Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.und unabgeschreckt von Spott und Hohn ihr wunderliches Evangelium, und Die meisten Proselyten machten die Apostel der Mormonen, die nach der und unabgeschreckt von Spott und Hohn ihr wunderliches Evangelium, und Die meisten Proselyten machten die Apostel der Mormonen, die nach der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0302" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192603"/> <p xml:id="ID_1138" prev="#ID_1137"> und unabgeschreckt von Spott und Hohn ihr wunderliches Evangelium, und<lb/> alle Hebel wurden in Bewegung gesetzt, um die über die ganze Erde zerstreu¬<lb/> ten Gläubigen zur Einwanderung in das gelobte Land in den Felsengebirgen<lb/> zu bewegen. Den Wohlhabenden wurde es als ein Paradies geschildert, die<lb/> Aermeren wurden von der Präsidentschaft aus einem eigens zur Beförderung<lb/> der Zuwanderung gebildeten Fonds mit Vorschüssen unterstützt, um ihrer reli¬<lb/> giösen Pflicht genügen zu können.</p><lb/> <p xml:id="ID_1139" next="#ID_1140"> Die meisten Proselyten machten die Apostel der Mormonen, die nach der<lb/> alten Welt auszogen, in Großbritannien. Hier, wo in den letzten dreißiger<lb/> Jahren Brigham Uoung selbst gewirkt und geworben, zählte die Kirche der<lb/> Heiligen vom jüngsten Tage im Jahre 1851 nicht weniger als 30,747 Mit¬<lb/> glieder, darunter 12 Oberpriester. 176l. Aelteste und 1590 Priester, und<lb/> binnen vierzehn Jahren hatten die Missionen derselben über 50,000 Englän¬<lb/> der und Waliser auf das neue Evangelium getauft und davon fast 17,000<lb/> nach Amerika befördert. Ein zweiter starker Stützpunkt des Mormonenthums<lb/> in der Diaspora sind die Sandwichs- und die Freundschaftsinseln, und zwar<lb/> sollen sich hier gegen fünftausend Eingeborne zu dem Glauben der Latterday-<lb/> Saints bekennen. Endlich haben Dänemark und Norwegen seit dem Jahre<lb/> 1853 mehrmals große Züge ihrer Bewohner, meist Landleute, als Beitrag zur<lb/> Bevölkerung Deserets abgehen lassen, so daß sich hier gegenwärtig wohl drei-<lb/> bis viertausend dänisch redende Mormonen befinden mögen. In der Schweiz<lb/> scheinen ebenfalls einige Bekehrungen erfolgt zu^ sein, da Dixon in der<lb/> Salzseestadt eine Anzahl Schweizer traf. Ferner gibt es in Paris und<lb/> Havre schwache Gemeinden der Secte, die sich durch Vertreibung des voV<lb/> Apostel Taylor in's Französische übertragenen „Book of Mormon" und<lb/> dach die Zeitung „Etoile vu Deseret" zu vergrößern streben. Auch in Ru߬<lb/> land und in Italien erschienen im Laufe der letzten zehn Jahre Mormo-<lb/> nenprediger, dergleichen in den Ländern der Levante. Ja selbst in Indien<lb/> und China verkündeten nach der biblischen Anweisung „Schreie laut und schone<lb/> niemand" Sendlinge von Neuzion, daß das Himmelreich nahe herbeigekommen-<lb/> Doch verlautet nichts von Bekehrungen in diesen Ländern. Wenn die Führer<lb/> der Secte endlich in Deutschland Geschäfte zu machen hofften, so wurde ihnen<lb/> von löblicher Polizei das Handwerk gelegt. Busch berichtet darüber a. a. O,'<lb/> „1851 kam Taylor nach Hamburg, um dort eine Zeitung zu gründen, welche<lb/> den Titel „Zions Panier" führte, aber, nachdem vier Nummern erschienen<lb/> waren, aus Mangel an Theilnahme einging. Ihm folgte 1852 ein anderer<lb/> Sendling vom Salzsee, Daniel Caire, aber nur, um beim ersten Versuche zu<lb/> öffentlichem Auftreten aus der Stadt gewiesen zu werden. Kein besseres Re¬<lb/> sultat wurde von den im Süden und Westen sich zeigenden Mormonen er¬<lb/> reicht, und mit der im Jahre 1853 erschienenen deutschen Uebersetzung der</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0302]
und unabgeschreckt von Spott und Hohn ihr wunderliches Evangelium, und
alle Hebel wurden in Bewegung gesetzt, um die über die ganze Erde zerstreu¬
ten Gläubigen zur Einwanderung in das gelobte Land in den Felsengebirgen
zu bewegen. Den Wohlhabenden wurde es als ein Paradies geschildert, die
Aermeren wurden von der Präsidentschaft aus einem eigens zur Beförderung
der Zuwanderung gebildeten Fonds mit Vorschüssen unterstützt, um ihrer reli¬
giösen Pflicht genügen zu können.
Die meisten Proselyten machten die Apostel der Mormonen, die nach der
alten Welt auszogen, in Großbritannien. Hier, wo in den letzten dreißiger
Jahren Brigham Uoung selbst gewirkt und geworben, zählte die Kirche der
Heiligen vom jüngsten Tage im Jahre 1851 nicht weniger als 30,747 Mit¬
glieder, darunter 12 Oberpriester. 176l. Aelteste und 1590 Priester, und
binnen vierzehn Jahren hatten die Missionen derselben über 50,000 Englän¬
der und Waliser auf das neue Evangelium getauft und davon fast 17,000
nach Amerika befördert. Ein zweiter starker Stützpunkt des Mormonenthums
in der Diaspora sind die Sandwichs- und die Freundschaftsinseln, und zwar
sollen sich hier gegen fünftausend Eingeborne zu dem Glauben der Latterday-
Saints bekennen. Endlich haben Dänemark und Norwegen seit dem Jahre
1853 mehrmals große Züge ihrer Bewohner, meist Landleute, als Beitrag zur
Bevölkerung Deserets abgehen lassen, so daß sich hier gegenwärtig wohl drei-
bis viertausend dänisch redende Mormonen befinden mögen. In der Schweiz
scheinen ebenfalls einige Bekehrungen erfolgt zu^ sein, da Dixon in der
Salzseestadt eine Anzahl Schweizer traf. Ferner gibt es in Paris und
Havre schwache Gemeinden der Secte, die sich durch Vertreibung des voV
Apostel Taylor in's Französische übertragenen „Book of Mormon" und
dach die Zeitung „Etoile vu Deseret" zu vergrößern streben. Auch in Ru߬
land und in Italien erschienen im Laufe der letzten zehn Jahre Mormo-
nenprediger, dergleichen in den Ländern der Levante. Ja selbst in Indien
und China verkündeten nach der biblischen Anweisung „Schreie laut und schone
niemand" Sendlinge von Neuzion, daß das Himmelreich nahe herbeigekommen-
Doch verlautet nichts von Bekehrungen in diesen Ländern. Wenn die Führer
der Secte endlich in Deutschland Geschäfte zu machen hofften, so wurde ihnen
von löblicher Polizei das Handwerk gelegt. Busch berichtet darüber a. a. O,'
„1851 kam Taylor nach Hamburg, um dort eine Zeitung zu gründen, welche
den Titel „Zions Panier" führte, aber, nachdem vier Nummern erschienen
waren, aus Mangel an Theilnahme einging. Ihm folgte 1852 ein anderer
Sendling vom Salzsee, Daniel Caire, aber nur, um beim ersten Versuche zu
öffentlichem Auftreten aus der Stadt gewiesen zu werden. Kein besseres Re¬
sultat wurde von den im Süden und Westen sich zeigenden Mormonen er¬
reicht, und mit der im Jahre 1853 erschienenen deutschen Uebersetzung der
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