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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.

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find unbelästigt und machen sogar Geschäfte mit der französischen Regierung.
Eine bayerische Schwefelhölzchenfabrik in Faubourg Poissouriere würde schon
deswegen eingehen müssen, weil die Fabrikation der Zündhölzchen ein Mono¬
pol der Regierung geworden ist und nun derjenige mit Galeerenstrafe bedroht
wird, der als Privatmann Schwefelhölzer fabricirt. Herr Thiers ist gerade
kein Feind der Aufklärung, aber von der Steuer auf die Zündhölzchen hat er
von Hause aus viel erwartet und die Dinger sind nun so theuer geworden,
daß Leute, die viel rauchen, billiger davon kommen, wenn sie ein Licht brennen
lassen.

Um Lehrer der deutschen Sprache in einer öffentlichen Anstalt zu sein,
muß man jetzt ein geborener oder naturalisirter Franzose sein, so daß das
Versprechen Jules Simon's, daß bald alle Schüler deutsch oder englisch reden
werden, wol nicht in Erfüllung gehen wird. Die Officiere zeigen jedoch an¬
geblich eine große Lust deutsch zu lernen, da sie im letzten Kriege den Nach¬
theil, diese Sprache nicht zu kennen, zu erfahren mehr wie eine Gelegenheit
gehabt haben.

Mit der Beschuldigung, den Deutschen als Spion gedient zu haben, ist
ein großer Mißbrauch getrieben worden. So steht eine gewisse Frau Meyer
deshalb jetzt vor Gericht, und die Angelegenheit macht deswegen viel Lärm,
weil Jules Favre sich ihrer Vertheidigung angenommen hatte, und die Ge¬
schwornen darauf erklärten, daß sie nicht sitzen und urtheilen würden, wenn
der Mann, der sich so manches hat zu Schulden kommen lassen, das Wort
als Vertheidiger führen sollte. Eine größere Beleidigung kann man dem ge¬
wesenen Minister der auswärtigen Angelegenheiten nicht anthun, aber der
gewesene Chef der Opposition hat wenigstens seinen Landsleuten gegenüber
eine eherne Stirne. --

Deutsche Zeitungen sind lange proscribirt gewesen. Herr Blanc, der Di-
rector der Casinos, d. h. Pächter der Spielhallen von Homburg und Monaco
verbot in der letzteren Stadt alle deutschen Blätter. Jetzt läßt man nach,
und preußische Zeitungen sind hier und da zu sehen, man trifft sie aber doch
nicht im Grand Cafe oder im Cafe de la Paix.

Herr Holländer, der auf Kosten des Königs von Hannover eine franzö¬
sische Zeitung herausgegeben hat, ist gestorben, und sein Bruder ist der unter-
thänigste Diener Frankreichs. Was Herrn Oppenheim anbelangt, so ist er
auch ungestört gelassen worden, denn er war naturalisirt und Hausbesitzer,
obgleich ein Anverwandter des Cölnischen Banquiers, der für die deutsche
Sache eine so reiche Gabe geschenkt hat. Man könnte in derselben Richtung
Herrn Washburne den amerikanischen Gesandten, der den zurückgebliebenen
Deutschen manche Gabe hat zufließen lassen, lobend erwähnen, aber seine Be-


find unbelästigt und machen sogar Geschäfte mit der französischen Regierung.
Eine bayerische Schwefelhölzchenfabrik in Faubourg Poissouriere würde schon
deswegen eingehen müssen, weil die Fabrikation der Zündhölzchen ein Mono¬
pol der Regierung geworden ist und nun derjenige mit Galeerenstrafe bedroht
wird, der als Privatmann Schwefelhölzer fabricirt. Herr Thiers ist gerade
kein Feind der Aufklärung, aber von der Steuer auf die Zündhölzchen hat er
von Hause aus viel erwartet und die Dinger sind nun so theuer geworden,
daß Leute, die viel rauchen, billiger davon kommen, wenn sie ein Licht brennen
lassen.

Um Lehrer der deutschen Sprache in einer öffentlichen Anstalt zu sein,
muß man jetzt ein geborener oder naturalisirter Franzose sein, so daß das
Versprechen Jules Simon's, daß bald alle Schüler deutsch oder englisch reden
werden, wol nicht in Erfüllung gehen wird. Die Officiere zeigen jedoch an¬
geblich eine große Lust deutsch zu lernen, da sie im letzten Kriege den Nach¬
theil, diese Sprache nicht zu kennen, zu erfahren mehr wie eine Gelegenheit
gehabt haben.

Mit der Beschuldigung, den Deutschen als Spion gedient zu haben, ist
ein großer Mißbrauch getrieben worden. So steht eine gewisse Frau Meyer
deshalb jetzt vor Gericht, und die Angelegenheit macht deswegen viel Lärm,
weil Jules Favre sich ihrer Vertheidigung angenommen hatte, und die Ge¬
schwornen darauf erklärten, daß sie nicht sitzen und urtheilen würden, wenn
der Mann, der sich so manches hat zu Schulden kommen lassen, das Wort
als Vertheidiger führen sollte. Eine größere Beleidigung kann man dem ge¬
wesenen Minister der auswärtigen Angelegenheiten nicht anthun, aber der
gewesene Chef der Opposition hat wenigstens seinen Landsleuten gegenüber
eine eherne Stirne. —

Deutsche Zeitungen sind lange proscribirt gewesen. Herr Blanc, der Di-
rector der Casinos, d. h. Pächter der Spielhallen von Homburg und Monaco
verbot in der letzteren Stadt alle deutschen Blätter. Jetzt läßt man nach,
und preußische Zeitungen sind hier und da zu sehen, man trifft sie aber doch
nicht im Grand Cafe oder im Cafe de la Paix.

Herr Holländer, der auf Kosten des Königs von Hannover eine franzö¬
sische Zeitung herausgegeben hat, ist gestorben, und sein Bruder ist der unter-
thänigste Diener Frankreichs. Was Herrn Oppenheim anbelangt, so ist er
auch ungestört gelassen worden, denn er war naturalisirt und Hausbesitzer,
obgleich ein Anverwandter des Cölnischen Banquiers, der für die deutsche
Sache eine so reiche Gabe geschenkt hat. Man könnte in derselben Richtung
Herrn Washburne den amerikanischen Gesandten, der den zurückgebliebenen
Deutschen manche Gabe hat zufließen lassen, lobend erwähnen, aber seine Be-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127927/430>, abgerufen am 22.12.2024.