom 22. Juli, durch welche nicht
allein Schöll's versuchte Erklärung seines Briefes hinfällig wird, daß
Goethe unter dem Zeichnen bildlich seinem mit Bleistift an die Stein ge-





°) Vom 27. Mai I, 35. Man will glauben machen, ich dürfe heute mit Ihnen essen.
Also doch wohl die Kalbsrinther.
°) In dem Decret, dessen übliche Form Carl August eigenhändig abänderte, heißt es:
daß Goethe wegen seiner uns genugsam bekannten Eigenschaften, seines wahren attachements
zu uns und unsern daher fließenden Zutrauens und Gewißheit zum geh. Legationsrath er¬
nannt worden sei.
7) Für die übrige Stellung Goethe's bemerken wir, daß er am S. Sept. 1790 "Geheimer-
Rath" wurde und am 3. Sept. 1786 eine Zulage von 200 Thaler erhielt.

seines Gartens am Park, wird hiermit endgültig entschieden und nicht minder
wichtig ist die Frage, ob Riemer, der die Vollendung des Hans Sachs auf
den 27. April setzt (II., 25), eine unbedingte Glaubwürdigkeit verdient, wenn
sich in so wenigen Zeilen des von ihm benutzten Materials ein Fehler dem
andern anreiht. Erst aus diesen Notizen können wir die Dauer des
Goethe'schen Aufenthaltes in Ilmenau, der weder aus den Briefen an die
Stein, noch aus sonstigen bekannten Documenten hervorgeht, feststellen, wie
wir auch durch sie die Bestätigung von seiner kleinen Reise und ihrer Dauer-
welche er am 25. Mai machte, erhalten und nunmehr sein auswärts ge¬
schriebenes Billet ^) an die Frau von Stein verständlich wird, dem Schöll un¬
möglich die genauere Datirung und eine auf das Verständniß abzielende
Bemerkung beifügen konnte.

Ein wichtiges Moment ist Goethe's Ernennung zum geh. Legationsrath,
welche wie schon Riemer richtig bemerkt am 11. Juni erfolgte, während die
Notiz unter dem 19. sich auf die Behändigung des bezüglichen Decretes be¬
zieht °). Die Introduction und die Verpflichtung im geheimen Conseil erfolgte
am 25. Juni der Gestalt, daß der Herzog vor Eröffnung der Session den
neuen Legationsrath seinen beiden andern Collegen vorstellte und denselben
zu einer guten collegialischen Freundschaft und gegenseitigem Vertrauen em¬
pfahl, worauf die Pflichtsnotel vorgelesen und Goethe durch Handschlag dem
Herzoge das Vorgelesene eidlich gelobte, und dann ihm sein Platz im geh.
Consilium angewiesen wurdet-

Der Schwerpunkt der nun folgenden Tagesbüchernotizen bis September
des Jahres 1776 liegt darin, daß diese von Riemer in keiner Weise beachtet
worden sind, obwohl sie vorzüglich Material für die Schilderung des Goethe'¬
schen Lebens in Ilmenau enthalten, das in Briefen an Merck und an die
Frau von Stein einigermaßen, aber lange nicht in so feiner Perspective wie
hier vor uns vorübereilt. Manches freilich ist und wird auch dem künftigen
Biographen in diesen hingeworfenen Bemerkungen ein Räthsel bleiben. Sehr
bedeutend erweisen sich die Aufzeichnungen vom 22. Juli, durch welche nicht
allein Schöll's versuchte Erklärung seines Briefes hinfällig wird, daß
Goethe unter dem Zeichnen bildlich seinem mit Bleistift an die Stein ge-





°) Vom 27. Mai I, 35. Man will glauben machen, ich dürfe heute mit Ihnen essen.
Also doch wohl die Kalbsrinther.
°) In dem Decret, dessen übliche Form Carl August eigenhändig abänderte, heißt es:
daß Goethe wegen seiner uns genugsam bekannten Eigenschaften, seines wahren attachements
zu uns und unsern daher fließenden Zutrauens und Gewißheit zum geh. Legationsrath er¬
nannt worden sei.
7) Für die übrige Stellung Goethe's bemerken wir, daß er am S. Sept. 1790 „Geheimer-
Rath" wurde und am 3. Sept. 1786 eine Zulage von 200 Thaler erhielt.
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[0386] seines Gartens am Park, wird hiermit endgültig entschieden und nicht minder wichtig ist die Frage, ob Riemer, der die Vollendung des Hans Sachs auf den 27. April setzt (II., 25), eine unbedingte Glaubwürdigkeit verdient, wenn sich in so wenigen Zeilen des von ihm benutzten Materials ein Fehler dem andern anreiht. Erst aus diesen Notizen können wir die Dauer des Goethe'schen Aufenthaltes in Ilmenau, der weder aus den Briefen an die Stein, noch aus sonstigen bekannten Documenten hervorgeht, feststellen, wie wir auch durch sie die Bestätigung von seiner kleinen Reise und ihrer Dauer- welche er am 25. Mai machte, erhalten und nunmehr sein auswärts ge¬ schriebenes Billet ^) an die Frau von Stein verständlich wird, dem Schöll un¬ möglich die genauere Datirung und eine auf das Verständniß abzielende Bemerkung beifügen konnte. Ein wichtiges Moment ist Goethe's Ernennung zum geh. Legationsrath, welche wie schon Riemer richtig bemerkt am 11. Juni erfolgte, während die Notiz unter dem 19. sich auf die Behändigung des bezüglichen Decretes be¬ zieht °). Die Introduction und die Verpflichtung im geheimen Conseil erfolgte am 25. Juni der Gestalt, daß der Herzog vor Eröffnung der Session den neuen Legationsrath seinen beiden andern Collegen vorstellte und denselben zu einer guten collegialischen Freundschaft und gegenseitigem Vertrauen em¬ pfahl, worauf die Pflichtsnotel vorgelesen und Goethe durch Handschlag dem Herzoge das Vorgelesene eidlich gelobte, und dann ihm sein Platz im geh. Consilium angewiesen wurdet- Der Schwerpunkt der nun folgenden Tagesbüchernotizen bis September des Jahres 1776 liegt darin, daß diese von Riemer in keiner Weise beachtet worden sind, obwohl sie vorzüglich Material für die Schilderung des Goethe'¬ schen Lebens in Ilmenau enthalten, das in Briefen an Merck und an die Frau von Stein einigermaßen, aber lange nicht in so feiner Perspective wie hier vor uns vorübereilt. Manches freilich ist und wird auch dem künftigen Biographen in diesen hingeworfenen Bemerkungen ein Räthsel bleiben. Sehr bedeutend erweisen sich die Aufzeichnungen vom 22. Juli, durch welche nicht allein Schöll's versuchte Erklärung seines Briefes hinfällig wird, daß Goethe unter dem Zeichnen bildlich seinem mit Bleistift an die Stein ge- °) Vom 27. Mai I, 35. Man will glauben machen, ich dürfe heute mit Ihnen essen. Also doch wohl die Kalbsrinther. °) In dem Decret, dessen übliche Form Carl August eigenhändig abänderte, heißt es: daß Goethe wegen seiner uns genugsam bekannten Eigenschaften, seines wahren attachements zu uns und unsern daher fließenden Zutrauens und Gewißheit zum geh. Legationsrath er¬ nannt worden sei. 7) Für die übrige Stellung Goethe's bemerken wir, daß er am S. Sept. 1790 „Geheimer- Rath" wurde und am 3. Sept. 1786 eine Zulage von 200 Thaler erhielt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_130643/386>, abgerufen am 25.12.2024.