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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.

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ordnung zu jenem schönen Rechtsabmarsch nach Se. Qu>mein, welchem
Herr v. Schelk das sechste Kapitel seines Buches widmet; eine Darstellung,
die ebenso lehrreich als lebendig ist. Dieser Rechtsabmarsch der I. Armee be¬
zweckte eine Concentration, um den Feind entweder mit gesammter Kraft bei
Se. Quentin umfassend anzugreifen, oder eine etwaige Bewegung des¬
selben auf Reims zu cotoyiren. Am Nachmittage des 18. Jan. war die Ver¬
einigung der Armee bei Ham vollendet.

^ Das siebente Kapitel schildert die Gefechte bei Tertry-Poeuilly
und deren FolgM. Es waren dies die ersten Zusammenstöße mit der
französischen Nordarmee -- ein gegenseitiges Ausstrecken der Fühlhörner,
bei welchem deutscherseits die Division Kummer und die Kavall.-Divivifion
Graf Groeben thätig waren.

Im achten Kapitel wird die Situation vor der Schlacht von Se.
Quentin beleuchtet. -- Der Entschluß des Generals v. Goeben, den
Feind am 19. Januar mit den vereinigten Kräften umfassend anzugreifen,
stand nach den Rekognoscirungsgefechten des 18. fest, obgleich die französische
Nordarmee'" der deutschen I. Armee mehr als das Doppelte überlegen war. Die
Abends 9 Uhr in einem Armeebefehl erlassene Disposition ist ein Meisterwerk
klarer Kürze. Sie beginnt: . ,.

"Die 15. Infanterie-Division und das Detachement des Generals Graf
Groeben haben in einem glücklichen Gefechte die ihnen entgegengetretenen feind¬
lichen Streitkräfte (am 18.) geworfen und 1 Geschütz genommen, ohne indessen
den Feind genügend verfolgen oder die ihnen vorgeschriebenen Stellungen er¬
reichen zu können. Der Sieg muß morgen vollendet werden."

Der Schluß lautet :

"Sollte aber der Feind unsern Angriff nicht abwarten, so ist er mit
Aufbietung der letzten Kräfte energisch zu verfolgen, da die Erfahrung
lehrt, daß bei so schwach organisirten Streitkräften nicht sowohl der Kampf
selbst, als die durchgreifende Ausbeutung desselben die größten Erfolge
giebt."

Ganz vortrefflich ist die Darstellung der Schlacht bei Se. Quentin,
welche das neunte Kapitel (Seite 110--160) füllt. Sie ist in 3 Zeitmomente
und in 3 Lotalmomente (rechter Flügel, Centrum, linker Flügel) gegliedert,
was die Uebersichtlichkeit außerordentlich erleichtert. Die Schlacht währte von
Morgens 9 Uhr und endete nach 7 Uhr Abends. -- Tapfer und ausdauernd
hatten die Franzosen ihre Position vertheidigt; nachdem sie aber einmal ge¬
worfen waren, war auch kein Halten mehr, und noch in der Nacht führte die
französische Nordarmee "mit, bewunderungswürdiger Schnelligkeit" ihren Rück¬
zug auf Cambray-und le Cnreau Cambressis aus, so daß bereits mit grauen¬
den Morgen mehrere Meilen zwischen ihr und Se. Quentin lagen. Sie ver-


ordnung zu jenem schönen Rechtsabmarsch nach Se. Qu>mein, welchem
Herr v. Schelk das sechste Kapitel seines Buches widmet; eine Darstellung,
die ebenso lehrreich als lebendig ist. Dieser Rechtsabmarsch der I. Armee be¬
zweckte eine Concentration, um den Feind entweder mit gesammter Kraft bei
Se. Quentin umfassend anzugreifen, oder eine etwaige Bewegung des¬
selben auf Reims zu cotoyiren. Am Nachmittage des 18. Jan. war die Ver¬
einigung der Armee bei Ham vollendet.

^ Das siebente Kapitel schildert die Gefechte bei Tertry-Poeuilly
und deren FolgM. Es waren dies die ersten Zusammenstöße mit der
französischen Nordarmee — ein gegenseitiges Ausstrecken der Fühlhörner,
bei welchem deutscherseits die Division Kummer und die Kavall.-Divivifion
Graf Groeben thätig waren.

Im achten Kapitel wird die Situation vor der Schlacht von Se.
Quentin beleuchtet. — Der Entschluß des Generals v. Goeben, den
Feind am 19. Januar mit den vereinigten Kräften umfassend anzugreifen,
stand nach den Rekognoscirungsgefechten des 18. fest, obgleich die französische
Nordarmee'" der deutschen I. Armee mehr als das Doppelte überlegen war. Die
Abends 9 Uhr in einem Armeebefehl erlassene Disposition ist ein Meisterwerk
klarer Kürze. Sie beginnt: . ,.

„Die 15. Infanterie-Division und das Detachement des Generals Graf
Groeben haben in einem glücklichen Gefechte die ihnen entgegengetretenen feind¬
lichen Streitkräfte (am 18.) geworfen und 1 Geschütz genommen, ohne indessen
den Feind genügend verfolgen oder die ihnen vorgeschriebenen Stellungen er¬
reichen zu können. Der Sieg muß morgen vollendet werden."

Der Schluß lautet :

„Sollte aber der Feind unsern Angriff nicht abwarten, so ist er mit
Aufbietung der letzten Kräfte energisch zu verfolgen, da die Erfahrung
lehrt, daß bei so schwach organisirten Streitkräften nicht sowohl der Kampf
selbst, als die durchgreifende Ausbeutung desselben die größten Erfolge
giebt."

Ganz vortrefflich ist die Darstellung der Schlacht bei Se. Quentin,
welche das neunte Kapitel (Seite 110—160) füllt. Sie ist in 3 Zeitmomente
und in 3 Lotalmomente (rechter Flügel, Centrum, linker Flügel) gegliedert,
was die Uebersichtlichkeit außerordentlich erleichtert. Die Schlacht währte von
Morgens 9 Uhr und endete nach 7 Uhr Abends. — Tapfer und ausdauernd
hatten die Franzosen ihre Position vertheidigt; nachdem sie aber einmal ge¬
worfen waren, war auch kein Halten mehr, und noch in der Nacht führte die
französische Nordarmee „mit, bewunderungswürdiger Schnelligkeit" ihren Rück¬
zug auf Cambray-und le Cnreau Cambressis aus, so daß bereits mit grauen¬
den Morgen mehrere Meilen zwischen ihr und Se. Quentin lagen. Sie ver-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_192802/299>, abgerufen am 06.02.2025.