Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band.leiten, während die jetzige zwar gewiß nicht gelingen wird, aber immerhin eine Sehen wir uns nach dem Ursprung der Bewegung um, so müssen wir In der That, der päpstliche Hof (der nach einer Pariser Correspondenz Grcnzliotm II. 1872. 49
leiten, während die jetzige zwar gewiß nicht gelingen wird, aber immerhin eine Sehen wir uns nach dem Ursprung der Bewegung um, so müssen wir In der That, der päpstliche Hof (der nach einer Pariser Correspondenz Grcnzliotm II. 1872. 49
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leiten, während die jetzige zwar gewiß nicht gelingen wird, aber immerhin eine
erhebliche Wichtigkeit beansprucht.
Sehen wir uns nach dem Ursprung der Bewegung um, so müssen wir
ihn außerhalb Spaniens suchen. Spanien ist nicht carlistisch gesinnt. Bor
mehr als dreißig Jahren siegte es über die von dieser Partei vertretenen
Grundsätze, und seitdem hat jeder im Lande wirksame Einfluß gearbeitet, diese
Partei mehr und mehr zu schwächen. Die Geistlichkeit hat ganz erstaunlich
an Boden verloren. Die Arbeiter der Städte.sind fast durchgehends Frei¬
denker. Tausende von Kindern werden von ihren Eltern zu protestantischen
Missionären in die Schule geschickt. Selbst die Frauen stehen weniger als
früher unter dem Einfluß der Priester und heirathen nach den Formen des
bürgerlichen Gesetzes mit der besten Miene von der Welt den Ketzer, der sie
will und ihnen gefällt. Sie thun das selbst, wenn sie, wie ich dieser Tage
einen fetten Kuttenträger einer Dolores zureden hörte, die im Begriff war,
einen Engländer zum Mann zu nehmen, vor „der Todesstunde und dem Tage
des Gerichts" gewarnt werden. Dann hat das Wachsen des Handels und
der Industrie, das Zuströmen von Fremden , die Literatur Frankreichs, die
Wirkung der Eisenbahnen vielfach erheitert und umgestaltend auf diesen
dunkelsten und verkommensten Winkel Europas eingewirkt. Die moralische
Basis des alten Carlismus ist dahin. Der neue Carlismus versucht es ein¬
fach mit einem letzten Ringen in dem besonderen Bezirk, wo die Partei stets
am stärksten war, und unter dem Antrieb sowie mit der Unterstützung von
Leuten außerhalb Spaniens.
In der That, der päpstliche Hof (der nach einer Pariser Correspondenz
der Kölnischen Zeitung Geld zur Jnsurrection hergegeben hat), die Jesuiten
(die nach derselben Correspondenz in München 10,000 Gewehre für die Armee
des Prätendenten einkauften), die Priester, die Feinde des Hauses Italien ins¬
gemein, und die in Selbstverbannung lebende reactionär gesinnte Nobleza
scheinen geglaubt zu haben, die politische Verwirrung, die unbestreitbar in
Madrid herrscht, als Gelegenheit zu einem letzten Schlage benutzen zu können.
Der König war immer noch ein neueingesetzter Fürst und überdies ein „Fremd¬
ling", was für unwissendes Volk ein vortreffliches Anschwärzungsmittel ab¬
giebt. Die Republikaner waren zahlreich und unzufrieden, vielleicht, so dachte
man, schließen sie sich an. So wurde Geld aufgenommen. Die baskischen
Bauern wurden bearbeitet, theils durch ihre „Curas", von denen einige als
Obersten in Uniform zu Felde gezogen sind, theils durch Einwirkung auf ihr
Prvvinzialgefühl und die Warnung, daß ihre „Fueros" durch die neue Dy¬
nastie gefährdet seien. Andere Parteigänger wurden einfach gemiethet, um
sich die Knochen zerschießen zu lassen für die hochherzigen Hidalgos, die
„Stützen von Thron und Altar", die ihre Haut in Paris, Rom und Gens
Grcnzliotm II. 1872. 49
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