Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.zu danken, zu schelten, daß er das Land nicht auch im Nu in ein wohlculti- Der erste der sechs Borträge handelt von der Stellung und der hohen Da wir die Absicht haben, auf ein paar einzelne Punkte der Meyer- Daß Bruno Meyer der loddrigen Praxis gegenüber mit äußerster Strenge zu danken, zu schelten, daß er das Land nicht auch im Nu in ein wohlculti- Der erste der sechs Borträge handelt von der Stellung und der hohen Da wir die Absicht haben, auf ein paar einzelne Punkte der Meyer- Daß Bruno Meyer der loddrigen Praxis gegenüber mit äußerster Strenge <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0250" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/193053"/> <p xml:id="ID_809" prev="#ID_808"> zu danken, zu schelten, daß er das Land nicht auch im Nu in ein wohlculti-<lb/> virtes verwandelt habe.</p><lb/> <p xml:id="ID_810"> Der erste der sechs Borträge handelt von der Stellung und der hohen<lb/> Wichtigkeit des Ästhetischen in der Pädagogik überhaupt. In den vier fol¬<lb/> genden bespricht Bruno Meyer die einzelnen in Frage kommenden Gebiete —<lb/> Sprache und Literatur — Musik — die künstlerischen Lebensformen (Körper¬<lb/> bewegung, körperliche Beredsamkeit, Turnen, körperliche Uebungen, Tanz) —<lb/> die bildenden Künste. In jedem dieser Vorträge bringt er allgemeine ästheti¬<lb/> sche Erörterungen über den Gegenstand, beleuchtet dann dessen pädagogische<lb/> Bedeutung, vor allem die sittliche Wirkung, die er bei richtiger Benutzung aus¬<lb/> üben kann, giebt ein Bild von der dermaligen pädagogischen Behandlung des<lb/> betreffenden Stoffes und deutet die Wege zu ihrer wünschenswerten Hebung<lb/> und Besserung an. Der letzte Vortrag stellt dann nochmals im Zusammen¬<lb/> hange das Idealbild der Praxis gegenüber und zeigt, soweit es nicht schon in<lb/> den vorhergehenden Vorträgen gelegentlich geschehen ist, die Mittel, welche<lb/> anzuwenden seien, um diesem Idealbilds nahe zu kommen. In den beigegebenen<lb/> Excursen führt der Verfasser das im Texte bisweilen nur Angedeutete noch<lb/> weiter aus, versieht unterschiedliche paradoxe Behauptungen, wegen deren er<lb/> im mündlichen Verkehr bereits Widerspruch erfahren hatte, und nimmt Stel¬<lb/> lung zu einzelnen gerade die Gegenwart lebhaft bewegenden „Zeit-und Streit¬<lb/> fragen".</p><lb/> <p xml:id="ID_811"> Da wir die Absicht haben, auf ein paar einzelne Punkte der Meyer-<lb/> schen Vorträge, mit denen wir uns nicht einverstanden erklären können, näher<lb/> einzugehen, so müssen wir, was das Ganze betrifft, bei dieser kurzen Inhalts-<lb/> angabe es bewenden lassen, indem wir das höchst anregende Buch nicht nur<lb/> allen Schulmännern — namentlich der jüngeren und methodischen Neuerungen<lb/> zugänglichen Generation unter ihnen — sondern auch allen gebildeten Müt¬<lb/> tern aufs wärmste und dringendste empfehlen.</p><lb/> <p xml:id="ID_812" next="#ID_813"> Daß Bruno Meyer der loddrigen Praxis gegenüber mit äußerster Strenge<lb/> am Ideal festhält, ist nur zu billigen. Doch will es uns bisweilen so scheinen,<lb/> als wenn er die Wirklichkeit gar zu schwarz gezeichnet habe und allzu geneigt<lb/> gewesen sei, persönliche Erfahrungen ohne Weiteres zu verallgemeinern, ander¬<lb/> seits, als ob er seine Anforderungen bisweilen gar zu hoch hinaufschraube.<lb/> Das erstere gilt z. B. von unserm Turm-, das letztere von unserm Gesang¬<lb/> unterrichte. Dazu kommt, daß man nach den schroffen und wegwerfenden<lb/> Urtheilen, die Bruno Meyer über alles mögliche fällt, hinterher durch seine<lb/> eigenen Vorschläge, auf die man doch nun sehr gespannt ist, mitunter etwas<lb/> enttäuscht wird. So sind wir z. B. fest überzeugt, daß Hunderte von Lehrern,<lb/> wenn sie seinen letzten Vortrag gelesen haben, sagen werden: „Das läuft doch<lb/> schließlich auf weiter nichts hinaus, als aus ein in größtem Umfange be»</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0250]
zu danken, zu schelten, daß er das Land nicht auch im Nu in ein wohlculti-
virtes verwandelt habe.
Der erste der sechs Borträge handelt von der Stellung und der hohen
Wichtigkeit des Ästhetischen in der Pädagogik überhaupt. In den vier fol¬
genden bespricht Bruno Meyer die einzelnen in Frage kommenden Gebiete —
Sprache und Literatur — Musik — die künstlerischen Lebensformen (Körper¬
bewegung, körperliche Beredsamkeit, Turnen, körperliche Uebungen, Tanz) —
die bildenden Künste. In jedem dieser Vorträge bringt er allgemeine ästheti¬
sche Erörterungen über den Gegenstand, beleuchtet dann dessen pädagogische
Bedeutung, vor allem die sittliche Wirkung, die er bei richtiger Benutzung aus¬
üben kann, giebt ein Bild von der dermaligen pädagogischen Behandlung des
betreffenden Stoffes und deutet die Wege zu ihrer wünschenswerten Hebung
und Besserung an. Der letzte Vortrag stellt dann nochmals im Zusammen¬
hange das Idealbild der Praxis gegenüber und zeigt, soweit es nicht schon in
den vorhergehenden Vorträgen gelegentlich geschehen ist, die Mittel, welche
anzuwenden seien, um diesem Idealbilds nahe zu kommen. In den beigegebenen
Excursen führt der Verfasser das im Texte bisweilen nur Angedeutete noch
weiter aus, versieht unterschiedliche paradoxe Behauptungen, wegen deren er
im mündlichen Verkehr bereits Widerspruch erfahren hatte, und nimmt Stel¬
lung zu einzelnen gerade die Gegenwart lebhaft bewegenden „Zeit-und Streit¬
fragen".
Da wir die Absicht haben, auf ein paar einzelne Punkte der Meyer-
schen Vorträge, mit denen wir uns nicht einverstanden erklären können, näher
einzugehen, so müssen wir, was das Ganze betrifft, bei dieser kurzen Inhalts-
angabe es bewenden lassen, indem wir das höchst anregende Buch nicht nur
allen Schulmännern — namentlich der jüngeren und methodischen Neuerungen
zugänglichen Generation unter ihnen — sondern auch allen gebildeten Müt¬
tern aufs wärmste und dringendste empfehlen.
Daß Bruno Meyer der loddrigen Praxis gegenüber mit äußerster Strenge
am Ideal festhält, ist nur zu billigen. Doch will es uns bisweilen so scheinen,
als wenn er die Wirklichkeit gar zu schwarz gezeichnet habe und allzu geneigt
gewesen sei, persönliche Erfahrungen ohne Weiteres zu verallgemeinern, ander¬
seits, als ob er seine Anforderungen bisweilen gar zu hoch hinaufschraube.
Das erstere gilt z. B. von unserm Turm-, das letztere von unserm Gesang¬
unterrichte. Dazu kommt, daß man nach den schroffen und wegwerfenden
Urtheilen, die Bruno Meyer über alles mögliche fällt, hinterher durch seine
eigenen Vorschläge, auf die man doch nun sehr gespannt ist, mitunter etwas
enttäuscht wird. So sind wir z. B. fest überzeugt, daß Hunderte von Lehrern,
wenn sie seinen letzten Vortrag gelesen haben, sagen werden: „Das läuft doch
schließlich auf weiter nichts hinaus, als aus ein in größtem Umfange be»
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