Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. II. Band.14.423.930 Thlr. Die Zahl der Postämter in den verschiedenen Stadttheilen Jerlmer Ariefe. Die Zeiten der uns Humes-mMix scheinen für uns gekommen zu sein. So wenigstens urtheilt die Menge; Einen nach dem Andern ergreift das Und gerade deßhalb ist es ein eigenes Ding um die Warnungen vor Aber außerhalb der Börse steht heute noch eine andere Industrie in voll¬ 14.423.930 Thlr. Die Zahl der Postämter in den verschiedenen Stadttheilen Jerlmer Ariefe. Die Zeiten der uns Humes-mMix scheinen für uns gekommen zu sein. So wenigstens urtheilt die Menge; Einen nach dem Andern ergreift das Und gerade deßhalb ist es ein eigenes Ding um die Warnungen vor Aber außerhalb der Börse steht heute noch eine andere Industrie in voll¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0242" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192543"/> <p xml:id="ID_913" prev="#ID_912"> 14.423.930 Thlr. Die Zahl der Postämter in den verschiedenen Stadttheilen<lb/> betrug 4l. Auf den Kopf der Bevölkerung Berlins treffen jährlich 31,S Briefe<lb/> (in ganz Preußen etwa 10.)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Jerlmer Ariefe.</head><lb/> <p xml:id="ID_914"> Die Zeiten der uns Humes-mMix scheinen für uns gekommen zu sein.<lb/> Es hat nach dem Frieden lange gedauert, ehe die Hauffe der Börse in der<lb/> Weise durchbrach, daß sie das große Publicum der kleinen Besitzer mit sich<lb/> fortriß, daß die iruri sacra. lumes sich Derer bemächtigte, welche bis dahin<lb/> Arbeit und Sparsamkeit als die Quellen des Reichthums anzusehen gewohnt<lb/> waren. Aber diese Leute sehen die Papiere steigen und immer höher steigen<lb/> — in wenigen Wochen sind zwanzig, dreißig Procent verdient und wenn<lb/> Jemand ein' paar glückliche Treffer hat, so kann er in derselben Zeit sein<lb/> vermögen verdoppelt haben. Scheint da Der nicht ein Narr zu fein, der die<lb/> goldene Fluth an sich vorüberrauschen läßt, ohne zu schöpfen?</p><lb/> <p xml:id="ID_915"> So wenigstens urtheilt die Menge; Einen nach dem Andern ergreift das<lb/> Fieber, die Börse wird von Tag zu Tage voller, in den Läden der Banquiers sitzen<lb/> früh morgens die Kunden, geduldig'auf ihre Abfertigung wartend, und des<lb/> Abends spät sieht man noch Licht ur den Comtoirs, und Chefs und Comto-<lb/> risten arbeiten — auch, wenn es nicht Ultimo ist. Nichts wäre thörichter,<lb/> als gegen die Börse als Institution etwas sagen zu wollen. Sie wird, so<lb/> wenig wie das Welfenreich, obgleich sie streng genommen diesem an Ehr¬<lb/> würdigkeit des Alters überlegen war, bis an das Ende der Dinge dauern;<lb/> in der heutigen Weltordnung aber hat sie ihre Nothwendigkeit und für das gegen¬<lb/> wärtige wirthschaftliche System ist sie nicht bloß eine sehr wichtige Schraube,<lb/> fondern vielleicht selbst der Schlußstein des ganzen Gebäudes.</p><lb/> <p xml:id="ID_916"> Und gerade deßhalb ist es ein eigenes Ding um die Warnungen vor<lb/> dem Börsenspiel. Sie finden noch hier und da einen braven Mann, der<lb/> einen guten Gehalt bezieht und eine hübsche Pension in Aussicht hat und der<lb/> sich ein solides Papier oder eine gute Hypothek in den Schrank legt, „um<lb/> ruhig schlafen zu können" und an dem alle Verlockungen der Börse scheitern.<lb/> Die abschreckenden Beispiele sind für ihn vorhanden. Aber ein unparteiischer<lb/> Beobachter wird über diese abschreckenden Beispiele noch anders denken. Es<lb/> ist wahr, von Zeit zu Zeit geht eine Katastrophe über diese Welt des Geldes<lb/> hin, dann stürzen die neuen Vermögen (und auch manches alte) zusammen<lb/> wie die Kartenhäuser, aber im Großen und Ganzen ist, in England seit der<lb/> großen Revolution, auf dem Continent wenigstens seit 1815, die Ansamm¬<lb/> lung des Capitals immer rascher und rascher, in immer größerem Maßstabe<lb/> vor sich gegangen, die Hauffe — im weitesten Sinne des Wortes — ist die<lb/> vorherrschende Richtung gewesen, unterbrochen nur durch verhältnißmäßig kurze<lb/> Krisen, welche gleich Gewittern die Spannung der Atmosphäre milderten, und<lb/> — unter den Spielern — ist die Zahl der Gewinnenden ungeheuer viel<lb/> größer gewesen, als die der Verlierenden.</p><lb/> <p xml:id="ID_917" next="#ID_918"> Aber außerhalb der Börse steht heute noch eine andere Industrie in voll¬<lb/> ster Blüthe: die der Gründungen. Wo irgend ein Unternehmen so weit ge-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0242]
14.423.930 Thlr. Die Zahl der Postämter in den verschiedenen Stadttheilen
betrug 4l. Auf den Kopf der Bevölkerung Berlins treffen jährlich 31,S Briefe
(in ganz Preußen etwa 10.)
Jerlmer Ariefe.
Die Zeiten der uns Humes-mMix scheinen für uns gekommen zu sein.
Es hat nach dem Frieden lange gedauert, ehe die Hauffe der Börse in der
Weise durchbrach, daß sie das große Publicum der kleinen Besitzer mit sich
fortriß, daß die iruri sacra. lumes sich Derer bemächtigte, welche bis dahin
Arbeit und Sparsamkeit als die Quellen des Reichthums anzusehen gewohnt
waren. Aber diese Leute sehen die Papiere steigen und immer höher steigen
— in wenigen Wochen sind zwanzig, dreißig Procent verdient und wenn
Jemand ein' paar glückliche Treffer hat, so kann er in derselben Zeit sein
vermögen verdoppelt haben. Scheint da Der nicht ein Narr zu fein, der die
goldene Fluth an sich vorüberrauschen läßt, ohne zu schöpfen?
So wenigstens urtheilt die Menge; Einen nach dem Andern ergreift das
Fieber, die Börse wird von Tag zu Tage voller, in den Läden der Banquiers sitzen
früh morgens die Kunden, geduldig'auf ihre Abfertigung wartend, und des
Abends spät sieht man noch Licht ur den Comtoirs, und Chefs und Comto-
risten arbeiten — auch, wenn es nicht Ultimo ist. Nichts wäre thörichter,
als gegen die Börse als Institution etwas sagen zu wollen. Sie wird, so
wenig wie das Welfenreich, obgleich sie streng genommen diesem an Ehr¬
würdigkeit des Alters überlegen war, bis an das Ende der Dinge dauern;
in der heutigen Weltordnung aber hat sie ihre Nothwendigkeit und für das gegen¬
wärtige wirthschaftliche System ist sie nicht bloß eine sehr wichtige Schraube,
fondern vielleicht selbst der Schlußstein des ganzen Gebäudes.
Und gerade deßhalb ist es ein eigenes Ding um die Warnungen vor
dem Börsenspiel. Sie finden noch hier und da einen braven Mann, der
einen guten Gehalt bezieht und eine hübsche Pension in Aussicht hat und der
sich ein solides Papier oder eine gute Hypothek in den Schrank legt, „um
ruhig schlafen zu können" und an dem alle Verlockungen der Börse scheitern.
Die abschreckenden Beispiele sind für ihn vorhanden. Aber ein unparteiischer
Beobachter wird über diese abschreckenden Beispiele noch anders denken. Es
ist wahr, von Zeit zu Zeit geht eine Katastrophe über diese Welt des Geldes
hin, dann stürzen die neuen Vermögen (und auch manches alte) zusammen
wie die Kartenhäuser, aber im Großen und Ganzen ist, in England seit der
großen Revolution, auf dem Continent wenigstens seit 1815, die Ansamm¬
lung des Capitals immer rascher und rascher, in immer größerem Maßstabe
vor sich gegangen, die Hauffe — im weitesten Sinne des Wortes — ist die
vorherrschende Richtung gewesen, unterbrochen nur durch verhältnißmäßig kurze
Krisen, welche gleich Gewittern die Spannung der Atmosphäre milderten, und
— unter den Spielern — ist die Zahl der Gewinnenden ungeheuer viel
größer gewesen, als die der Verlierenden.
Aber außerhalb der Börse steht heute noch eine andere Industrie in voll¬
ster Blüthe: die der Gründungen. Wo irgend ein Unternehmen so weit ge-
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