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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band.

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während des ganzen Krieges bis zum 2, März 1871, in Thätigkeit blieb,
dem Tage, an welchem die Ausübung des Landes-Postdienstes in Folge einer
zwischen den General-Postdircctoren Stephan und Rampont abgeschlossenen
Übereinkunft an die französische Verwaltung zurückgegeben wurde.

Nahezu 8 Monate lang hat die deutsche Post-Administration sonach eine
überaus wichtige, von Freund und Feind gleich geschätzte Thätigkeit entfaltet;
ihre Einrichtungen haben wesentlich dazu beigetragen, die Occupation in allen
Beziehungen zu erleichtern. Endlich hat sie, wie in politischer Hinsicht, so
auch finanziell sich als sehr erfolgreich erwiesen; denn sie schloß nach Ab¬
zug aller Betriebs- und Verwaltungskosten mit einem rein en Ueb ersehn sse
von 121,428 Thalern 29 Sgr. 6 Pf. ab, der größtentheils aus dem von
französischen Bewohnern gezählten Porto entstanden ist und zugleich einen
Maßstab für die umfangreiche Benutzung der deutschen Postämter durch die
Franzosen liefert.

Wenn irgend eine Klasse von Beamten bei dem rühmlichen Wetteifer
aller Staatsorgane während dieses ewig denkwürdigen Krieges sich
einen Anspruch auf Anerkennung von Seiten der Nation erworben hat, so
ist es die ehrenwerthe Postbeamtenschast des Reichs. Davon geben die Ver¬
handlungen des deutschen Reichstags nach Beendigung des Krieges unzwei¬
deutige Zeugnisse. Allein es galt, diesem Ausdrucke der Anerkennung, die in
beredten Worten sich kundgegeben hatte, noch durch eine nationale That
eine größere Weihe zu geben, das Andenken jener aufopfernden Wirksamkeit
deutscher Männer dem Gedächtnisse der späteren Zeit zu überliefern, als strenge
Lehre, als leuchtendes Vorbild. Der Mann, welcher diesem Gedanken Form
und Ausdruck gab, war der General-Postdirector Stephan, dem die deutsche
Nation bekanntlich eine vollständige Neugestaltung des PostWesens, verdankt.
Neben seinen großen Reformplänen für das Gebiet des internationalen Verkehrs
unablässig zugleich mit der Hebung der Lage der Postbeamten, mit der Förde¬
rung ihrer materiellen und -- wie selten bei einem Verwaltungschef von so
umfassenden Wirkungskreise! -- auch ihrer geistigen Interessen beschäftigt,
gab er die Anregung dazu: den bei Verwaltung des französischen PostWesens
im Occupationsgebiete gewonnenen Ueberschuß zur Errichtung einer Stif¬
tung zu verwenden, welche die Bestimmung erhalten sollte, die Wohlfahrt
der Angehörigen der deutschen Reichspost zu fördern, und insbesondere den
Beamten und ihren Hinterbliebenen Unterstützung zu gewähren; ein dauern¬
des Andenken an den siegreichen Krieg Deutschlands gegen Frankreich, wie
es erhebender und menschenfreundlicher nicht gedacht werden kann. Die
Reichsregierung und der deutsche Reichstag kamen diesen Intentionen in
vollem Maße entgegen und, nachdem von dem erwähnten Ueberschusse 9000
Thaler an die Bayerische und 7000 Thaler an die Württembergische Postver-


während des ganzen Krieges bis zum 2, März 1871, in Thätigkeit blieb,
dem Tage, an welchem die Ausübung des Landes-Postdienstes in Folge einer
zwischen den General-Postdircctoren Stephan und Rampont abgeschlossenen
Übereinkunft an die französische Verwaltung zurückgegeben wurde.

Nahezu 8 Monate lang hat die deutsche Post-Administration sonach eine
überaus wichtige, von Freund und Feind gleich geschätzte Thätigkeit entfaltet;
ihre Einrichtungen haben wesentlich dazu beigetragen, die Occupation in allen
Beziehungen zu erleichtern. Endlich hat sie, wie in politischer Hinsicht, so
auch finanziell sich als sehr erfolgreich erwiesen; denn sie schloß nach Ab¬
zug aller Betriebs- und Verwaltungskosten mit einem rein en Ueb ersehn sse
von 121,428 Thalern 29 Sgr. 6 Pf. ab, der größtentheils aus dem von
französischen Bewohnern gezählten Porto entstanden ist und zugleich einen
Maßstab für die umfangreiche Benutzung der deutschen Postämter durch die
Franzosen liefert.

Wenn irgend eine Klasse von Beamten bei dem rühmlichen Wetteifer
aller Staatsorgane während dieses ewig denkwürdigen Krieges sich
einen Anspruch auf Anerkennung von Seiten der Nation erworben hat, so
ist es die ehrenwerthe Postbeamtenschast des Reichs. Davon geben die Ver¬
handlungen des deutschen Reichstags nach Beendigung des Krieges unzwei¬
deutige Zeugnisse. Allein es galt, diesem Ausdrucke der Anerkennung, die in
beredten Worten sich kundgegeben hatte, noch durch eine nationale That
eine größere Weihe zu geben, das Andenken jener aufopfernden Wirksamkeit
deutscher Männer dem Gedächtnisse der späteren Zeit zu überliefern, als strenge
Lehre, als leuchtendes Vorbild. Der Mann, welcher diesem Gedanken Form
und Ausdruck gab, war der General-Postdirector Stephan, dem die deutsche
Nation bekanntlich eine vollständige Neugestaltung des PostWesens, verdankt.
Neben seinen großen Reformplänen für das Gebiet des internationalen Verkehrs
unablässig zugleich mit der Hebung der Lage der Postbeamten, mit der Förde¬
rung ihrer materiellen und — wie selten bei einem Verwaltungschef von so
umfassenden Wirkungskreise! — auch ihrer geistigen Interessen beschäftigt,
gab er die Anregung dazu: den bei Verwaltung des französischen PostWesens
im Occupationsgebiete gewonnenen Ueberschuß zur Errichtung einer Stif¬
tung zu verwenden, welche die Bestimmung erhalten sollte, die Wohlfahrt
der Angehörigen der deutschen Reichspost zu fördern, und insbesondere den
Beamten und ihren Hinterbliebenen Unterstützung zu gewähren; ein dauern¬
des Andenken an den siegreichen Krieg Deutschlands gegen Frankreich, wie
es erhebender und menschenfreundlicher nicht gedacht werden kann. Die
Reichsregierung und der deutsche Reichstag kamen diesen Intentionen in
vollem Maße entgegen und, nachdem von dem erwähnten Ueberschusse 9000
Thaler an die Bayerische und 7000 Thaler an die Württembergische Postver-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_128453/35>, abgerufen am 25.08.2024.