Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band.in Nichts zerfließen müsse. In deutschen Diensten -- das hatte man den Die ganze Presse des Großherzogthums, vor allem aber die Zeitungs¬ in Nichts zerfließen müsse. In deutschen Diensten — das hatte man den Die ganze Presse des Großherzogthums, vor allem aber die Zeitungs¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0025" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/130669"/> <p xml:id="ID_56" prev="#ID_55"> in Nichts zerfließen müsse. In deutschen Diensten — das hatte man den<lb/> Herren bereits gesagt — giebt es keine solchen Sinecuren, wie sie für unser<lb/> Land bei der Ostbahngesellschaft bestanden. — In Deutschland muß ein<lb/> Jeder arbeiten, der sich durch sein Verdienst durchbringen will, der Höchste,<lb/> wie der niedrigste. Bei der Ostbahn brauchten unsere wohlrecommandirten<lb/> protegirten jungen Herren gar nichts zu thun, wenn sie eben nicht wollten<lb/> oder konnten. Man besoldete untergeordnete, fleißige Leute, die für sie ar¬<lb/> beiten mußten. Die hohen recommandirten Herren erhielten die hohen Ge¬<lb/> hälter, die untergeordneten Beamten die viele Arbeit. Wir haben solche gut-<lb/> recommandirte Herren gekannt, welche ihr hohes Gehalt verdient hatten, wenn<lb/> sie täglich einmal im Zug erster oder zweiter Klasse die Bahnstrecke befuhren,<lb/> deren Oberaufsicht ihnen anvertraut war. Es war gar nicht daran zu denken,<lb/> daß ein solches Schlaraffenleben auch bei dem strammen, strengen Regime<lb/> einer deutschen Verwaltung weiter fortgeführt werden könnte. Und zu einem<lb/> andern waren die süßen, verhätschelten Herren viel zu vornehm und zu be¬<lb/> quem. In unserem gesegneten Lande geht ja von jeher die Vornehmheit mit<lb/> dem Müßiggang Hand in Hand. Die stramme, nachhaltige Arbeit überlassen<lb/> wir gerne dem Plebs, oder unseren vom Staat besoldeten (und wie besolde¬<lb/> ten!) Unterbeamten. — Von all diesen Herren von der Ostbahngesellschast<lb/> hatte jeder seinen Anhang, und dieser hatte wieder den seinigen und so fort,<lb/> u<l iutinituM, wie ein Musiker sagen würde. Das ganze bildet eben das,<lb/> was wir unsere fr an squill o nistisch e Clique nennen. Diese Sippe,<lb/> welche sich ehedem den Anschein gab, zu den Freidenkern, den Boltairianern,<lb/> den Liberalen IM' vxcvllcmov zu zählen, hatte sich seit längerer Zeit scholl<lb/> insgeheim mit unsern Jesuiten oder Dunkelmännern zusammengethan und<lb/> verbündet. Und wenn nun auch die lumw vo16v bei uns, mit geringen<lb/> Ausnahmen, ins Lager der Dunkelmänner überging, so begreift ein Jeder,<lb/> welche begründeten Hoffnungen Frankreich, dem zu Liebe ja das seltsame<lb/> Bündniß geschlossen worden, noch immer in Betreff unseres Landes hegen<lb/> durfte, selbst nachdem sein direkter Einfluß durch seinen Vice-Consul und<lb/> seine Eisenbahngesellschaft aufgehört hatte. —</p><lb/> <p xml:id="ID_57" next="#ID_58"> Die ganze Presse des Großherzogthums, vor allem aber die Zeitungs¬<lb/> presse, stand, und steht noch immer im Solde unserer Jesuiten und Frans-<lb/> quillons. Unser „Wort für Wahrheit und Recht" ist auf die großen<lb/> Massen, den gemeinen, blinden Haufen, das ehemalige „Avenir", die heutige<lb/> „IiiäöpimäcUwo ImxLmdoru'gvoisv", auf unsere „Juno-vvlöcz", und die „Luxem¬<lb/> burger Zeitung" auf alle, die — mehr auf schöne Worte als schöne<lb/> Thaten sehen, berechnet. — Was alle vor allem suchen und anstreben, ist<lb/> der persönliche Vortheil, das Interesse ihrer Partei. Oeffentlich und vor der<lb/> Welt beschimpfen und bekämpfen sich die drei, insgeheim und unter der Hand</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0025]
in Nichts zerfließen müsse. In deutschen Diensten — das hatte man den
Herren bereits gesagt — giebt es keine solchen Sinecuren, wie sie für unser
Land bei der Ostbahngesellschaft bestanden. — In Deutschland muß ein
Jeder arbeiten, der sich durch sein Verdienst durchbringen will, der Höchste,
wie der niedrigste. Bei der Ostbahn brauchten unsere wohlrecommandirten
protegirten jungen Herren gar nichts zu thun, wenn sie eben nicht wollten
oder konnten. Man besoldete untergeordnete, fleißige Leute, die für sie ar¬
beiten mußten. Die hohen recommandirten Herren erhielten die hohen Ge¬
hälter, die untergeordneten Beamten die viele Arbeit. Wir haben solche gut-
recommandirte Herren gekannt, welche ihr hohes Gehalt verdient hatten, wenn
sie täglich einmal im Zug erster oder zweiter Klasse die Bahnstrecke befuhren,
deren Oberaufsicht ihnen anvertraut war. Es war gar nicht daran zu denken,
daß ein solches Schlaraffenleben auch bei dem strammen, strengen Regime
einer deutschen Verwaltung weiter fortgeführt werden könnte. Und zu einem
andern waren die süßen, verhätschelten Herren viel zu vornehm und zu be¬
quem. In unserem gesegneten Lande geht ja von jeher die Vornehmheit mit
dem Müßiggang Hand in Hand. Die stramme, nachhaltige Arbeit überlassen
wir gerne dem Plebs, oder unseren vom Staat besoldeten (und wie besolde¬
ten!) Unterbeamten. — Von all diesen Herren von der Ostbahngesellschast
hatte jeder seinen Anhang, und dieser hatte wieder den seinigen und so fort,
u<l iutinituM, wie ein Musiker sagen würde. Das ganze bildet eben das,
was wir unsere fr an squill o nistisch e Clique nennen. Diese Sippe,
welche sich ehedem den Anschein gab, zu den Freidenkern, den Boltairianern,
den Liberalen IM' vxcvllcmov zu zählen, hatte sich seit längerer Zeit scholl
insgeheim mit unsern Jesuiten oder Dunkelmännern zusammengethan und
verbündet. Und wenn nun auch die lumw vo16v bei uns, mit geringen
Ausnahmen, ins Lager der Dunkelmänner überging, so begreift ein Jeder,
welche begründeten Hoffnungen Frankreich, dem zu Liebe ja das seltsame
Bündniß geschlossen worden, noch immer in Betreff unseres Landes hegen
durfte, selbst nachdem sein direkter Einfluß durch seinen Vice-Consul und
seine Eisenbahngesellschaft aufgehört hatte. —
Die ganze Presse des Großherzogthums, vor allem aber die Zeitungs¬
presse, stand, und steht noch immer im Solde unserer Jesuiten und Frans-
quillons. Unser „Wort für Wahrheit und Recht" ist auf die großen
Massen, den gemeinen, blinden Haufen, das ehemalige „Avenir", die heutige
„IiiäöpimäcUwo ImxLmdoru'gvoisv", auf unsere „Juno-vvlöcz", und die „Luxem¬
burger Zeitung" auf alle, die — mehr auf schöne Worte als schöne
Thaten sehen, berechnet. — Was alle vor allem suchen und anstreben, ist
der persönliche Vortheil, das Interesse ihrer Partei. Oeffentlich und vor der
Welt beschimpfen und bekämpfen sich die drei, insgeheim und unter der Hand
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