Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Clavierheroen selbst unter die Arrangeurs gegangen sind? Die Edition Pe¬
ters, die Handlungen von Andre, Cranz, Holle, Kistner, Litolff. Schlesinger,
Schott, Simrock haben vortreffliche Arrangements veröffentlicht; eine hervor¬
ragende Stelle nehmen auch auf dem Gebiete der so sehr gesuchten, begehrten
und sonderbarer Weise so wenig durch Originalcompositionen vertretenen vier¬
händigen Claviermusik die rothbärtigen Ausgaben von Breitkopf und Härtel
ein. Die Urtheile der verschiedenen Klavierspieler über die verschiedenen Arran¬
gements werden sehr verschieden lauten, je nachdem die Arrangements voll¬
griffiger, spielbarer und den Eigenthümlichkeiten des Piano so angepaßt er¬
scheinen, daß sie die Bearbeitung vergessen lassen und sich wie ein Original
spielen, und je nachdem die Spieler in ihrer Kunst mehr oder weniger voran¬
geschritten, eine mehr oder minder ausgebildete Technik sich angeeignet haben.
Die zarte Fürsorge unserer Verleger für das claviertractirende Publicum hat
alle Stufengrade der Fähigkeiten desselben möglichst berücksichtigt, doch fehlt
noch ein vierhändiges Arrangement der Beethoven'schen Sinfonien für Kinder
unter sechs Jahren, welchem dringenden Mangel doch ja baldigst abgeholfen
werden möge.

Wir sind nun bei einem Unternehmen angelangt, das sich selbst zur
"Hausmusik" stempelt und das auch in Wahrheit diese Bezeichnung vor¬
zugsweise verdient. In VII Serien erscheint bei F. E. C. Leuckart in Leipzig
eine "Sammlung klassischer Instrumental-Werke von Mozart,
Beethoven und Schubert in vierhändigen Arrangements", die in ihrer Art
einzig und vorzüglich genannt werden darf und sich für den Hausgebrauch
angelegentlichst empfiehlt. Mit Ausnahme der von C. Hübschmann bearbeiteten
Serie V rühren alle Transscriptionen von Hugo Ulrich, einem ebenso fleißi¬
gen als tüchtigen Künstler, als Arrangeur vorzugsweise renommirt, her. Die
erste Serie (25 Nummern) enthält in 22 Lieferungen Mozart's sämmtliche
Clavierconcerte, Clavierquartette und das Clavierquintett. Die zweite Serie
(7 Lieferungen) Beethoven's sämmtliche Clavierconcerte, die dritte (7 Nummern
in 6 Lieferungen) dessen Molintrio's, die vierte (7 Lieferungen) dessen Clavier-
trio's, die siebente dessen Molinquartette. Serie V und VI bringt Schubert's
Quartette (6 Nummern in 6 Lieferungen), Quintette und das Octett (3 Lie¬
ferungen). Welcher Schatz köstlicher Musikwerke findet sich also in dieser
schönen Sammlung vereinigt! Die Bearbeitungen sind in jeder Hinsicht
meisterhaft, treu, von edler Klangwirkung und bequemer Spielbarkeit; die
Ausstattung ist schön, solid und elegant; der Preis ein sehr billiger. Nach
jeder Richtung hin empfiehlt sich demnach diese treffliche Auswahl den Fa¬
milienkreisen. Sie ist im vollsten Sinn des Wortes was sie sein will und
soll: Hausmusik.




Clavierheroen selbst unter die Arrangeurs gegangen sind? Die Edition Pe¬
ters, die Handlungen von Andre, Cranz, Holle, Kistner, Litolff. Schlesinger,
Schott, Simrock haben vortreffliche Arrangements veröffentlicht; eine hervor¬
ragende Stelle nehmen auch auf dem Gebiete der so sehr gesuchten, begehrten
und sonderbarer Weise so wenig durch Originalcompositionen vertretenen vier¬
händigen Claviermusik die rothbärtigen Ausgaben von Breitkopf und Härtel
ein. Die Urtheile der verschiedenen Klavierspieler über die verschiedenen Arran¬
gements werden sehr verschieden lauten, je nachdem die Arrangements voll¬
griffiger, spielbarer und den Eigenthümlichkeiten des Piano so angepaßt er¬
scheinen, daß sie die Bearbeitung vergessen lassen und sich wie ein Original
spielen, und je nachdem die Spieler in ihrer Kunst mehr oder weniger voran¬
geschritten, eine mehr oder minder ausgebildete Technik sich angeeignet haben.
Die zarte Fürsorge unserer Verleger für das claviertractirende Publicum hat
alle Stufengrade der Fähigkeiten desselben möglichst berücksichtigt, doch fehlt
noch ein vierhändiges Arrangement der Beethoven'schen Sinfonien für Kinder
unter sechs Jahren, welchem dringenden Mangel doch ja baldigst abgeholfen
werden möge.

Wir sind nun bei einem Unternehmen angelangt, das sich selbst zur
„Hausmusik" stempelt und das auch in Wahrheit diese Bezeichnung vor¬
zugsweise verdient. In VII Serien erscheint bei F. E. C. Leuckart in Leipzig
eine „Sammlung klassischer Instrumental-Werke von Mozart,
Beethoven und Schubert in vierhändigen Arrangements", die in ihrer Art
einzig und vorzüglich genannt werden darf und sich für den Hausgebrauch
angelegentlichst empfiehlt. Mit Ausnahme der von C. Hübschmann bearbeiteten
Serie V rühren alle Transscriptionen von Hugo Ulrich, einem ebenso fleißi¬
gen als tüchtigen Künstler, als Arrangeur vorzugsweise renommirt, her. Die
erste Serie (25 Nummern) enthält in 22 Lieferungen Mozart's sämmtliche
Clavierconcerte, Clavierquartette und das Clavierquintett. Die zweite Serie
(7 Lieferungen) Beethoven's sämmtliche Clavierconcerte, die dritte (7 Nummern
in 6 Lieferungen) dessen Molintrio's, die vierte (7 Lieferungen) dessen Clavier-
trio's, die siebente dessen Molinquartette. Serie V und VI bringt Schubert's
Quartette (6 Nummern in 6 Lieferungen), Quintette und das Octett (3 Lie¬
ferungen). Welcher Schatz köstlicher Musikwerke findet sich also in dieser
schönen Sammlung vereinigt! Die Bearbeitungen sind in jeder Hinsicht
meisterhaft, treu, von edler Klangwirkung und bequemer Spielbarkeit; die
Ausstattung ist schön, solid und elegant; der Preis ein sehr billiger. Nach
jeder Richtung hin empfiehlt sich demnach diese treffliche Auswahl den Fa¬
milienkreisen. Sie ist im vollsten Sinn des Wortes was sie sein will und
soll: Hausmusik.




<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0527" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/126309"/>
          <p xml:id="ID_1626" prev="#ID_1625"> Clavierheroen selbst unter die Arrangeurs gegangen sind? Die Edition Pe¬<lb/>
ters, die Handlungen von Andre, Cranz, Holle, Kistner, Litolff. Schlesinger,<lb/>
Schott, Simrock haben vortreffliche Arrangements veröffentlicht; eine hervor¬<lb/>
ragende Stelle nehmen auch auf dem Gebiete der so sehr gesuchten, begehrten<lb/>
und sonderbarer Weise so wenig durch Originalcompositionen vertretenen vier¬<lb/>
händigen Claviermusik die rothbärtigen Ausgaben von Breitkopf und Härtel<lb/>
ein. Die Urtheile der verschiedenen Klavierspieler über die verschiedenen Arran¬<lb/>
gements werden sehr verschieden lauten, je nachdem die Arrangements voll¬<lb/>
griffiger, spielbarer und den Eigenthümlichkeiten des Piano so angepaßt er¬<lb/>
scheinen, daß sie die Bearbeitung vergessen lassen und sich wie ein Original<lb/>
spielen, und je nachdem die Spieler in ihrer Kunst mehr oder weniger voran¬<lb/>
geschritten, eine mehr oder minder ausgebildete Technik sich angeeignet haben.<lb/>
Die zarte Fürsorge unserer Verleger für das claviertractirende Publicum hat<lb/>
alle Stufengrade der Fähigkeiten desselben möglichst berücksichtigt, doch fehlt<lb/>
noch ein vierhändiges Arrangement der Beethoven'schen Sinfonien für Kinder<lb/>
unter sechs Jahren, welchem dringenden Mangel doch ja baldigst abgeholfen<lb/>
werden möge.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1627"> Wir sind nun bei einem Unternehmen angelangt, das sich selbst zur<lb/>
&#x201E;Hausmusik" stempelt und das auch in Wahrheit diese Bezeichnung vor¬<lb/>
zugsweise verdient. In VII Serien erscheint bei F. E. C. Leuckart in Leipzig<lb/>
eine &#x201E;Sammlung klassischer Instrumental-Werke von Mozart,<lb/>
Beethoven und Schubert in vierhändigen Arrangements", die in ihrer Art<lb/>
einzig und vorzüglich genannt werden darf und sich für den Hausgebrauch<lb/>
angelegentlichst empfiehlt. Mit Ausnahme der von C. Hübschmann bearbeiteten<lb/>
Serie V rühren alle Transscriptionen von Hugo Ulrich, einem ebenso fleißi¬<lb/>
gen als tüchtigen Künstler, als Arrangeur vorzugsweise renommirt, her. Die<lb/>
erste Serie (25 Nummern) enthält in 22 Lieferungen Mozart's sämmtliche<lb/>
Clavierconcerte, Clavierquartette und das Clavierquintett. Die zweite Serie<lb/>
(7 Lieferungen) Beethoven's sämmtliche Clavierconcerte, die dritte (7 Nummern<lb/>
in 6 Lieferungen) dessen Molintrio's, die vierte (7 Lieferungen) dessen Clavier-<lb/>
trio's, die siebente dessen Molinquartette. Serie V und VI bringt Schubert's<lb/>
Quartette (6 Nummern in 6 Lieferungen), Quintette und das Octett (3 Lie¬<lb/>
ferungen). Welcher Schatz köstlicher Musikwerke findet sich also in dieser<lb/>
schönen Sammlung vereinigt! Die Bearbeitungen sind in jeder Hinsicht<lb/>
meisterhaft, treu, von edler Klangwirkung und bequemer Spielbarkeit; die<lb/>
Ausstattung ist schön, solid und elegant; der Preis ein sehr billiger. Nach<lb/>
jeder Richtung hin empfiehlt sich demnach diese treffliche Auswahl den Fa¬<lb/>
milienkreisen. Sie ist im vollsten Sinn des Wortes was sie sein will und<lb/>
soll: Hausmusik.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0527] Clavierheroen selbst unter die Arrangeurs gegangen sind? Die Edition Pe¬ ters, die Handlungen von Andre, Cranz, Holle, Kistner, Litolff. Schlesinger, Schott, Simrock haben vortreffliche Arrangements veröffentlicht; eine hervor¬ ragende Stelle nehmen auch auf dem Gebiete der so sehr gesuchten, begehrten und sonderbarer Weise so wenig durch Originalcompositionen vertretenen vier¬ händigen Claviermusik die rothbärtigen Ausgaben von Breitkopf und Härtel ein. Die Urtheile der verschiedenen Klavierspieler über die verschiedenen Arran¬ gements werden sehr verschieden lauten, je nachdem die Arrangements voll¬ griffiger, spielbarer und den Eigenthümlichkeiten des Piano so angepaßt er¬ scheinen, daß sie die Bearbeitung vergessen lassen und sich wie ein Original spielen, und je nachdem die Spieler in ihrer Kunst mehr oder weniger voran¬ geschritten, eine mehr oder minder ausgebildete Technik sich angeeignet haben. Die zarte Fürsorge unserer Verleger für das claviertractirende Publicum hat alle Stufengrade der Fähigkeiten desselben möglichst berücksichtigt, doch fehlt noch ein vierhändiges Arrangement der Beethoven'schen Sinfonien für Kinder unter sechs Jahren, welchem dringenden Mangel doch ja baldigst abgeholfen werden möge. Wir sind nun bei einem Unternehmen angelangt, das sich selbst zur „Hausmusik" stempelt und das auch in Wahrheit diese Bezeichnung vor¬ zugsweise verdient. In VII Serien erscheint bei F. E. C. Leuckart in Leipzig eine „Sammlung klassischer Instrumental-Werke von Mozart, Beethoven und Schubert in vierhändigen Arrangements", die in ihrer Art einzig und vorzüglich genannt werden darf und sich für den Hausgebrauch angelegentlichst empfiehlt. Mit Ausnahme der von C. Hübschmann bearbeiteten Serie V rühren alle Transscriptionen von Hugo Ulrich, einem ebenso fleißi¬ gen als tüchtigen Künstler, als Arrangeur vorzugsweise renommirt, her. Die erste Serie (25 Nummern) enthält in 22 Lieferungen Mozart's sämmtliche Clavierconcerte, Clavierquartette und das Clavierquintett. Die zweite Serie (7 Lieferungen) Beethoven's sämmtliche Clavierconcerte, die dritte (7 Nummern in 6 Lieferungen) dessen Molintrio's, die vierte (7 Lieferungen) dessen Clavier- trio's, die siebente dessen Molinquartette. Serie V und VI bringt Schubert's Quartette (6 Nummern in 6 Lieferungen), Quintette und das Octett (3 Lie¬ ferungen). Welcher Schatz köstlicher Musikwerke findet sich also in dieser schönen Sammlung vereinigt! Die Bearbeitungen sind in jeder Hinsicht meisterhaft, treu, von edler Klangwirkung und bequemer Spielbarkeit; die Ausstattung ist schön, solid und elegant; der Preis ein sehr billiger. Nach jeder Richtung hin empfiehlt sich demnach diese treffliche Auswahl den Fa¬ milienkreisen. Sie ist im vollsten Sinn des Wortes was sie sein will und soll: Hausmusik.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_125781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_125781/527
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_125781/527>, abgerufen am 21.10.2024.