Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. II. Band.lehnen sein; er soll fest, also richtig konstruirt, leicht beweglich und in seinen Die Wahl der gewebten oder gestickten Ueberzüge -- in alter Zeit Ein nicht zu entbehrendes Stück unserer Zimmer, der Salons sowol wie lehnen sein; er soll fest, also richtig konstruirt, leicht beweglich und in seinen Die Wahl der gewebten oder gestickten Ueberzüge — in alter Zeit Ein nicht zu entbehrendes Stück unserer Zimmer, der Salons sowol wie <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0350" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/129876"/> <p xml:id="ID_1159" prev="#ID_1158"> lehnen sein; er soll fest, also richtig konstruirt, leicht beweglich und in seinen<lb/> einzelnen Formen so behandelt sein, daß alle scharfen Ecken und Kanten, an<lb/> welchen man sich stoßen oder mit den Kleidern hängen bleiben könnte, ver¬<lb/> mieden sind. Das ganze Möbel soll eine gefällige Gesammtform haben und<lb/> mit seinen Polsterbezügen von harmonischer Farbe, dazu auch mit einem pas¬<lb/> senden oft noch auf den Besitzer Bezug habenden Ornament (Wappen)<lb/> versehen sein. Die Schnitzereien sollen so behandelt sein, daß sie leicht vom<lb/> Staube gereinigt werden können. Alle diese und noch manche andere Be¬<lb/> dingungen zu erfüllen ist sehr schwer. Daher sind wirklich gute Stühle in<lb/> der That sehr selten. Am ehesten mustergiltig sind die Stühle und Sessel<lb/> aus der Zeit des Rubens mit breitem, tiefem Sitze und hoher, gerader<lb/> Rückenlehne. Sitze, Rücken- und Seitenlehnen sind dick gepolstert und mit<lb/> langen Franzen versehen. — Alle hier angedeuteten Schwierigkeiten für Her¬<lb/> stellung guter Stühle lassen sich aber umgehen, wenn man, nach orientali¬<lb/> scher Art, Sessel und Sopha derartig gestaltet, daß Alles überpolstert ist.<lb/> Solche Sitzmöbel sind durchaus stylgerecht und passen in jede vernünftige Ein¬<lb/> richtung hinein. Außerdem werden sie durch die großen Flächen ihrer farbi¬<lb/> gen Ueberzüge, wenn diese passend gewählt sind, zum malerischen Effekt eines<lb/> Zimmers wesentlich mit beitragen. —</p><lb/> <p xml:id="ID_1160"> Die Wahl der gewebten oder gestickten Ueberzüge — in alter Zeit<lb/> wendete man oft auch Leder an — ist natürlich von besonderer Wichtigkeit.<lb/> Sie müssen in ihrer Farbe zu dem, am besten dunkeln, Holze der Möbel so-<lb/> wol als zu der Farbe der Wände, der Vorhänge, Teppiche, Tischdecken u. s. w.<lb/> stimmen. Doch darf die Farbe der Möbelbezüge nicht dieselbe wie die Farbe<lb/> der Wand sein, denn sonst würde das Eine von dem Andern sich nicht trennen.<lb/> Die wünschenswerte Harmonie ist leichter herzustellen bei einfarbigen Stoffen,<lb/> schwerer bei bunten. Bei mehrfarbigen Möbelbezügen müssen die Muster<lb/> natürlich die Grenzen der Stoffmuster überhaupt einhalten. Der Fabrikant<lb/> und die Stickerin dürfen nicht vergessen, daß sie Flächen zu dekoriren haben,<lb/> darauf sie also kein Relief nachahmen, oder gar Reliefsstickereien herstellen,<lb/> keine Blumen, Thiere, Landschaften, überhaupt Bilder in naturalistischer<lb/> Weise darstellen dürfen. Auch großblumige Stoffe, sind als unruhig in ihrer<lb/> Gesammtwirkung nicht zu empfehlen. Am besten sind Stoffe von einfachen<lb/> Farben oder von feinem zierlichem Muster, welches, an sich bedeutungslos,<lb/> alle Lagen und Biegungen ertragen kann, ohne in seiner Wirkung gestört zu<lb/> werden, und welches aus einiger Entfernung gesehen, nur durch seinen Ge-<lb/> fammtton in Wirkung tritt. —</p><lb/> <p xml:id="ID_1161" next="#ID_1162"> Ein nicht zu entbehrendes Stück unserer Zimmer, der Salons sowol wie<lb/> der Wohn- und besonders der Schlaf-Zimmer ist der Spiegel. Soll der¬<lb/> selbe seinen Zweck erfüllen d. h. ein klares Bild des Davorstehenden wieder-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0350]
lehnen sein; er soll fest, also richtig konstruirt, leicht beweglich und in seinen
einzelnen Formen so behandelt sein, daß alle scharfen Ecken und Kanten, an
welchen man sich stoßen oder mit den Kleidern hängen bleiben könnte, ver¬
mieden sind. Das ganze Möbel soll eine gefällige Gesammtform haben und
mit seinen Polsterbezügen von harmonischer Farbe, dazu auch mit einem pas¬
senden oft noch auf den Besitzer Bezug habenden Ornament (Wappen)
versehen sein. Die Schnitzereien sollen so behandelt sein, daß sie leicht vom
Staube gereinigt werden können. Alle diese und noch manche andere Be¬
dingungen zu erfüllen ist sehr schwer. Daher sind wirklich gute Stühle in
der That sehr selten. Am ehesten mustergiltig sind die Stühle und Sessel
aus der Zeit des Rubens mit breitem, tiefem Sitze und hoher, gerader
Rückenlehne. Sitze, Rücken- und Seitenlehnen sind dick gepolstert und mit
langen Franzen versehen. — Alle hier angedeuteten Schwierigkeiten für Her¬
stellung guter Stühle lassen sich aber umgehen, wenn man, nach orientali¬
scher Art, Sessel und Sopha derartig gestaltet, daß Alles überpolstert ist.
Solche Sitzmöbel sind durchaus stylgerecht und passen in jede vernünftige Ein¬
richtung hinein. Außerdem werden sie durch die großen Flächen ihrer farbi¬
gen Ueberzüge, wenn diese passend gewählt sind, zum malerischen Effekt eines
Zimmers wesentlich mit beitragen. —
Die Wahl der gewebten oder gestickten Ueberzüge — in alter Zeit
wendete man oft auch Leder an — ist natürlich von besonderer Wichtigkeit.
Sie müssen in ihrer Farbe zu dem, am besten dunkeln, Holze der Möbel so-
wol als zu der Farbe der Wände, der Vorhänge, Teppiche, Tischdecken u. s. w.
stimmen. Doch darf die Farbe der Möbelbezüge nicht dieselbe wie die Farbe
der Wand sein, denn sonst würde das Eine von dem Andern sich nicht trennen.
Die wünschenswerte Harmonie ist leichter herzustellen bei einfarbigen Stoffen,
schwerer bei bunten. Bei mehrfarbigen Möbelbezügen müssen die Muster
natürlich die Grenzen der Stoffmuster überhaupt einhalten. Der Fabrikant
und die Stickerin dürfen nicht vergessen, daß sie Flächen zu dekoriren haben,
darauf sie also kein Relief nachahmen, oder gar Reliefsstickereien herstellen,
keine Blumen, Thiere, Landschaften, überhaupt Bilder in naturalistischer
Weise darstellen dürfen. Auch großblumige Stoffe, sind als unruhig in ihrer
Gesammtwirkung nicht zu empfehlen. Am besten sind Stoffe von einfachen
Farben oder von feinem zierlichem Muster, welches, an sich bedeutungslos,
alle Lagen und Biegungen ertragen kann, ohne in seiner Wirkung gestört zu
werden, und welches aus einiger Entfernung gesehen, nur durch seinen Ge-
fammtton in Wirkung tritt. —
Ein nicht zu entbehrendes Stück unserer Zimmer, der Salons sowol wie
der Wohn- und besonders der Schlaf-Zimmer ist der Spiegel. Soll der¬
selbe seinen Zweck erfüllen d. h. ein klares Bild des Davorstehenden wieder-
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