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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band.

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Wendungsversuche zweifellos bevorstehen. Und zu Aerzten der akuten Krank¬
heit unsrer Wirthschaft sollten wir jene Männer berufen, die, wenn sie dem
unfehlbaren Papste folgen, alle Grundlagen der modernen Wirthschaft verfluchen?

Nicht minder verderblich wäre eine Erstarkung der Ultramontanen im
deutschen Reichstage für unsre Beziehungen zum Auslande, für die
deutsche Mission in den neuen Reichslanden. Der Bazaine'sche Prozeß in Tnanon
hat von neuem gezeigt, wie weit die Herrschaft der Phrase in Frankreich
gediehen ist, wie sie allein in Wahrheit Frankreich beherrscht. War es doch
auch eine Phrase, die Phrase von dem Widerstreben der süddeutschen König¬
reiche gegen das preußische Bündniß, welche im Juli 1870 in Paris den Aus¬
schlag zum Kriege gegen Deutschland gab. Und die Ultramontanen, die eine
Mehrheit oder bedrohliche Minderheit im deutschen Reichstag erlangten, wären
in der That weit zuverlässigere Verbündete der französischen Revanchepolitik,
als die braven Baiern und Schwaben im Jahre 1370. Unsre ausgezeichneten
Beziehungen zu Italien, zu Oesterreich, zu England, zur Schweiz u. s. w.,
die Achtung und Werthschätzung, welche das deutsche Volk überhaupt in ganz
Europa auch bei Nationen genießt, die unsre Machtentfaltung solange mit Arg¬
wohn oder Furcht betrachteten, sie beruht wesentlich mit darauf, daß Deutsch¬
land für den ganzen Kontinent den Entscheidungskampf gegen die römische
Hierarchie muthig und bisher siegreich geführt hat. Wie sollten diese uns be¬
freundeten Nationen Europas von uns denken, wenn wir im eigenen Hause
der Römlinge nicht Herr würden?

So möge denn jeder wahlfähige deutsche Mann am zehnten Januar
seine Pflicht thun! In jedes Einzelnen Hand liegt es mit, dem lieben Vater¬
lande Heil, Glück und Ruhm für manches kommende Jahr zu bescheeren.


H. B.


Die Aelagerung von Metz unter dem Kaiser Karl V.
Von Max Jähns.
V '-, I.

In einem Augenblicke, da der Prozeß Bazaine die großen Erinnerungen-
an die für uns Deutsche so glorreiche Blokade von Metz im Herbste 1870
aufs neue in voller Frische wachgerufen hat, erscheint es vielleicht interessant,
sich auch einmal jener Belagerung von Metz zu erinnern, welche vor nunmehr
dreihundert und dreiundzwanzig Jahren von Karl V. vergeblich unternommen
wurde. Gewährt doch das Emporrufen dieses alten Bildes die Möglichkeit


Wendungsversuche zweifellos bevorstehen. Und zu Aerzten der akuten Krank¬
heit unsrer Wirthschaft sollten wir jene Männer berufen, die, wenn sie dem
unfehlbaren Papste folgen, alle Grundlagen der modernen Wirthschaft verfluchen?

Nicht minder verderblich wäre eine Erstarkung der Ultramontanen im
deutschen Reichstage für unsre Beziehungen zum Auslande, für die
deutsche Mission in den neuen Reichslanden. Der Bazaine'sche Prozeß in Tnanon
hat von neuem gezeigt, wie weit die Herrschaft der Phrase in Frankreich
gediehen ist, wie sie allein in Wahrheit Frankreich beherrscht. War es doch
auch eine Phrase, die Phrase von dem Widerstreben der süddeutschen König¬
reiche gegen das preußische Bündniß, welche im Juli 1870 in Paris den Aus¬
schlag zum Kriege gegen Deutschland gab. Und die Ultramontanen, die eine
Mehrheit oder bedrohliche Minderheit im deutschen Reichstag erlangten, wären
in der That weit zuverlässigere Verbündete der französischen Revanchepolitik,
als die braven Baiern und Schwaben im Jahre 1370. Unsre ausgezeichneten
Beziehungen zu Italien, zu Oesterreich, zu England, zur Schweiz u. s. w.,
die Achtung und Werthschätzung, welche das deutsche Volk überhaupt in ganz
Europa auch bei Nationen genießt, die unsre Machtentfaltung solange mit Arg¬
wohn oder Furcht betrachteten, sie beruht wesentlich mit darauf, daß Deutsch¬
land für den ganzen Kontinent den Entscheidungskampf gegen die römische
Hierarchie muthig und bisher siegreich geführt hat. Wie sollten diese uns be¬
freundeten Nationen Europas von uns denken, wenn wir im eigenen Hause
der Römlinge nicht Herr würden?

So möge denn jeder wahlfähige deutsche Mann am zehnten Januar
seine Pflicht thun! In jedes Einzelnen Hand liegt es mit, dem lieben Vater¬
lande Heil, Glück und Ruhm für manches kommende Jahr zu bescheeren.


H. B.


Die Aelagerung von Metz unter dem Kaiser Karl V.
Von Max Jähns.
V '-, I.

In einem Augenblicke, da der Prozeß Bazaine die großen Erinnerungen-
an die für uns Deutsche so glorreiche Blokade von Metz im Herbste 1870
aufs neue in voller Frische wachgerufen hat, erscheint es vielleicht interessant,
sich auch einmal jener Belagerung von Metz zu erinnern, welche vor nunmehr
dreihundert und dreiundzwanzig Jahren von Karl V. vergeblich unternommen
wurde. Gewährt doch das Emporrufen dieses alten Bildes die Möglichkeit


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[0011] Wendungsversuche zweifellos bevorstehen. Und zu Aerzten der akuten Krank¬ heit unsrer Wirthschaft sollten wir jene Männer berufen, die, wenn sie dem unfehlbaren Papste folgen, alle Grundlagen der modernen Wirthschaft verfluchen? Nicht minder verderblich wäre eine Erstarkung der Ultramontanen im deutschen Reichstage für unsre Beziehungen zum Auslande, für die deutsche Mission in den neuen Reichslanden. Der Bazaine'sche Prozeß in Tnanon hat von neuem gezeigt, wie weit die Herrschaft der Phrase in Frankreich gediehen ist, wie sie allein in Wahrheit Frankreich beherrscht. War es doch auch eine Phrase, die Phrase von dem Widerstreben der süddeutschen König¬ reiche gegen das preußische Bündniß, welche im Juli 1870 in Paris den Aus¬ schlag zum Kriege gegen Deutschland gab. Und die Ultramontanen, die eine Mehrheit oder bedrohliche Minderheit im deutschen Reichstag erlangten, wären in der That weit zuverlässigere Verbündete der französischen Revanchepolitik, als die braven Baiern und Schwaben im Jahre 1370. Unsre ausgezeichneten Beziehungen zu Italien, zu Oesterreich, zu England, zur Schweiz u. s. w., die Achtung und Werthschätzung, welche das deutsche Volk überhaupt in ganz Europa auch bei Nationen genießt, die unsre Machtentfaltung solange mit Arg¬ wohn oder Furcht betrachteten, sie beruht wesentlich mit darauf, daß Deutsch¬ land für den ganzen Kontinent den Entscheidungskampf gegen die römische Hierarchie muthig und bisher siegreich geführt hat. Wie sollten diese uns be¬ freundeten Nationen Europas von uns denken, wenn wir im eigenen Hause der Römlinge nicht Herr würden? So möge denn jeder wahlfähige deutsche Mann am zehnten Januar seine Pflicht thun! In jedes Einzelnen Hand liegt es mit, dem lieben Vater¬ lande Heil, Glück und Ruhm für manches kommende Jahr zu bescheeren. H. B. Die Aelagerung von Metz unter dem Kaiser Karl V. Von Max Jähns. V '-, I. In einem Augenblicke, da der Prozeß Bazaine die großen Erinnerungen- an die für uns Deutsche so glorreiche Blokade von Metz im Herbste 1870 aufs neue in voller Frische wachgerufen hat, erscheint es vielleicht interessant, sich auch einmal jener Belagerung von Metz zu erinnern, welche vor nunmehr dreihundert und dreiundzwanzig Jahren von Karl V. vergeblich unternommen wurde. Gewährt doch das Emporrufen dieses alten Bildes die Möglichkeit

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_130643/11>, abgerufen am 25.12.2024.