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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.

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diesen unterseeischen Fahrzeugen angewandt wurde, schon in kleiner Quantität
genüge um eine ganze über ihm befindliche Fregatte der Art in die Luft zu
sprengen, daß nicht ein Nagel von ihr übrig bleibe. Zu all diesen Schiffen
kam noch eine unzählbare Masse von Kanonenbooten, die bestimmt waren, sich
über alle Meere zu verbreiten und die italienischen Kauffahrer zu kapern.

Im Mittelmeer trafen beide Flotten aufeinander. Vierzig Segel zählend,
kamen die Franzosen stolz daher gedampft und die kleine italienische Flotte
konnte nichts anderes thun, als sich zurückziehen. Einige Stunden lang hielten
die Italiener von den Franzosen immer dieselbe Entfernung inne, doch etwa
20 Meilen von Spezzia erntete die alte Nachlässigkeit ihre ersten bösen Früchte;
die Maschine eines der größten Panzerfahrzeuge brach -- der italienische Ad¬
miral, ein tapferer, aber sehr unüberlegter Seemann, wollte sein Schiff nicht
ohne Kampf dem Feinde Preis geben und glaubte durch einen plötzlichen An¬
griff den Feind zurückschlagen zu können. Er giebt das Flaggensignal zum
Halten, zum Umkehren; die Schlachtlinie wird formirt und mit aller Wucht
und Tapferkeit geht die kleine italienische Flotte dem überlegenen Gegner zu
Leibe. Der Küstenwächter entwirft eine ungemein malerische Schilderung der
nun entbrennenden Seeschlacht. Vier Stunden lang weht inmitten von Pulver¬
dampf und Feuersäulen die italienische Flagge. Wunder der Tapferkeit werden
gethan, man versucht das französische Admiralschiff zu entern und vier
große französische Panzer gehen mit Mann und Maus zu Grunde; aber das¬
selbe Loos trifft schließlich sieben italienische Fregatten, eine -- diejenige, deren
Maschine zerbrochen war -- wird von den Franzosen genommen und nur eine
einzige läuft traurig und dem Sinken nahe in den Hafen von Spezzia wieder
ein, wo sie vor einigen Tagen so stolz unter dem Jubel der Menge ausge¬
laufen war. Jetzt herrscht große Bestürzung unter der Küstenbevölkerung,
denn eine italienische Flotte eristirt nicht mehr -- aber man tröstet sich bald
mit der Landarmee. Ueberall verlautet die freudige Kunde, daß in einem
Alpenthale ein französisches Corps glänzend besiegt wurde. Aber dort liegt,
wie sich bald zeigt, der Schwerpunkt nicht mehr, dort fällt nicht die Ent¬
scheidung.

Was nun in der Eile noch geschehen kann um das blosliegende Spezzia
in bessern Vertheidigungszustand zu setzen, geschieht; aber vergebens. Die
französische Flotte, entweder durch Spione oder durch die Jndiscretionen der
italienischen Presse von dem Zustande Spezzia's gut unterrichtet, bereitet sich
auf alles vor; sie weiß die versenkten Schiffe zu umgehen und die gelegten
Torpedos durch Kanonenboote aufzufischen. Der Angriff auf den Seehafen
beginnt und in wenigen Stunden haben die eisengepanzerten, schwimmenden
Batterien der Franzosen die schlecht angelegten ungeschützten italienischen Land¬
batterien völlig zermalmt und zum Schweigen gebracht; zwei oder drei noch


Grmzlwtm Hi, 1872. 4

diesen unterseeischen Fahrzeugen angewandt wurde, schon in kleiner Quantität
genüge um eine ganze über ihm befindliche Fregatte der Art in die Luft zu
sprengen, daß nicht ein Nagel von ihr übrig bleibe. Zu all diesen Schiffen
kam noch eine unzählbare Masse von Kanonenbooten, die bestimmt waren, sich
über alle Meere zu verbreiten und die italienischen Kauffahrer zu kapern.

Im Mittelmeer trafen beide Flotten aufeinander. Vierzig Segel zählend,
kamen die Franzosen stolz daher gedampft und die kleine italienische Flotte
konnte nichts anderes thun, als sich zurückziehen. Einige Stunden lang hielten
die Italiener von den Franzosen immer dieselbe Entfernung inne, doch etwa
20 Meilen von Spezzia erntete die alte Nachlässigkeit ihre ersten bösen Früchte;
die Maschine eines der größten Panzerfahrzeuge brach — der italienische Ad¬
miral, ein tapferer, aber sehr unüberlegter Seemann, wollte sein Schiff nicht
ohne Kampf dem Feinde Preis geben und glaubte durch einen plötzlichen An¬
griff den Feind zurückschlagen zu können. Er giebt das Flaggensignal zum
Halten, zum Umkehren; die Schlachtlinie wird formirt und mit aller Wucht
und Tapferkeit geht die kleine italienische Flotte dem überlegenen Gegner zu
Leibe. Der Küstenwächter entwirft eine ungemein malerische Schilderung der
nun entbrennenden Seeschlacht. Vier Stunden lang weht inmitten von Pulver¬
dampf und Feuersäulen die italienische Flagge. Wunder der Tapferkeit werden
gethan, man versucht das französische Admiralschiff zu entern und vier
große französische Panzer gehen mit Mann und Maus zu Grunde; aber das¬
selbe Loos trifft schließlich sieben italienische Fregatten, eine — diejenige, deren
Maschine zerbrochen war — wird von den Franzosen genommen und nur eine
einzige läuft traurig und dem Sinken nahe in den Hafen von Spezzia wieder
ein, wo sie vor einigen Tagen so stolz unter dem Jubel der Menge ausge¬
laufen war. Jetzt herrscht große Bestürzung unter der Küstenbevölkerung,
denn eine italienische Flotte eristirt nicht mehr — aber man tröstet sich bald
mit der Landarmee. Ueberall verlautet die freudige Kunde, daß in einem
Alpenthale ein französisches Corps glänzend besiegt wurde. Aber dort liegt,
wie sich bald zeigt, der Schwerpunkt nicht mehr, dort fällt nicht die Ent¬
scheidung.

Was nun in der Eile noch geschehen kann um das blosliegende Spezzia
in bessern Vertheidigungszustand zu setzen, geschieht; aber vergebens. Die
französische Flotte, entweder durch Spione oder durch die Jndiscretionen der
italienischen Presse von dem Zustande Spezzia's gut unterrichtet, bereitet sich
auf alles vor; sie weiß die versenkten Schiffe zu umgehen und die gelegten
Torpedos durch Kanonenboote aufzufischen. Der Angriff auf den Seehafen
beginnt und in wenigen Stunden haben die eisengepanzerten, schwimmenden
Batterien der Franzosen die schlecht angelegten ungeschützten italienischen Land¬
batterien völlig zermalmt und zum Schweigen gebracht; zwei oder drei noch


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127927/33>, abgerufen am 22.12.2024.