Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band.von Hildburghausen hinweg nach Salzburg. -- Die weitere Ausbildung des von Hildburghausen hinweg nach Salzburg. — Die weitere Ausbildung des <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0438" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/127846"/> <p xml:id="ID_1431" prev="#ID_1430" next="#ID_1432"> von Hildburghausen hinweg nach Salzburg. — Die weitere Ausbildung des<lb/> Knaben wurde nun dem dort lebenden Michael Haydn (Joseph Haydn's<lb/> Bruder) übergeben, 1798 erschien daselbst Weber's erstes Opus: Sechs<lb/> Fughetten (bei Mayr.) Doch bald gab Franz Anton auch das vorerwähnte<lb/> Theaterunternehmen auf und ging Ende 1798 nach dem damals in hoher<lb/> Kunstblüthe stehenden München, wo nunmehr I. N. Kalcher, der als<lb/> Tonlehrer berühmte Hoforganist, die musikalische Weiterbildung Carl Maria's<lb/> übernahm. Seinen Einfluß charakterifirt Carl Maria selbst in jener Lebens¬<lb/> skizze dahin, daß er „dem klaren, stufenweise fortschreitenden, sorgfältigen Unter¬<lb/> richte Kalcher's größtentheils die Herrschaft und Gewandheit im Gebrauche<lb/> „der Kunstmittel, vorzüglich in Bezug auf den reinen vierstimmigen Satz ver¬<lb/> danke." Nebenher studirte er Gesang bei Valesi (Walleshauser). — Bald<lb/> entstand nun eine namhafte Anzahl von Kompositionen, darunter eine Messe,<lb/> Trio's, Sonaten, Variationen, vierstimmige Lieder, Canons :c., selbst eine Oper,<lb/> die erste Weber's: „Die Macht der Liebe und des Weins", welche<lb/> Arbeiten sämmtlich durch Zufall ein Raub der Flammen wurden, mit Aus¬<lb/> nahme von 6 Clavier-Variationen, die, seinem Lehrer Kalcher gewidmet, 1800,<lb/> und zwar von Carl Maria eigenhändig lithographirt, als dessen op. 2 zu<lb/> München im Selbstverlage erschienen. Denn dem im Zeichnen geschickten<lb/> Knaben hatte die damals von A. Senefelder erfundene Kunst der Lithographie<lb/> ein so hohes Interesse abgewonnen, daß er bald selbst eine verbesserte, dahin<lb/> einschlagende Maschine erfunden zu haben glaubte, deren Resultate er in dem<lb/> genannten, von ihm selbst auf Stein geschriebenen oxus 2 darlegen wollte.<lb/> Diese Bestrebungen erfüllten ihn und den Vater dergestalt, daß Beide in der<lb/> zweiten Hälfte des Jahres 1800 — nachdem Carl Maria, durch Erfurt, Gotha<lb/> und Leipzig reisend, in Concerten als Clavier-Virtuose aufgetreten war — nach<lb/> Freiberg in Sachsen übersiedelten, um, wie Carl Maria 1818 schrieb, die<lb/> Lithographie „im Großen zu treiben, dort, wo alles Material am bequemsten<lb/> „zur Hand schien". Doch bald ließen ihn „das Mechanische, Geisttödtende<lb/> „des Geschäfts das Unternehmen aufgeben und die Komposition mit doppelter<lb/> „Lust fortfetzen." In Folge deß schrieb Weber zu Freiberg im Herbste des<lb/> Jahres 1800 seine zweite Oper „Das Waldmädchen" (auch „das stumme<lb/> Waldötiädchen" genannt) welche daselbst durch die Truppe ihres Dichters, eines<lb/> Ritt/Sö von Steinsberg, zuerst am 24. November 1800 zur Aufführung kam<lb/> und'.in'Memnitz am 3. December desselben Jahres zur Wiederholung gelangte.<lb/> 1804' uK 1803 wurde dann „das Waldmädchen" in Wien mehrfach aufgeführt<lb/> und 1",lib auch zu Prag (in's Böhmische übersetzt) und zu Petersburg mit<lb/> Befall gegeben, „und verbreitete sich die Oper" (wie Weber später schrieb) „weiter,<lb/> „als mir lieb sein konnte, da es ein höchst unreifes, nur vielleicht hin und<lb/> „wieder nicht ganz an Erfindung leeres Product war, von dem ich namentlich</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0438]
von Hildburghausen hinweg nach Salzburg. — Die weitere Ausbildung des
Knaben wurde nun dem dort lebenden Michael Haydn (Joseph Haydn's
Bruder) übergeben, 1798 erschien daselbst Weber's erstes Opus: Sechs
Fughetten (bei Mayr.) Doch bald gab Franz Anton auch das vorerwähnte
Theaterunternehmen auf und ging Ende 1798 nach dem damals in hoher
Kunstblüthe stehenden München, wo nunmehr I. N. Kalcher, der als
Tonlehrer berühmte Hoforganist, die musikalische Weiterbildung Carl Maria's
übernahm. Seinen Einfluß charakterifirt Carl Maria selbst in jener Lebens¬
skizze dahin, daß er „dem klaren, stufenweise fortschreitenden, sorgfältigen Unter¬
richte Kalcher's größtentheils die Herrschaft und Gewandheit im Gebrauche
„der Kunstmittel, vorzüglich in Bezug auf den reinen vierstimmigen Satz ver¬
danke." Nebenher studirte er Gesang bei Valesi (Walleshauser). — Bald
entstand nun eine namhafte Anzahl von Kompositionen, darunter eine Messe,
Trio's, Sonaten, Variationen, vierstimmige Lieder, Canons :c., selbst eine Oper,
die erste Weber's: „Die Macht der Liebe und des Weins", welche
Arbeiten sämmtlich durch Zufall ein Raub der Flammen wurden, mit Aus¬
nahme von 6 Clavier-Variationen, die, seinem Lehrer Kalcher gewidmet, 1800,
und zwar von Carl Maria eigenhändig lithographirt, als dessen op. 2 zu
München im Selbstverlage erschienen. Denn dem im Zeichnen geschickten
Knaben hatte die damals von A. Senefelder erfundene Kunst der Lithographie
ein so hohes Interesse abgewonnen, daß er bald selbst eine verbesserte, dahin
einschlagende Maschine erfunden zu haben glaubte, deren Resultate er in dem
genannten, von ihm selbst auf Stein geschriebenen oxus 2 darlegen wollte.
Diese Bestrebungen erfüllten ihn und den Vater dergestalt, daß Beide in der
zweiten Hälfte des Jahres 1800 — nachdem Carl Maria, durch Erfurt, Gotha
und Leipzig reisend, in Concerten als Clavier-Virtuose aufgetreten war — nach
Freiberg in Sachsen übersiedelten, um, wie Carl Maria 1818 schrieb, die
Lithographie „im Großen zu treiben, dort, wo alles Material am bequemsten
„zur Hand schien". Doch bald ließen ihn „das Mechanische, Geisttödtende
„des Geschäfts das Unternehmen aufgeben und die Komposition mit doppelter
„Lust fortfetzen." In Folge deß schrieb Weber zu Freiberg im Herbste des
Jahres 1800 seine zweite Oper „Das Waldmädchen" (auch „das stumme
Waldötiädchen" genannt) welche daselbst durch die Truppe ihres Dichters, eines
Ritt/Sö von Steinsberg, zuerst am 24. November 1800 zur Aufführung kam
und'.in'Memnitz am 3. December desselben Jahres zur Wiederholung gelangte.
1804' uK 1803 wurde dann „das Waldmädchen" in Wien mehrfach aufgeführt
und 1",lib auch zu Prag (in's Böhmische übersetzt) und zu Petersburg mit
Befall gegeben, „und verbreitete sich die Oper" (wie Weber später schrieb) „weiter,
„als mir lieb sein konnte, da es ein höchst unreifes, nur vielleicht hin und
„wieder nicht ganz an Erfindung leeres Product war, von dem ich namentlich
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