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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.

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gemeinte zum Geschenk gemacht, und da sie den Wunsch hegten, daß ihnen
die Gebete der Mönche zu Gute kommen möchten, so hatten sie ihrer gewöhn¬
lichen Firmaangabe auf dem Zifferblatt hinzugefügt: Oratv pro "Ms!




Jer König der SciH-Inseln.

Verschiedene seltsame kleine Könige sind in den letzten Monaten durch
die Presse gegangen: Mynheer Claus, der "König der Raucher", den ein
Leichengefolge mit qualmenden Thonpfeifen zu Grabe geleitete, Aurelio der
Erste "König von Araucarien", der seinen Nachfolger auf dem Throne als
ruchlosen Usurpator feierlich zu einem im Bois de Boulogne auszufechtenden
Duell auf Lassos herausforderte, der König der menschenfressenden Fidschi-
Inseln, welcher seinem Volke eine neue Aera unter constitutionellen Einrichtungen
eröffnen wollte, u> s, w. Da lesen wir in diesen Tagen auch von einem "König
der Scilly-Jnseln", von denen wir bisher nur zu wissen glaubten, daß sie unter
dem Scepter einer Königin, nämlich Ihrer Majestät der Königin Victoria
stünden. Die Notiz enthielt nichts weiter, als daß der gedachte Potentat
Augustus Smith geheißen, und daß er mit Tode abgegangen. Aus der
"Pakt Malt Gazette" aber erfahren wir jetzt, daß er in der That ein merk¬
würdiger Charakter gewesen ist, dessen mit einigen Seiten zu gedenken auch
für ein nicht englisches Blatt am Orte sein mag.

Herr Augustus Smith oder "König Augustus", wie man ihn scherzhaft
nannte, war also der Besitzer oder richtiger der Erbpächter der zum Herzog-
thum Cornwall gehörigen Scilly-Jnseln, jener Gruppe von Eilanden, die im
östlichen Theil des atlantischen Oceans gelegen, keine näheren Nachbarn haben
als auf der einen Seite Lands End und auf der andern Neufundland. Vor
einigen Jahren wurde mehr als in der letzten Zeit von ihm gesprochen; denn
er war da Mitglied des Parlaments und machte wiederholt durch gewisse
etwas wunderliche Gesetzänderungen, die sich in seinem Gehirn festgesetzt, und
durch die Beharrlichkeit, mit der er sie in verschiedenen Sessionen aufs Tapet
brachte, Aufsehen. Aber eine undankbare Wählerschaft auf dem anstoßenden
Festlande versagte ihm schließlich ihr Votum, und so zog er sich ruhig vom
öffentlichen Leben zurück und widmete sich mehr und mehr den Angelegenheiten
des kleinen Archipels, welchen er regierte und liebte.

"Wer ihn persönlich kannte", sagt das citirte englische Blatt, "wird nicht
leicht sein freundliches, gastfreies, anspruchsloses Wesen, wenn er in seiner
Einsamkeit Besuch bekam, vergessen, nicht leicht das Vergnügen, das er empfand,


gemeinte zum Geschenk gemacht, und da sie den Wunsch hegten, daß ihnen
die Gebete der Mönche zu Gute kommen möchten, so hatten sie ihrer gewöhn¬
lichen Firmaangabe auf dem Zifferblatt hinzugefügt: Oratv pro »Ms!




Jer König der SciH-Inseln.

Verschiedene seltsame kleine Könige sind in den letzten Monaten durch
die Presse gegangen: Mynheer Claus, der „König der Raucher", den ein
Leichengefolge mit qualmenden Thonpfeifen zu Grabe geleitete, Aurelio der
Erste „König von Araucarien", der seinen Nachfolger auf dem Throne als
ruchlosen Usurpator feierlich zu einem im Bois de Boulogne auszufechtenden
Duell auf Lassos herausforderte, der König der menschenfressenden Fidschi-
Inseln, welcher seinem Volke eine neue Aera unter constitutionellen Einrichtungen
eröffnen wollte, u> s, w. Da lesen wir in diesen Tagen auch von einem „König
der Scilly-Jnseln", von denen wir bisher nur zu wissen glaubten, daß sie unter
dem Scepter einer Königin, nämlich Ihrer Majestät der Königin Victoria
stünden. Die Notiz enthielt nichts weiter, als daß der gedachte Potentat
Augustus Smith geheißen, und daß er mit Tode abgegangen. Aus der
„Pakt Malt Gazette" aber erfahren wir jetzt, daß er in der That ein merk¬
würdiger Charakter gewesen ist, dessen mit einigen Seiten zu gedenken auch
für ein nicht englisches Blatt am Orte sein mag.

Herr Augustus Smith oder „König Augustus", wie man ihn scherzhaft
nannte, war also der Besitzer oder richtiger der Erbpächter der zum Herzog-
thum Cornwall gehörigen Scilly-Jnseln, jener Gruppe von Eilanden, die im
östlichen Theil des atlantischen Oceans gelegen, keine näheren Nachbarn haben
als auf der einen Seite Lands End und auf der andern Neufundland. Vor
einigen Jahren wurde mehr als in der letzten Zeit von ihm gesprochen; denn
er war da Mitglied des Parlaments und machte wiederholt durch gewisse
etwas wunderliche Gesetzänderungen, die sich in seinem Gehirn festgesetzt, und
durch die Beharrlichkeit, mit der er sie in verschiedenen Sessionen aufs Tapet
brachte, Aufsehen. Aber eine undankbare Wählerschaft auf dem anstoßenden
Festlande versagte ihm schließlich ihr Votum, und so zog er sich ruhig vom
öffentlichen Leben zurück und widmete sich mehr und mehr den Angelegenheiten
des kleinen Archipels, welchen er regierte und liebte.

„Wer ihn persönlich kannte", sagt das citirte englische Blatt, „wird nicht
leicht sein freundliches, gastfreies, anspruchsloses Wesen, wenn er in seiner
Einsamkeit Besuch bekam, vergessen, nicht leicht das Vergnügen, das er empfand,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127927/396>, abgerufen am 22.12.2024.