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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band.

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Goethe an Voigt.")

In dem schrecklichen Augenblicke ergreift mich mein altes Uebel. Ent¬
schuldigen Sie mein Außenbleiben. Ich weiß kaum ob ich das Billet fort¬
G. bringe.


Goethe an Voigt/')

Ein aufrichtendes Wort von Ew. Excellenz wird dem bedrängten Manne
viel seyn. Leider wird man auch hier zur Betrachtung des vergangenen
anarchischen Zustandes von Jena zurückgeführt. Jedes isolirte sich, alles
haßte, verfolgte, hinderte einander und nun treten mitten im Unglück die
Folgen aller Mißverhältnisse und Feindschaften hervor. Doch wollen wir zu
Beruhigung und Trost das mögliche thun, wie bisher zu Erhaltung eines
G. fast unhaltbaren Zustandes.


Goethe an Voigt."')

Sollten wir nicht etwa unserer Seits den jungen Müller nach Jena
schicken, der näher sähe, wie die Sachen stehen und ob sich die Ausräumung
der Bibliothek und des Museums abwenden läßt. Es wäre was darum zu
geben.

Denn nie kommen sie wieder zusammen. Bitte auch dies gefällig zu
G. bedenken.


Goethe an Voigt."")

Jhro des Herrn Erbprinzen Durchl. haben über die angelangten Mülleri¬
schen Papiere und deren Inhalt auch des Unterzeichneten Gesinnungen zu
vernehmen verlangt, welche hiermit schuldigst an den Tag gelegt werden.

So sehr uns die durch p. Müllern eingesandten Nachrichten abermals an
dasjenige erinnern, was wir unsrer regierenden Herzogin Durchl. schuldig ge¬
worden, so erfreulich muß es uns seyn, auch die Wünsche unsres gnädigsten
Herrn des Herzogs, der ganzen fürstl. Familie und aller Getreuen der Er¬
füllung so nahe zu sehen.






Von wegen d. herzogt. Geh. Conseils Voigt also vom 13. Oct. datirt, so ist der Brief
spätestens vom 12. oder 13. Oct. 1807. Falk dankte für die Verwarnung und sagte, es seien
seit 14 Tagen keine Blätter vom Elysium und Tartarus ausgegeben.
") Orig. Mit Bleistift geschrieben in ^otis fevr, des Geh. Rath v. Voigt, Vol. 1>>vom
14. Oct. bis 30. Nov. 1806z unter welchem Zettel er bemerkt: vraes 16. Oct. 1806; als ich eben zum Kaiser und König Napoleon als Mitglied des
Conseil administriret mit Herrn G. R. von Wollzogcn gehen wollte.
") Orig. im Geh. Se. Archiv Weimar. Jenaische Krtegsactcn. Wahrscheinlich auf or. Fuchs
Beschwerde über die Leiden in Jena Ende October 1806 geschrieben.
Orig. im Geh. Se. Archiv Weimar. Jenaische Kriegsacten. Das Schreiben fällt auf
den 30 -- 31. Oct. 180S.
"") Orig. ^in den ^.cels ssvr. d. Geh. Rath Voigt. Vol. I". Die nöthigen Erklärungen
geben Fr. v. Müller's Denkwürdigkeiten.
Goethe an Voigt.")

In dem schrecklichen Augenblicke ergreift mich mein altes Uebel. Ent¬
schuldigen Sie mein Außenbleiben. Ich weiß kaum ob ich das Billet fort¬
G. bringe.


Goethe an Voigt/')

Ein aufrichtendes Wort von Ew. Excellenz wird dem bedrängten Manne
viel seyn. Leider wird man auch hier zur Betrachtung des vergangenen
anarchischen Zustandes von Jena zurückgeführt. Jedes isolirte sich, alles
haßte, verfolgte, hinderte einander und nun treten mitten im Unglück die
Folgen aller Mißverhältnisse und Feindschaften hervor. Doch wollen wir zu
Beruhigung und Trost das mögliche thun, wie bisher zu Erhaltung eines
G. fast unhaltbaren Zustandes.


Goethe an Voigt."')

Sollten wir nicht etwa unserer Seits den jungen Müller nach Jena
schicken, der näher sähe, wie die Sachen stehen und ob sich die Ausräumung
der Bibliothek und des Museums abwenden läßt. Es wäre was darum zu
geben.

Denn nie kommen sie wieder zusammen. Bitte auch dies gefällig zu
G. bedenken.


Goethe an Voigt."")

Jhro des Herrn Erbprinzen Durchl. haben über die angelangten Mülleri¬
schen Papiere und deren Inhalt auch des Unterzeichneten Gesinnungen zu
vernehmen verlangt, welche hiermit schuldigst an den Tag gelegt werden.

So sehr uns die durch p. Müllern eingesandten Nachrichten abermals an
dasjenige erinnern, was wir unsrer regierenden Herzogin Durchl. schuldig ge¬
worden, so erfreulich muß es uns seyn, auch die Wünsche unsres gnädigsten
Herrn des Herzogs, der ganzen fürstl. Familie und aller Getreuen der Er¬
füllung so nahe zu sehen.






Von wegen d. herzogt. Geh. Conseils Voigt also vom 13. Oct. datirt, so ist der Brief
spätestens vom 12. oder 13. Oct. 1807. Falk dankte für die Verwarnung und sagte, es seien
seit 14 Tagen keine Blätter vom Elysium und Tartarus ausgegeben.
") Orig. Mit Bleistift geschrieben in ^otis fevr, des Geh. Rath v. Voigt, Vol. 1>>vom
14. Oct. bis 30. Nov. 1806z unter welchem Zettel er bemerkt: vraes 16. Oct. 1806; als ich eben zum Kaiser und König Napoleon als Mitglied des
Conseil administriret mit Herrn G. R. von Wollzogcn gehen wollte.
«) Orig. im Geh. Se. Archiv Weimar. Jenaische Krtegsactcn. Wahrscheinlich auf or. Fuchs
Beschwerde über die Leiden in Jena Ende October 1806 geschrieben.
Orig. im Geh. Se. Archiv Weimar. Jenaische Kriegsacten. Das Schreiben fällt auf
den 30 — 31. Oct. 180S.
"") Orig. ^in den ^.cels ssvr. d. Geh. Rath Voigt. Vol. I". Die nöthigen Erklärungen
geben Fr. v. Müller's Denkwürdigkeiten.
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[0208] Goethe an Voigt.") In dem schrecklichen Augenblicke ergreift mich mein altes Uebel. Ent¬ schuldigen Sie mein Außenbleiben. Ich weiß kaum ob ich das Billet fort¬ G. bringe. Goethe an Voigt/') Ein aufrichtendes Wort von Ew. Excellenz wird dem bedrängten Manne viel seyn. Leider wird man auch hier zur Betrachtung des vergangenen anarchischen Zustandes von Jena zurückgeführt. Jedes isolirte sich, alles haßte, verfolgte, hinderte einander und nun treten mitten im Unglück die Folgen aller Mißverhältnisse und Feindschaften hervor. Doch wollen wir zu Beruhigung und Trost das mögliche thun, wie bisher zu Erhaltung eines G. fast unhaltbaren Zustandes. Goethe an Voigt."') Sollten wir nicht etwa unserer Seits den jungen Müller nach Jena schicken, der näher sähe, wie die Sachen stehen und ob sich die Ausräumung der Bibliothek und des Museums abwenden läßt. Es wäre was darum zu geben. Denn nie kommen sie wieder zusammen. Bitte auch dies gefällig zu G. bedenken. Goethe an Voigt."") Jhro des Herrn Erbprinzen Durchl. haben über die angelangten Mülleri¬ schen Papiere und deren Inhalt auch des Unterzeichneten Gesinnungen zu vernehmen verlangt, welche hiermit schuldigst an den Tag gelegt werden. So sehr uns die durch p. Müllern eingesandten Nachrichten abermals an dasjenige erinnern, was wir unsrer regierenden Herzogin Durchl. schuldig ge¬ worden, so erfreulich muß es uns seyn, auch die Wünsche unsres gnädigsten Herrn des Herzogs, der ganzen fürstl. Familie und aller Getreuen der Er¬ füllung so nahe zu sehen. Von wegen d. herzogt. Geh. Conseils Voigt also vom 13. Oct. datirt, so ist der Brief spätestens vom 12. oder 13. Oct. 1807. Falk dankte für die Verwarnung und sagte, es seien seit 14 Tagen keine Blätter vom Elysium und Tartarus ausgegeben. ") Orig. Mit Bleistift geschrieben in ^otis fevr, des Geh. Rath v. Voigt, Vol. 1>>vom 14. Oct. bis 30. Nov. 1806z unter welchem Zettel er bemerkt: vraes 16. Oct. 1806; als ich eben zum Kaiser und König Napoleon als Mitglied des Conseil administriret mit Herrn G. R. von Wollzogcn gehen wollte. «) Orig. im Geh. Se. Archiv Weimar. Jenaische Krtegsactcn. Wahrscheinlich auf or. Fuchs Beschwerde über die Leiden in Jena Ende October 1806 geschrieben. Orig. im Geh. Se. Archiv Weimar. Jenaische Kriegsacten. Das Schreiben fällt auf den 30 — 31. Oct. 180S. "") Orig. ^in den ^.cels ssvr. d. Geh. Rath Voigt. Vol. I". Die nöthigen Erklärungen geben Fr. v. Müller's Denkwürdigkeiten.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_130643/208>, abgerufen am 25.12.2024.