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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band.

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große Bravour und Zähigkeit, jedoch wurden in keiner Richtung alle verfüg¬
baren Kräfte verwandt, um mit allen Mitteln den Durchbruch zu erzwingen.
Mehr als die Hälfte der ca. 140,000 Mann starken Armee Bazaine's war
intact belassen worden."

Ein Ueberleitungskapitel schildert die Situation der I. Armee von der
Schlacht bei Noisseville bis zum 2. September. Das dann folgende vierte
Kapitel ist der "Zweiten Periode der Cernirung vom 2. bis Is.
September" gewidmet, für welche der Schwerpunkt der Cernirung von Metz,
der bisher im Westen lag. in Folge der siegreichen Schlachten von Beaumont
und Noisseville nach Süden verlegt wurde. Auch hier werden die Verhältnisse
und Begebenheiten Tag für Tag verfolgt. Am 15. September, so wird endlich
unter "Schluß" berichtet, traf eine a. h. Kabinetsordre ein, durch welche der
bisherige Oberbefehlshaber der I. Armee, General v. Steinmetz, zum Ge¬
neralgouvemeur in Posen ernannt wurde. Mit diesem Zeitpunkt traten die
Truppen der I. Armee direct unter die Befehle des Overcommandos der
Cernirungsarmee und erlosch hiemit bis zum Fall von Metz die Thätigkeit
eines Obercommandos der I. Armee. Ein Theil des bisherigen Stabes sowie
der Branchen blieb indeß fortbestehen. -- Bis Ende September verblieb der
Schwerpunkt der Cernirung auf der Südseite von Metz. Erst nachdem in
Folge des Falls von Toul und Straßburg ein Durchbruch Bazaine's nach
Süden an Wahrscheinlichkeit verloren, trat die Wahrscheinlichkeit eines erneuten
Durchbruchsversuchs über Thionville, nach der neutralen Grenze in den
Vordergrund. Man glaubte den Marschall bestrebt, die Armee baldmöglichst
von der Festung zu trennen, um diese nicht mit der Armee fallen zu machen.
Vom 1. October an wurde daher der Schwerpunkt der Cernirung nach Nord¬
osten verlegt und verblieb hier bis zum Tage, der Capitulation. (29. October,)

Das Buch des Majors v. Schelk ist inhaltlich von hervorragender Be¬
deutung, dabei sehr wohlgeordnet und höchst in her uctiv, doch freilich mehr
zum Studium als zur Lecture geeignet. Vielleicht fühlt man ihm die Acten¬
auszüge noch zu häufig an. Etwas mehr Fluß der Darstellung würde es
minder spröde erscheinen lassen; einige Anwendung der stilistischen Feile dürfte
es anmuthender machen, ohne seinen Werth zu verringern. -- Beigegeben ist
dem Buche eine detaillirte Ordre de Bataille der I. Armee und der ihr in der
Folge unterstellten Truppen, sowie eine Ordre de Bataille derjenigen französi¬
schen Armee-Corps, gegen welche die I. deutsche Armee kämpfte, ferner der
berüchtigte Rapport des Generals Frossard über die Einnahme Saarbrückens
d. d. 4. August, und als kartographische Erläuterungen: eine Uebersichtskarte
des Kriegsschauplatzes, ein Plan des Schlachtfeldes von Spichern in 1:40,000
sowie endlich ein Plan der Schlachtfelder um Metz in 1:80,000.




große Bravour und Zähigkeit, jedoch wurden in keiner Richtung alle verfüg¬
baren Kräfte verwandt, um mit allen Mitteln den Durchbruch zu erzwingen.
Mehr als die Hälfte der ca. 140,000 Mann starken Armee Bazaine's war
intact belassen worden."

Ein Ueberleitungskapitel schildert die Situation der I. Armee von der
Schlacht bei Noisseville bis zum 2. September. Das dann folgende vierte
Kapitel ist der „Zweiten Periode der Cernirung vom 2. bis Is.
September" gewidmet, für welche der Schwerpunkt der Cernirung von Metz,
der bisher im Westen lag. in Folge der siegreichen Schlachten von Beaumont
und Noisseville nach Süden verlegt wurde. Auch hier werden die Verhältnisse
und Begebenheiten Tag für Tag verfolgt. Am 15. September, so wird endlich
unter „Schluß" berichtet, traf eine a. h. Kabinetsordre ein, durch welche der
bisherige Oberbefehlshaber der I. Armee, General v. Steinmetz, zum Ge¬
neralgouvemeur in Posen ernannt wurde. Mit diesem Zeitpunkt traten die
Truppen der I. Armee direct unter die Befehle des Overcommandos der
Cernirungsarmee und erlosch hiemit bis zum Fall von Metz die Thätigkeit
eines Obercommandos der I. Armee. Ein Theil des bisherigen Stabes sowie
der Branchen blieb indeß fortbestehen. — Bis Ende September verblieb der
Schwerpunkt der Cernirung auf der Südseite von Metz. Erst nachdem in
Folge des Falls von Toul und Straßburg ein Durchbruch Bazaine's nach
Süden an Wahrscheinlichkeit verloren, trat die Wahrscheinlichkeit eines erneuten
Durchbruchsversuchs über Thionville, nach der neutralen Grenze in den
Vordergrund. Man glaubte den Marschall bestrebt, die Armee baldmöglichst
von der Festung zu trennen, um diese nicht mit der Armee fallen zu machen.
Vom 1. October an wurde daher der Schwerpunkt der Cernirung nach Nord¬
osten verlegt und verblieb hier bis zum Tage, der Capitulation. (29. October,)

Das Buch des Majors v. Schelk ist inhaltlich von hervorragender Be¬
deutung, dabei sehr wohlgeordnet und höchst in her uctiv, doch freilich mehr
zum Studium als zur Lecture geeignet. Vielleicht fühlt man ihm die Acten¬
auszüge noch zu häufig an. Etwas mehr Fluß der Darstellung würde es
minder spröde erscheinen lassen; einige Anwendung der stilistischen Feile dürfte
es anmuthender machen, ohne seinen Werth zu verringern. — Beigegeben ist
dem Buche eine detaillirte Ordre de Bataille der I. Armee und der ihr in der
Folge unterstellten Truppen, sowie eine Ordre de Bataille derjenigen französi¬
schen Armee-Corps, gegen welche die I. deutsche Armee kämpfte, ferner der
berüchtigte Rapport des Generals Frossard über die Einnahme Saarbrückens
d. d. 4. August, und als kartographische Erläuterungen: eine Uebersichtskarte
des Kriegsschauplatzes, ein Plan des Schlachtfeldes von Spichern in 1:40,000
sowie endlich ein Plan der Schlachtfelder um Metz in 1:80,000.




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_128991/101>, abgerufen am 22.07.2024.