Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.in Receptbüchern nieder. Solcher Bücher sind mehrere auf uns gekommen. Wenn man die ganz empirische Bereitungsmethode ins Auge faßt, so ') Den Titel eines ähnlichen Receptbuches, den ich in Murrs Journal fand, will ich nicht unterlassen hier beizufügen, vielleicht daß jemand -- was mir nicht gelungen ist -- das Manuscnpt selbst aufzufinden weiß. Es befand sich in der Bibliothek des Karthäuser-Klosters Zu Buxhcim bei Memmingen, ein Quartband mit dem Titel: 1'r"vt"tus plurimi varvi, LonLLi'ipti .... per kratrom Kr^ör 1181. Der 40. dieser 40 Traktate entliält "me Reccptsammlung von der Verfertigung der Farben. Nach Aufhebung des Klosters und Vcrauctionirung der Bibliothek ist dies Buch nicht mehr nachzuweisen. Möglich, daß es nur die Copie eines uns schon bekannten Werkes ist, möglich auch, daß uns ein werthvolles kunstarchäologisches Stück hiermit verloren gegangen ist. Grenzboten 1873. lit. 42
in Receptbüchern nieder. Solcher Bücher sind mehrere auf uns gekommen. Wenn man die ganz empirische Bereitungsmethode ins Auge faßt, so ') Den Titel eines ähnlichen Receptbuches, den ich in Murrs Journal fand, will ich nicht unterlassen hier beizufügen, vielleicht daß jemand — was mir nicht gelungen ist — das Manuscnpt selbst aufzufinden weiß. Es befand sich in der Bibliothek des Karthäuser-Klosters Zu Buxhcim bei Memmingen, ein Quartband mit dem Titel: 1'r»vt»tus plurimi varvi, LonLLi'ipti .... per kratrom Kr^ör 1181. Der 40. dieser 40 Traktate entliält «me Reccptsammlung von der Verfertigung der Farben. Nach Aufhebung des Klosters und Vcrauctionirung der Bibliothek ist dies Buch nicht mehr nachzuweisen. Möglich, daß es nur die Copie eines uns schon bekannten Werkes ist, möglich auch, daß uns ein werthvolles kunstarchäologisches Stück hiermit verloren gegangen ist. Grenzboten 1873. lit. 42
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in Receptbüchern nieder. Solcher Bücher sind mehrere auf uns gekommen.
So war Theophilus, der Verfasser der Ldieclula, äiversai'um g-i-einen ein Mönch;
auch die Verfasser, bezüglich Sammler der drei Bücher Heraclii (s. o.) gehörten
wahrscheinlich dem geistlichen Stande an. Die Nürnberger Stadt-Bibliothek
besitzt ein interessantes Manuseript (AZ. Ocre. VI. 89) aus der ersten Hälfte
des sechzehnten Jahrhunderts, welches klärlich Klosterbrüder zu Verfassern hat,
wie folgender Auszug aus Titel und Inhalt beweist: va,g pueiiloin mit Äiei
teilt, clkK öLt, t,n,M saget i-ö cZon Ick^iclsn eilf 6hin gotlicken nur^t ^uge-
N0in . . . um wie vit eien ^u xclsm d-ibsn muss u. s. w> ... Hierauf folgen
allerlei Recepte: Wie man Pech- und Weinflecke aus Gewand bringt, wie
man verschossene grüne Farbe wiederbringt, — Wagenschmiere — Waschver¬
fahren — Wie man abentwirfet Blumen oder Thierlein von güldenen Tüchern
— Mit rother Farbe drucken — Ocker brennen — grün, blau, weiß in weiß
drucken — Fundamente dazu — Bleiweiß, Indisch, Pariser Roth machen —
Papier drucken (es sind gemeint Reliefs aus Papiermache) Blaue, grüne, gelbe
Farbe — Gold auf Papier — Augenwasser — Tinte — Lausesalbe — ge¬
färbtes Wachs — Lasur bereiten —- Quecksilber — Grünspan — Cinnober
—> Mennige — u. s. w. ein wunderliches Gemisch mönchischer Geheimkunst.*)
Wenn man die ganz empirische Bereitungsmethode ins Auge faßt, so
wird man sich nicht wundern, wenn schnurrige Absonderlichkeiten in solchen
Recepten vorkommen. Natürlich gewährt man, wie bei allen Dingen, auch
bei der Farbebereitung dem Einflüsse der Gestirne viel Raum. So muß das
Oel gekocht werden, wenn die Sonne im Löwen steht, jenes vorgenommen
werden unter dem Einflüsse der I^null. Folgendes originelle Recept zur Grün¬
spanbereitung entnehme ich dem dritten Buche des Heraclius. Der Verfasser
beginnt mit besonderem Nachdruck: Laepö traetavi de viriäi eolors, huM
M060 sttieiÄtur. Mrwvsi'0 c^omoäo ick ipsum Kieio nariÄdo. Dies geschieht
folgendermaßen: Es wird ein Trog aus einem Stück Eichenholz gearbeitet.
In die Höhlung werden dünne Stäbchen geklemmt, sodaß unten ein hohler
Raum bleibt. Nun werden Kupferstreifen von solcher Länge, als der Trog
breit ist, genommen, mit Honig bestrichen und calcinirten gepulvertem Salz
bestreut und hineingelegt. Hierauf wird der Deckel geschlossen und mit Lehm
') Den Titel eines ähnlichen Receptbuches, den ich in Murrs Journal fand, will ich
nicht unterlassen hier beizufügen, vielleicht daß jemand — was mir nicht gelungen ist — das
Manuscnpt selbst aufzufinden weiß. Es befand sich in der Bibliothek des Karthäuser-Klosters
Zu Buxhcim bei Memmingen, ein Quartband mit dem Titel: 1'r»vt»tus plurimi
varvi, LonLLi'ipti .... per kratrom Kr^ör 1181. Der 40. dieser 40 Traktate
entliält «me Reccptsammlung von der Verfertigung der Farben. Nach Aufhebung des Klosters
und Vcrauctionirung der Bibliothek ist dies Buch nicht mehr nachzuweisen. Möglich, daß es
nur die Copie eines uns schon bekannten Werkes ist, möglich auch, daß uns ein werthvolles
kunstarchäologisches Stück hiermit verloren gegangen ist.
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