Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.ist bekannt, daran darf wohl erinnert werden, daß im September und Octo- ') Von deutschen Hochschulen Allerlei was da ist und was da sein sollte. Berli",
G, Reimer IKiig. ist bekannt, daran darf wohl erinnert werden, daß im September und Octo- ') Von deutschen Hochschulen Allerlei was da ist und was da sein sollte. Berli»,
G, Reimer IKiig. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0050" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192350"/> <p xml:id="ID_182" prev="#ID_181" next="#ID_183"> ist bekannt, daran darf wohl erinnert werden, daß im September und Octo-<lb/> ber 1849 in Berlin unter Vorsitz des um unsere Universitäten so hochver¬<lb/> dienten Geheimrathes Johannes Schulze Conferenzen von Deputaten der<lb/> preußischen Universitäten Statt fanden, welche eine ganze Reihe von Fragen<lb/> über die Organisation der Universitäten besprochen und begutachtet haben.<lb/> In diesen Arbeiten findet sich mancher brauchbare Reformvorschlag: daß im<lb/> Wesentlichen Alles bleibe, wie es ist, diese Voraussetzung liegt zu Grunde.<lb/> Und in der That, dies scheint uns auch die wohlbegründete Ueberzeugung zu<lb/> sein, aus welche die Erörterungen unserer hervorragendsten Gelehrten hinaus¬<lb/> kommen. In jüngster Zeit haben Döllinger und von Sybel in ihren<lb/> Rectoratsreden dieser Ueberzeugung einen sehr beredten Ausdruck verliehen:<lb/> auf die bewundernde Hochachtung, die das Ausland unserem Universitätswesen<lb/> zollt, auf die ausgesprochene Absicht, nach unseren deutschen Ideen auch im<lb/> Auslande sich richten zu wollen, dürfte mit Fug und Recht hingewiesen wer¬<lb/> den. Auch die vielgelesene, geistreiche und anmuthige Skizze, die ein anony¬<lb/> mer „Deutscher Professor" vor zwei Jahren veröffentlicht"), prägt diesen sel¬<lb/> ben Grundgedanken aus und regt durch allerlei Details zur Weiterbesprechung<lb/> einzelner Reformvorschläge an. Einen „frommen Wunsch für die preußischen<lb/> Universitäten" hat zwar Ubbelohoe in den Preußischen Jahrbüchern (Mai<lb/> 1870) niedergelegt, der aber wohl wenig Aussicht aus Erfüllung hat: von<lb/> den Provinzialständen der verschiedenen Provinzen sollten die Universitäten<lb/> abhängig sein, gewissermaßen Provinzialinstitute werden. Auch wir sehen<lb/> allerdings gewisse Gefahren der Centralisation auf wissenschaftlichem Gebiete;<lb/> jedoch können wir uns nicht vorstellen, daß auf dem von Ubbelohde empfoh¬<lb/> lenen Wege eine wirkliche Abhülfe geschaffen werde. Wir glauben, die Uni¬<lb/> versitäten sind Staatsanstalten und als solche werden und müssen sie erhalten<lb/> werden. Wenn die jüngste Gestaltung der Verhältnisse die Gefahr herauf¬<lb/> beschworen hat, einer einseitigen und parteiischen Centralisation die Universi¬<lb/> täten auszusetzen, so würde die Provinzialisirung derselben ganz unfehlbar<lb/> den Verfall in Localinteressen und engherzige Beschränktheit nach sich ziehen.<lb/> Vor den beiden Klippen wird die Universität nur dann bewahrt, wenn die<lb/> wissenschaftliche Gesammtmeinung aller zu wissenschaftlichem Urtheile Berufenen<lb/> die Controle über das Universitätswesen ausübt und in jedem einzelnen Falle<lb/> auszuüben in den Stand gesetzt wird. Wir kommen auf diesen Gedanken<lb/> zurück. Der Entwurf des preußischen Unterrichtsgesetzes, den der Minister<lb/> von Muster 1869 eingebracht, begnügt sich in dem die Universitäten be¬<lb/> treffenden Abschnitte mit einer Darstellung des gegenwärtigen Zustandes.</p><lb/> <note xml:id="FID_5" place="foot"> ') Von deutschen Hochschulen Allerlei was da ist und was da sein sollte. Berli»,<lb/> G, Reimer IKiig.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0050]
ist bekannt, daran darf wohl erinnert werden, daß im September und Octo-
ber 1849 in Berlin unter Vorsitz des um unsere Universitäten so hochver¬
dienten Geheimrathes Johannes Schulze Conferenzen von Deputaten der
preußischen Universitäten Statt fanden, welche eine ganze Reihe von Fragen
über die Organisation der Universitäten besprochen und begutachtet haben.
In diesen Arbeiten findet sich mancher brauchbare Reformvorschlag: daß im
Wesentlichen Alles bleibe, wie es ist, diese Voraussetzung liegt zu Grunde.
Und in der That, dies scheint uns auch die wohlbegründete Ueberzeugung zu
sein, aus welche die Erörterungen unserer hervorragendsten Gelehrten hinaus¬
kommen. In jüngster Zeit haben Döllinger und von Sybel in ihren
Rectoratsreden dieser Ueberzeugung einen sehr beredten Ausdruck verliehen:
auf die bewundernde Hochachtung, die das Ausland unserem Universitätswesen
zollt, auf die ausgesprochene Absicht, nach unseren deutschen Ideen auch im
Auslande sich richten zu wollen, dürfte mit Fug und Recht hingewiesen wer¬
den. Auch die vielgelesene, geistreiche und anmuthige Skizze, die ein anony¬
mer „Deutscher Professor" vor zwei Jahren veröffentlicht"), prägt diesen sel¬
ben Grundgedanken aus und regt durch allerlei Details zur Weiterbesprechung
einzelner Reformvorschläge an. Einen „frommen Wunsch für die preußischen
Universitäten" hat zwar Ubbelohoe in den Preußischen Jahrbüchern (Mai
1870) niedergelegt, der aber wohl wenig Aussicht aus Erfüllung hat: von
den Provinzialständen der verschiedenen Provinzen sollten die Universitäten
abhängig sein, gewissermaßen Provinzialinstitute werden. Auch wir sehen
allerdings gewisse Gefahren der Centralisation auf wissenschaftlichem Gebiete;
jedoch können wir uns nicht vorstellen, daß auf dem von Ubbelohde empfoh¬
lenen Wege eine wirkliche Abhülfe geschaffen werde. Wir glauben, die Uni¬
versitäten sind Staatsanstalten und als solche werden und müssen sie erhalten
werden. Wenn die jüngste Gestaltung der Verhältnisse die Gefahr herauf¬
beschworen hat, einer einseitigen und parteiischen Centralisation die Universi¬
täten auszusetzen, so würde die Provinzialisirung derselben ganz unfehlbar
den Verfall in Localinteressen und engherzige Beschränktheit nach sich ziehen.
Vor den beiden Klippen wird die Universität nur dann bewahrt, wenn die
wissenschaftliche Gesammtmeinung aller zu wissenschaftlichem Urtheile Berufenen
die Controle über das Universitätswesen ausübt und in jedem einzelnen Falle
auszuüben in den Stand gesetzt wird. Wir kommen auf diesen Gedanken
zurück. Der Entwurf des preußischen Unterrichtsgesetzes, den der Minister
von Muster 1869 eingebracht, begnügt sich in dem die Universitäten be¬
treffenden Abschnitte mit einer Darstellung des gegenwärtigen Zustandes.
') Von deutschen Hochschulen Allerlei was da ist und was da sein sollte. Berli»,
G, Reimer IKiig.
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