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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.

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oder mehrere sich als tauglich erweisen werden, oder ob der von vielen Seilen
empfohlene Weg der völligen Unbekümmertheit des Staates um die inneren
kirchlichen Vorgänge und der rein äußerlichen Beschränkung der Kirche durch
den Staat eingeschlagen werden und zum Ziele führen wird, das steht ja
noch dahin. Aber es ist von höchstem Werth, das Waffenarsenal zu mustern,
und jede Waffe anzusehen auf die Voraussetzungen wie aus die Consequenzen
ihrer Führung sowie auf ihre besondere Wirkungsfähigkeit. Zu dieser Mu¬
sterung einen höchst dankenswerten Beitrag geliefert zu haben, ist das nicht
L!--r. gering anzuschlagende Verdienst unserer Schrift.




Meyer in Wien *)

Es ist eigentlich unnöthig ein Meyer'sches Reisehandbuch anzupreisen.
Sie alle zeichnen sich durch Gediegenheit des Inhalts und eine ebenso prak¬
tische wie glänzende Ausstattung aus. Da wir aber während eines längeren
Aufenthaltes in Wien jetzt diesen ernsten und zuverlässigen Führer geprüft
und bis ins kleinste stichhaltig befunden haben, so wollen wir denselben für
Nutz und Frommen aller derjenigen, welche noch im Laufe des Sommers und
Herbstes die schöne Kaiserstadt an der Donau besuchen wollen, auf das
wärmste und angelegentlichste empfehlen. Der Vergleich mit anderen, selbst
in Wien erschienenen und an und für sich verdienstlichen Führern hat uns ge¬
zeigt, daß Meyer's "Wien" ganz entschieden von allen der beste ist. Von
München, Frankfurt, Berlin aus wird der Reisende bis Wien geführt; die
Eintrittsrouten, durch Karten und Pläne erläutert, machen uns mit Prag,
Brünn, Salzburg, Linz u. s. w. bekannt; es ist das minutiöseste hierbei be¬
achtet, was dem deutschen Reisenden von Vortheil sein kann. Geld, Zoll¬
wesen, Wirthshäuser, Leben und Sitte, so vieles wird ja anders, wenn wir die
schwarz-gelben Grenzpfähle passirt haben; aber der Führer klärt uns auf.
Und nun gar im Strudel der großen Weltstadt erst, die an der Markscheide
deutscher Zunge gelegen, so viel fremdartiges und fremdes in sich aufge¬
nommen hat, in der, östlich angehaucht, ein ganz anderes Leben pulsirt als
bei uns, wo slavische, italienische und magyarische Elemente sich dem deutschen
zugesellen! Da wird ein zuverlässiger Rathgeber durchaus nothwendig, will
der Reisende nicht arg übervortheilt werden oder anstoßen. Meyer belehrt



') Meyer's Neisebücher. Wien, Führer durch die Kaiserstadt. Mit 1" Karten, 23 Plänen,
26 Ansichten in Stahlstich und Holzschnitt. Hildburghausen, bibliographisches Institut.

oder mehrere sich als tauglich erweisen werden, oder ob der von vielen Seilen
empfohlene Weg der völligen Unbekümmertheit des Staates um die inneren
kirchlichen Vorgänge und der rein äußerlichen Beschränkung der Kirche durch
den Staat eingeschlagen werden und zum Ziele führen wird, das steht ja
noch dahin. Aber es ist von höchstem Werth, das Waffenarsenal zu mustern,
und jede Waffe anzusehen auf die Voraussetzungen wie aus die Consequenzen
ihrer Führung sowie auf ihre besondere Wirkungsfähigkeit. Zu dieser Mu¬
sterung einen höchst dankenswerten Beitrag geliefert zu haben, ist das nicht
L!—r. gering anzuschlagende Verdienst unserer Schrift.




Meyer in Wien *)

Es ist eigentlich unnöthig ein Meyer'sches Reisehandbuch anzupreisen.
Sie alle zeichnen sich durch Gediegenheit des Inhalts und eine ebenso prak¬
tische wie glänzende Ausstattung aus. Da wir aber während eines längeren
Aufenthaltes in Wien jetzt diesen ernsten und zuverlässigen Führer geprüft
und bis ins kleinste stichhaltig befunden haben, so wollen wir denselben für
Nutz und Frommen aller derjenigen, welche noch im Laufe des Sommers und
Herbstes die schöne Kaiserstadt an der Donau besuchen wollen, auf das
wärmste und angelegentlichste empfehlen. Der Vergleich mit anderen, selbst
in Wien erschienenen und an und für sich verdienstlichen Führern hat uns ge¬
zeigt, daß Meyer's „Wien" ganz entschieden von allen der beste ist. Von
München, Frankfurt, Berlin aus wird der Reisende bis Wien geführt; die
Eintrittsrouten, durch Karten und Pläne erläutert, machen uns mit Prag,
Brünn, Salzburg, Linz u. s. w. bekannt; es ist das minutiöseste hierbei be¬
achtet, was dem deutschen Reisenden von Vortheil sein kann. Geld, Zoll¬
wesen, Wirthshäuser, Leben und Sitte, so vieles wird ja anders, wenn wir die
schwarz-gelben Grenzpfähle passirt haben; aber der Führer klärt uns auf.
Und nun gar im Strudel der großen Weltstadt erst, die an der Markscheide
deutscher Zunge gelegen, so viel fremdartiges und fremdes in sich aufge¬
nommen hat, in der, östlich angehaucht, ein ganz anderes Leben pulsirt als
bei uns, wo slavische, italienische und magyarische Elemente sich dem deutschen
zugesellen! Da wird ein zuverlässiger Rathgeber durchaus nothwendig, will
der Reisende nicht arg übervortheilt werden oder anstoßen. Meyer belehrt



') Meyer's Neisebücher. Wien, Führer durch die Kaiserstadt. Mit 1» Karten, 23 Plänen,
26 Ansichten in Stahlstich und Holzschnitt. Hildburghausen, bibliographisches Institut.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_192802/85>, abgerufen am 05.02.2025.