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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. I. Band.

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der ist von schwarzen Pilasterchen flankirt, während der Grund des Reliefs
blau, die Figuren, wie es scheint, röthlich, mit goldnem Schmuck und
Haaren, bemalt waren. Diese Engel, bald einzeln, bald zu zweien, mit
allen möglichen Arten von Instrumenten, sind voller Naivetät und Anmuth,
wenn auch nicht ohne Manier. Wenn der Künstler auch nothwendigerweise
die musicirenden Kinder des Luca della Robbia gesehen haben mußte, so läßt
sich in ihren lieblichen Köpfen doch eher ein Einfluß des Verrocchio, in ihren
manierirt geschweiften und gewellten Falten ein solcher des Sandro BoticM
oder Pollajuolo wiedererkennen. Die Behandlung des Relieffrieses über den
Thüren dagegen, das in fünf Abtheilungen figurenreiche Scenen aus dem
Leben des Heiligen vorführt, weist mit Bestimmtheit auf den Stil des Bene-
detto da Majano, so wie theilweise wieder des Pollajuolo hin. Benedetto's
Einfluß läßt sich in dem Streben nach lebendiger und zugleich möglichst archi¬
tektonischer Composition, in der scharfen Betonung der charakteristischen Um¬
risse und Schattenpartien, sowie in der liebevoll zierlichen Zeichnung erkennen.
Pollojuolo's Einfluß tritt dagegen wieder in den Gewändern, sowie in den
ebenso manierirt geschwungenen Flammen und Schellen hervor. Auch Dona-
tello's leidenschaftliche Energie des Ausdrucks scheint dem Künstler vorgeschwebt
zu haben, wenn er sie auch nur äußerlich erreichte. -- Auch diese Reliefs,
ebenso wie die Ranken und Fruchtschnüre, die um die Thüren herumlaufen,
waren früher ohne Zweifel bemalt, wie ja denn auch die Lünette, die aus
glasirter Terracotta besteht, noch ihren Farbenschmuck trägt. Auch hier ist
der Grund blau, während die Figuren, deren Glasur verdorben, roth gewesen
zu sein scheinen. -- Die Nischen außen sind schließlich von rothen Säulchen
flankirt, ganz ähnlich wie die am Sarg des Andrea Baglioni im Dom;
ebenso stimmen die Gewänder der Figuren hier mit dem Gewand der Todten-
figur auf jenem Grab überein.

Ein weiteres Werk des Agostino d'Antonio ti Guccio befindet sich in
S. Domenico zu Perugia, nämlich ein Altar in der vierten Capelle rechts,
der urkundlich im Jahre 14S9 von ihm hergestellt wurde. Das ganze Motiv
ist ähnlich wie das der Fassade von S. Benardino, Derselbe ist durchaus
polychrom behandelt, und zwar sind daran Frescomalerei, Stuck, Ter¬
racotta- und Marmorsculptur zu einem Ganzen zusammen componirt.
Eine rundbogige Flachnische, mit späteren Fresken und Inschriften ausgefüllt,
wird von je zwei Rundnischen über einander, mit ornamentirter Marmor-
pilastern und Muschelwölbung, flankirt. In diesen Nischen befinden sich be¬
malte oder bemalt gewesene Figuren, die untern von Terracotta, die obern
von Marmor, mit anmuthigen Köpfen, aber manierirten Gewändern. Die
Zwickel zwischen den obern Nischen und dem Bogen sind von Medaillons
mit Prophetenköpfen ausgefüllt. Darüber zieht sich ein blaues Fries mit


der ist von schwarzen Pilasterchen flankirt, während der Grund des Reliefs
blau, die Figuren, wie es scheint, röthlich, mit goldnem Schmuck und
Haaren, bemalt waren. Diese Engel, bald einzeln, bald zu zweien, mit
allen möglichen Arten von Instrumenten, sind voller Naivetät und Anmuth,
wenn auch nicht ohne Manier. Wenn der Künstler auch nothwendigerweise
die musicirenden Kinder des Luca della Robbia gesehen haben mußte, so läßt
sich in ihren lieblichen Köpfen doch eher ein Einfluß des Verrocchio, in ihren
manierirt geschweiften und gewellten Falten ein solcher des Sandro BoticM
oder Pollajuolo wiedererkennen. Die Behandlung des Relieffrieses über den
Thüren dagegen, das in fünf Abtheilungen figurenreiche Scenen aus dem
Leben des Heiligen vorführt, weist mit Bestimmtheit auf den Stil des Bene-
detto da Majano, so wie theilweise wieder des Pollajuolo hin. Benedetto's
Einfluß läßt sich in dem Streben nach lebendiger und zugleich möglichst archi¬
tektonischer Composition, in der scharfen Betonung der charakteristischen Um¬
risse und Schattenpartien, sowie in der liebevoll zierlichen Zeichnung erkennen.
Pollojuolo's Einfluß tritt dagegen wieder in den Gewändern, sowie in den
ebenso manierirt geschwungenen Flammen und Schellen hervor. Auch Dona-
tello's leidenschaftliche Energie des Ausdrucks scheint dem Künstler vorgeschwebt
zu haben, wenn er sie auch nur äußerlich erreichte. — Auch diese Reliefs,
ebenso wie die Ranken und Fruchtschnüre, die um die Thüren herumlaufen,
waren früher ohne Zweifel bemalt, wie ja denn auch die Lünette, die aus
glasirter Terracotta besteht, noch ihren Farbenschmuck trägt. Auch hier ist
der Grund blau, während die Figuren, deren Glasur verdorben, roth gewesen
zu sein scheinen. — Die Nischen außen sind schließlich von rothen Säulchen
flankirt, ganz ähnlich wie die am Sarg des Andrea Baglioni im Dom;
ebenso stimmen die Gewänder der Figuren hier mit dem Gewand der Todten-
figur auf jenem Grab überein.

Ein weiteres Werk des Agostino d'Antonio ti Guccio befindet sich in
S. Domenico zu Perugia, nämlich ein Altar in der vierten Capelle rechts,
der urkundlich im Jahre 14S9 von ihm hergestellt wurde. Das ganze Motiv
ist ähnlich wie das der Fassade von S. Benardino, Derselbe ist durchaus
polychrom behandelt, und zwar sind daran Frescomalerei, Stuck, Ter¬
racotta- und Marmorsculptur zu einem Ganzen zusammen componirt.
Eine rundbogige Flachnische, mit späteren Fresken und Inschriften ausgefüllt,
wird von je zwei Rundnischen über einander, mit ornamentirter Marmor-
pilastern und Muschelwölbung, flankirt. In diesen Nischen befinden sich be¬
malte oder bemalt gewesene Figuren, die untern von Terracotta, die obern
von Marmor, mit anmuthigen Köpfen, aber manierirten Gewändern. Die
Zwickel zwischen den obern Nischen und dem Bogen sind von Medaillons
mit Prophetenköpfen ausgefüllt. Darüber zieht sich ein blaues Fries mit


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[0346] der ist von schwarzen Pilasterchen flankirt, während der Grund des Reliefs blau, die Figuren, wie es scheint, röthlich, mit goldnem Schmuck und Haaren, bemalt waren. Diese Engel, bald einzeln, bald zu zweien, mit allen möglichen Arten von Instrumenten, sind voller Naivetät und Anmuth, wenn auch nicht ohne Manier. Wenn der Künstler auch nothwendigerweise die musicirenden Kinder des Luca della Robbia gesehen haben mußte, so läßt sich in ihren lieblichen Köpfen doch eher ein Einfluß des Verrocchio, in ihren manierirt geschweiften und gewellten Falten ein solcher des Sandro BoticM oder Pollajuolo wiedererkennen. Die Behandlung des Relieffrieses über den Thüren dagegen, das in fünf Abtheilungen figurenreiche Scenen aus dem Leben des Heiligen vorführt, weist mit Bestimmtheit auf den Stil des Bene- detto da Majano, so wie theilweise wieder des Pollajuolo hin. Benedetto's Einfluß läßt sich in dem Streben nach lebendiger und zugleich möglichst archi¬ tektonischer Composition, in der scharfen Betonung der charakteristischen Um¬ risse und Schattenpartien, sowie in der liebevoll zierlichen Zeichnung erkennen. Pollojuolo's Einfluß tritt dagegen wieder in den Gewändern, sowie in den ebenso manierirt geschwungenen Flammen und Schellen hervor. Auch Dona- tello's leidenschaftliche Energie des Ausdrucks scheint dem Künstler vorgeschwebt zu haben, wenn er sie auch nur äußerlich erreichte. — Auch diese Reliefs, ebenso wie die Ranken und Fruchtschnüre, die um die Thüren herumlaufen, waren früher ohne Zweifel bemalt, wie ja denn auch die Lünette, die aus glasirter Terracotta besteht, noch ihren Farbenschmuck trägt. Auch hier ist der Grund blau, während die Figuren, deren Glasur verdorben, roth gewesen zu sein scheinen. — Die Nischen außen sind schließlich von rothen Säulchen flankirt, ganz ähnlich wie die am Sarg des Andrea Baglioni im Dom; ebenso stimmen die Gewänder der Figuren hier mit dem Gewand der Todten- figur auf jenem Grab überein. Ein weiteres Werk des Agostino d'Antonio ti Guccio befindet sich in S. Domenico zu Perugia, nämlich ein Altar in der vierten Capelle rechts, der urkundlich im Jahre 14S9 von ihm hergestellt wurde. Das ganze Motiv ist ähnlich wie das der Fassade von S. Benardino, Derselbe ist durchaus polychrom behandelt, und zwar sind daran Frescomalerei, Stuck, Ter¬ racotta- und Marmorsculptur zu einem Ganzen zusammen componirt. Eine rundbogige Flachnische, mit späteren Fresken und Inschriften ausgefüllt, wird von je zwei Rundnischen über einander, mit ornamentirter Marmor- pilastern und Muschelwölbung, flankirt. In diesen Nischen befinden sich be¬ malte oder bemalt gewesene Figuren, die untern von Terracotta, die obern von Marmor, mit anmuthigen Köpfen, aber manierirten Gewändern. Die Zwickel zwischen den obern Nischen und dem Bogen sind von Medaillons mit Prophetenköpfen ausgefüllt. Darüber zieht sich ein blaues Fries mit

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_126315/346>, abgerufen am 25.07.2024.