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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.

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die Veränderung besser gestellt fanden als vorher. Aber er war nicht der
Mann, sich Widerstand gefallen zu lassen, wo er die Ueberzeugung hatte, Recht
zu haben. Es ist in Aller Gedächtniß, wie er wenige Jahre vor seinem Tode
sich mit Energie der Sache einiger seiner Gemeindegenossen in einer Grafschaft
von Hertfordshire annahm. Ein benachbarter Lord hatte da sein Recht auf
ein Stück Land, welches nach Smith's Ansicht jenen Bauern gehörte, durch
Errichtung eines Zauns wahren zu sollen geglaubt. In aller Stille trieb
König Augustus ein paar Dutzend Bummler in London auf, schickte sie an
Ort und Stelle und ließ den Zaun des gnädigen Herrn niederreißen. Als
man ihn dann fragte, weshalb er eine kleine Armee verwendet, um einen ge¬
setzlichen Anspruch durchzusetzen, war seine einzige Antwort: "Ich fürchtete, es
möchte Opposition geben, und so sorgte ich, daß die Sache in Frieden abge¬
than wurde."

Bei einer solchen Denkart ist es unnöthig zu bemerken, daß er keineswegs
in jeder Beziehung Berenger's König von Avetot spielte, mit dem man ihn
verglichen hat. Indeß hatte er in seiner Gutgelauntheit, seiner natürlichen
Weise, sich zu halten und zu geben, in seiner Gewohnheit, sein Reich auf dem
Rücken eines Pony, des einzigen seiner Art daselbst, zu durchstreifen und in
einer gewissen nicht übermäßigen Hingabe an die guten Dinge, die sein Reich
erzeugte und die der Spirituosenhändler dort einführte, immerhin einige Aehn-
lichkeit mit diesem heitern Potentaten. Aber es ist mehr unsre Absicht, ein
Bild von seinem politischen Verhalten zu seinem Völkchen zu liefern, als uns
über seinen Charakter lustig zu machen, und so lassen wir unsere Quelle nach
dieser Richtung weiter berichten.

"Wenn die See sich siebzehnhundert Fuß über die Küsten von Devonshire
erhöbe und von dieser muthigen Grafschaft nichts über Wasser bliebe als die
abgerundeten Granitkuppen einiger besonders hoch aufragenden Berge bei
Dartmoor, die mit ihrer felsigen Decke von zackigen Brocken und Geröll ge¬
krönt sind, fo würde das eine ziemlich genaue Wiederholung der landschaft-,
lichen Züge geben, welche die Scilly Inseln zeigen. Umgeben von einer tiefen
See. sind sie von seichten Meerbusen und Lagunen getrennt, so daß in ge¬
wissen Perioden der Ebbe Fürther von einem Eiland zum andern hinüber
eristiren. Die Oberflächen sind abgerundet, die Abhänge sanft, aber der überall
auftretende Granit bricht allenthalben in prächtigen Massen zu Tage. Die
Felswände von Penamis kommen an Großartigkeit allem, was der Lands
End-District von Cornwall in dieser Beziehung aufzuweisen hat, allerminde¬
stens gleich. Aber der verwitterte Granit trägt ganz leidliche Ernten von
Feldfrüchten und vortreffliche Gemüsesorten, während der Blumenflor, vorzüg¬
lich in der Umgebung des alten Klosters von Tresco, wo der selige König
Augustus Hof hielt, vielleicht alles überbietet, was Großbritannien zum Ver-


die Veränderung besser gestellt fanden als vorher. Aber er war nicht der
Mann, sich Widerstand gefallen zu lassen, wo er die Ueberzeugung hatte, Recht
zu haben. Es ist in Aller Gedächtniß, wie er wenige Jahre vor seinem Tode
sich mit Energie der Sache einiger seiner Gemeindegenossen in einer Grafschaft
von Hertfordshire annahm. Ein benachbarter Lord hatte da sein Recht auf
ein Stück Land, welches nach Smith's Ansicht jenen Bauern gehörte, durch
Errichtung eines Zauns wahren zu sollen geglaubt. In aller Stille trieb
König Augustus ein paar Dutzend Bummler in London auf, schickte sie an
Ort und Stelle und ließ den Zaun des gnädigen Herrn niederreißen. Als
man ihn dann fragte, weshalb er eine kleine Armee verwendet, um einen ge¬
setzlichen Anspruch durchzusetzen, war seine einzige Antwort: „Ich fürchtete, es
möchte Opposition geben, und so sorgte ich, daß die Sache in Frieden abge¬
than wurde."

Bei einer solchen Denkart ist es unnöthig zu bemerken, daß er keineswegs
in jeder Beziehung Berenger's König von Avetot spielte, mit dem man ihn
verglichen hat. Indeß hatte er in seiner Gutgelauntheit, seiner natürlichen
Weise, sich zu halten und zu geben, in seiner Gewohnheit, sein Reich auf dem
Rücken eines Pony, des einzigen seiner Art daselbst, zu durchstreifen und in
einer gewissen nicht übermäßigen Hingabe an die guten Dinge, die sein Reich
erzeugte und die der Spirituosenhändler dort einführte, immerhin einige Aehn-
lichkeit mit diesem heitern Potentaten. Aber es ist mehr unsre Absicht, ein
Bild von seinem politischen Verhalten zu seinem Völkchen zu liefern, als uns
über seinen Charakter lustig zu machen, und so lassen wir unsere Quelle nach
dieser Richtung weiter berichten.

„Wenn die See sich siebzehnhundert Fuß über die Küsten von Devonshire
erhöbe und von dieser muthigen Grafschaft nichts über Wasser bliebe als die
abgerundeten Granitkuppen einiger besonders hoch aufragenden Berge bei
Dartmoor, die mit ihrer felsigen Decke von zackigen Brocken und Geröll ge¬
krönt sind, fo würde das eine ziemlich genaue Wiederholung der landschaft-,
lichen Züge geben, welche die Scilly Inseln zeigen. Umgeben von einer tiefen
See. sind sie von seichten Meerbusen und Lagunen getrennt, so daß in ge¬
wissen Perioden der Ebbe Fürther von einem Eiland zum andern hinüber
eristiren. Die Oberflächen sind abgerundet, die Abhänge sanft, aber der überall
auftretende Granit bricht allenthalben in prächtigen Massen zu Tage. Die
Felswände von Penamis kommen an Großartigkeit allem, was der Lands
End-District von Cornwall in dieser Beziehung aufzuweisen hat, allerminde¬
stens gleich. Aber der verwitterte Granit trägt ganz leidliche Ernten von
Feldfrüchten und vortreffliche Gemüsesorten, während der Blumenflor, vorzüg¬
lich in der Umgebung des alten Klosters von Tresco, wo der selige König
Augustus Hof hielt, vielleicht alles überbietet, was Großbritannien zum Ver-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127927/398>, abgerufen am 22.07.2024.