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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band.

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Wesens jener Zeit reichen nämlich mit ihren Konsequenzen noch in die spätern
Jahrhunderte hinein und mußten des Zusammenhanges wegen vollständig er¬
örtert werden, so daß natürlich der oben angeführte Zeitabschnitt nothwendig
überschritten werden mußte. Da nun aber hieraus hervorging, wie schwer
zu verstehen gerade mancher Theil der deutschen Forstgeschichte sein würde,
wenn diese Ausführungen unterblieben wären, so liegt es sehr nahe, wie wün¬
schenswert!) es sein dürste, wenn dieselbe erfahrene Hand auch noch die Fort¬
setzung der ganzen Aufgabe auf ähnliche Weise zu lösen sich vornähme. Denn
mit Ausbreitung der Reformation trat durch Einziehung vieler geistlichen Gü¬
ter ein gegen früher vielfach geänderter Besitzstand der Wälder ein, und durch
die politische Neugestaltung der deutschen staatlichen Verhältnisse wurden die
Forstordnungen, welche bisher nur auf einfachen praktischen Instruktionen be¬
ruht hatten, Theile der Landesgesetzgebung :c.

Um nun auf den reichen Inhalt des vorliegenden Werkes hinzuweisen,
wollen wir in der Kürze noch hinzufügen, was jeden Leser darin interessiren dürfte.
Nach einigen kurzen, aber den Gegenstand erschöpfenden Borbemerkungen über
Germaniens Urzustande und Ureinwohner, seine Grenzen, Klima und Cultur¬
anfänge werden die alten deutschen Wälder zuerst nach den römischen Schil¬
derungen eingehend betrachtet, die Waldbäume und Sträucher nach ihrer Ver¬
keilung in den Wäldern, ihrer Werthschätzung und symbolischen Bedeutung
durchgegangen und das Verhältniß erörtert, in welchem das Cultur- und po¬
litische Leben der alten Deutschen zu ihnen stand, wobei natürlich die gewerb¬
lichen und politischen Zustände sowohl der ersten als auch die der zweiten Pe¬
riode im Zusammenhang mit in den Bereich der Untersuchung gezogen wer¬
den. Man erfährt hier sehr viel Neues über die Verhältnisse des Grundbe¬
sitzes der Geistlichkeit, Städte und Dorfgemeinden, über die alten Weisthümer,
das Waldeigenthum, die Weide- und Mastnutzung, die Holzbezüge, namentlich
über die so schwer zu verstehende Markenverfassung und über die nicht minder
schwierige Frage des Begriffs und Wesens der sogenannten Bann- und
und Reichsforste. Den Beschluß macht endlich eine ebenso interessante als
wichtige Untersuchung über die Waldwirthschaft im Mittelalter, bei welcher
man den Fleiß und die Bedeutung des Forschers erkennt an den reichen Re¬
sultaten, die, trotz der gerade hier so dürftig fließenden Quellen, erlangt sind.
Es dürfte schwer sein, in irgend einer Literatur ein Buch zu finden, welches
mit ähnlicher Gründlichkeit einen scheinbar so wenig dankbaren Stoff behan¬
Dr. Grässe. delt hat.




Verantwortlicher Redacteur: Dr. Haro Blum.
Verlag von F. L. Herbig. -- Druck von Hüthel ü, Legler in Leipzig.

Wesens jener Zeit reichen nämlich mit ihren Konsequenzen noch in die spätern
Jahrhunderte hinein und mußten des Zusammenhanges wegen vollständig er¬
örtert werden, so daß natürlich der oben angeführte Zeitabschnitt nothwendig
überschritten werden mußte. Da nun aber hieraus hervorging, wie schwer
zu verstehen gerade mancher Theil der deutschen Forstgeschichte sein würde,
wenn diese Ausführungen unterblieben wären, so liegt es sehr nahe, wie wün¬
schenswert!) es sein dürste, wenn dieselbe erfahrene Hand auch noch die Fort¬
setzung der ganzen Aufgabe auf ähnliche Weise zu lösen sich vornähme. Denn
mit Ausbreitung der Reformation trat durch Einziehung vieler geistlichen Gü¬
ter ein gegen früher vielfach geänderter Besitzstand der Wälder ein, und durch
die politische Neugestaltung der deutschen staatlichen Verhältnisse wurden die
Forstordnungen, welche bisher nur auf einfachen praktischen Instruktionen be¬
ruht hatten, Theile der Landesgesetzgebung :c.

Um nun auf den reichen Inhalt des vorliegenden Werkes hinzuweisen,
wollen wir in der Kürze noch hinzufügen, was jeden Leser darin interessiren dürfte.
Nach einigen kurzen, aber den Gegenstand erschöpfenden Borbemerkungen über
Germaniens Urzustande und Ureinwohner, seine Grenzen, Klima und Cultur¬
anfänge werden die alten deutschen Wälder zuerst nach den römischen Schil¬
derungen eingehend betrachtet, die Waldbäume und Sträucher nach ihrer Ver¬
keilung in den Wäldern, ihrer Werthschätzung und symbolischen Bedeutung
durchgegangen und das Verhältniß erörtert, in welchem das Cultur- und po¬
litische Leben der alten Deutschen zu ihnen stand, wobei natürlich die gewerb¬
lichen und politischen Zustände sowohl der ersten als auch die der zweiten Pe¬
riode im Zusammenhang mit in den Bereich der Untersuchung gezogen wer¬
den. Man erfährt hier sehr viel Neues über die Verhältnisse des Grundbe¬
sitzes der Geistlichkeit, Städte und Dorfgemeinden, über die alten Weisthümer,
das Waldeigenthum, die Weide- und Mastnutzung, die Holzbezüge, namentlich
über die so schwer zu verstehende Markenverfassung und über die nicht minder
schwierige Frage des Begriffs und Wesens der sogenannten Bann- und
und Reichsforste. Den Beschluß macht endlich eine ebenso interessante als
wichtige Untersuchung über die Waldwirthschaft im Mittelalter, bei welcher
man den Fleiß und die Bedeutung des Forschers erkennt an den reichen Re¬
sultaten, die, trotz der gerade hier so dürftig fließenden Quellen, erlangt sind.
Es dürfte schwer sein, in irgend einer Literatur ein Buch zu finden, welches
mit ähnlicher Gründlichkeit einen scheinbar so wenig dankbaren Stoff behan¬
Dr. Grässe. delt hat.




Verantwortlicher Redacteur: Dr. Haro Blum.
Verlag von F. L. Herbig. — Druck von Hüthel ü, Legler in Leipzig.
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[0288] Wesens jener Zeit reichen nämlich mit ihren Konsequenzen noch in die spätern Jahrhunderte hinein und mußten des Zusammenhanges wegen vollständig er¬ örtert werden, so daß natürlich der oben angeführte Zeitabschnitt nothwendig überschritten werden mußte. Da nun aber hieraus hervorging, wie schwer zu verstehen gerade mancher Theil der deutschen Forstgeschichte sein würde, wenn diese Ausführungen unterblieben wären, so liegt es sehr nahe, wie wün¬ schenswert!) es sein dürste, wenn dieselbe erfahrene Hand auch noch die Fort¬ setzung der ganzen Aufgabe auf ähnliche Weise zu lösen sich vornähme. Denn mit Ausbreitung der Reformation trat durch Einziehung vieler geistlichen Gü¬ ter ein gegen früher vielfach geänderter Besitzstand der Wälder ein, und durch die politische Neugestaltung der deutschen staatlichen Verhältnisse wurden die Forstordnungen, welche bisher nur auf einfachen praktischen Instruktionen be¬ ruht hatten, Theile der Landesgesetzgebung :c. Um nun auf den reichen Inhalt des vorliegenden Werkes hinzuweisen, wollen wir in der Kürze noch hinzufügen, was jeden Leser darin interessiren dürfte. Nach einigen kurzen, aber den Gegenstand erschöpfenden Borbemerkungen über Germaniens Urzustande und Ureinwohner, seine Grenzen, Klima und Cultur¬ anfänge werden die alten deutschen Wälder zuerst nach den römischen Schil¬ derungen eingehend betrachtet, die Waldbäume und Sträucher nach ihrer Ver¬ keilung in den Wäldern, ihrer Werthschätzung und symbolischen Bedeutung durchgegangen und das Verhältniß erörtert, in welchem das Cultur- und po¬ litische Leben der alten Deutschen zu ihnen stand, wobei natürlich die gewerb¬ lichen und politischen Zustände sowohl der ersten als auch die der zweiten Pe¬ riode im Zusammenhang mit in den Bereich der Untersuchung gezogen wer¬ den. Man erfährt hier sehr viel Neues über die Verhältnisse des Grundbe¬ sitzes der Geistlichkeit, Städte und Dorfgemeinden, über die alten Weisthümer, das Waldeigenthum, die Weide- und Mastnutzung, die Holzbezüge, namentlich über die so schwer zu verstehende Markenverfassung und über die nicht minder schwierige Frage des Begriffs und Wesens der sogenannten Bann- und und Reichsforste. Den Beschluß macht endlich eine ebenso interessante als wichtige Untersuchung über die Waldwirthschaft im Mittelalter, bei welcher man den Fleiß und die Bedeutung des Forschers erkennt an den reichen Re¬ sultaten, die, trotz der gerade hier so dürftig fließenden Quellen, erlangt sind. Es dürfte schwer sein, in irgend einer Literatur ein Buch zu finden, welches mit ähnlicher Gründlichkeit einen scheinbar so wenig dankbaren Stoff behan¬ Dr. Grässe. delt hat. Verantwortlicher Redacteur: Dr. Haro Blum. Verlag von F. L. Herbig. — Druck von Hüthel ü, Legler in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127395/288>, abgerufen am 03.07.2024.