Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band.dessen der Betrieb unserer Eisenbahnen in die Hände der General-Direktion Auch Schimpfen und Verleumder konnte an der Lage der Dinge nichts dessen der Betrieb unserer Eisenbahnen in die Hände der General-Direktion Auch Schimpfen und Verleumder konnte an der Lage der Dinge nichts <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0027" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/130671"/> <p xml:id="ID_61" prev="#ID_60"> dessen der Betrieb unserer Eisenbahnen in die Hände der General-Direktion<lb/> der Eisenbahnen von Elsaß-Lothringen gelegt wurde. — Diese beiden gleich¬<lb/> zeitigen Ereignisse waren die glücklichsten, welche sich seit vielen Jahren für<lb/> unser Land zugetragen hatten. Unsere verbündeten Jesuiten und Frans-<lb/> quillons knirschten vor Wuth, und suchten auf alle mögliche und unmögliche<lb/> Weise unsere Regierung, oder sagen wir lieber unsern Herrn Staatsministsr,<lb/> vor dem Lande herabzusetzen, und des Servilismus de^ deutschen Reichsgewalt<lb/> gegenüber zu beschuldigen. Es war wirklich überaus komisch anzusehen, wie die<lb/> Patrone der heiligen Liga sich drehten und wendeten, um ihren krassen Egois¬<lb/> mus bei der Sache nicht allzusehr vor den Augen des Landes bloszustellen.<lb/> Die Mittel und Mittelchen, welche sie dabei zu Hilfe nahmen, sind eben so<lb/> — wohlersonnen als zahlreich, und die Maske, die unsere streitbaren Helden<lb/> sich vorhanden, hätte, wie die Sachen lagen, nicht wohl schlauer gewählt<lb/> werden können. Sie war ganz Patriotismus, eitel Nationalismus. Wenn<lb/> es bei uns nur nicht Männer gegeben hätte, welche mit kühnem Griff den<lb/> guten Leuten die Masken wegrissen, und zwar nicht allein vor dem eigenen<lb/> Lande, sondern auch vor ganz Deutschland, unserm Stamm- und Mutter¬<lb/> lande. Was die jesuitische Tagespresse im Lande selbst nicht erlaubte, das<lb/> suchten diese Männer bei der liberalen deutschen Presse nach, und mit<lb/> freundlicher Zuvorkommenheit kam ihnen diese entgegen und erlaubte ihnen<lb/> die heilige Sache ihres Vaterlandes und ihres Volkes in ihren Spalten zu<lb/> vertreten und zu verfechten. Der deutschen Presse unsern herzlichsten, tief¬<lb/> gefühltesten Dank dafür! —</p><lb/> <p xml:id="ID_62" next="#ID_63"> Auch Schimpfen und Verleumder konnte an der Lage der Dinge nichts<lb/> ändern. Der Betrieb unserer Eisenbahnen wurde trotz alledem und alledem<lb/> der General-Direction der Eisenbahnen von Elsaß-Lothringen übergeben,<lb/> und die Ostbahngesellschast, als solche, und als das Älter ego Frankreichs,<lb/> hatte bei uns ausgewirthschaftet und ausintriguirt. Wer aber weiter intriguirte,<lb/> das waren unsere Dunkelmänner unter allen Masken. Unsere vornehmen<lb/> und wohlprotegirten Lieblinge der Ostbahngesellschaft mußten sich iwIouL<lb/> voltzns bequemen, sich der von der General-Direction zu Straßburg nach<lb/> Luxemburg gesetzten Betriebs-Inspection unterzuordnen, sie, die schon gehofft<lb/> hatten, die erste Geige in dieser Verwaltung zu spielen, und dabei noch weit<lb/> vornehmer, und müßiger leben zu können als zuvor. — Der tiefe, innerliche<lb/> Ingrimm dieser Herren läßt sich begreifen, und der Groll ihrer zahlreichen<lb/> Anhänger ebenfalls, um so mehr, da sie dem mächtigen deutschen Reiche gegen¬<lb/> über nicht die Zügel schießen lassen durften. Dieser tiefe, verhaltene Ingrimm<lb/> wußte sich nicht anders Luft zu machen, als in den täglichen, kleinlichen oft<lb/> mehr als kindischen Nörgeleien in unsern Zeitungen wider den Hrn. Staats-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0027]
dessen der Betrieb unserer Eisenbahnen in die Hände der General-Direktion
der Eisenbahnen von Elsaß-Lothringen gelegt wurde. — Diese beiden gleich¬
zeitigen Ereignisse waren die glücklichsten, welche sich seit vielen Jahren für
unser Land zugetragen hatten. Unsere verbündeten Jesuiten und Frans-
quillons knirschten vor Wuth, und suchten auf alle mögliche und unmögliche
Weise unsere Regierung, oder sagen wir lieber unsern Herrn Staatsministsr,
vor dem Lande herabzusetzen, und des Servilismus de^ deutschen Reichsgewalt
gegenüber zu beschuldigen. Es war wirklich überaus komisch anzusehen, wie die
Patrone der heiligen Liga sich drehten und wendeten, um ihren krassen Egois¬
mus bei der Sache nicht allzusehr vor den Augen des Landes bloszustellen.
Die Mittel und Mittelchen, welche sie dabei zu Hilfe nahmen, sind eben so
— wohlersonnen als zahlreich, und die Maske, die unsere streitbaren Helden
sich vorhanden, hätte, wie die Sachen lagen, nicht wohl schlauer gewählt
werden können. Sie war ganz Patriotismus, eitel Nationalismus. Wenn
es bei uns nur nicht Männer gegeben hätte, welche mit kühnem Griff den
guten Leuten die Masken wegrissen, und zwar nicht allein vor dem eigenen
Lande, sondern auch vor ganz Deutschland, unserm Stamm- und Mutter¬
lande. Was die jesuitische Tagespresse im Lande selbst nicht erlaubte, das
suchten diese Männer bei der liberalen deutschen Presse nach, und mit
freundlicher Zuvorkommenheit kam ihnen diese entgegen und erlaubte ihnen
die heilige Sache ihres Vaterlandes und ihres Volkes in ihren Spalten zu
vertreten und zu verfechten. Der deutschen Presse unsern herzlichsten, tief¬
gefühltesten Dank dafür! —
Auch Schimpfen und Verleumder konnte an der Lage der Dinge nichts
ändern. Der Betrieb unserer Eisenbahnen wurde trotz alledem und alledem
der General-Direction der Eisenbahnen von Elsaß-Lothringen übergeben,
und die Ostbahngesellschast, als solche, und als das Älter ego Frankreichs,
hatte bei uns ausgewirthschaftet und ausintriguirt. Wer aber weiter intriguirte,
das waren unsere Dunkelmänner unter allen Masken. Unsere vornehmen
und wohlprotegirten Lieblinge der Ostbahngesellschaft mußten sich iwIouL
voltzns bequemen, sich der von der General-Direction zu Straßburg nach
Luxemburg gesetzten Betriebs-Inspection unterzuordnen, sie, die schon gehofft
hatten, die erste Geige in dieser Verwaltung zu spielen, und dabei noch weit
vornehmer, und müßiger leben zu können als zuvor. — Der tiefe, innerliche
Ingrimm dieser Herren läßt sich begreifen, und der Groll ihrer zahlreichen
Anhänger ebenfalls, um so mehr, da sie dem mächtigen deutschen Reiche gegen¬
über nicht die Zügel schießen lassen durften. Dieser tiefe, verhaltene Ingrimm
wußte sich nicht anders Luft zu machen, als in den täglichen, kleinlichen oft
mehr als kindischen Nörgeleien in unsern Zeitungen wider den Hrn. Staats-
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