Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band.lichen Spitzbögen maurischer Form. Dies erklärt sich wohl daraus, daß An dem Gebäude befindet sich eine der ältesten Uhren, von 1632, welche Doch wir müssen uns losreißen und schnell übergehen zu einer der lichen Spitzbögen maurischer Form. Dies erklärt sich wohl daraus, daß An dem Gebäude befindet sich eine der ältesten Uhren, von 1632, welche Doch wir müssen uns losreißen und schnell übergehen zu einer der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0372" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/126154"/> <p xml:id="ID_1160" prev="#ID_1159"> lichen Spitzbögen maurischer Form. Dies erklärt sich wohl daraus, daß<lb/> Niccolo vorher am Dom wie an jener Loggia beschäftigt war. Zu unter¬<lb/> suchen, wie diese Formen dorthin gelangten, würde hier zu weit führen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1161"> An dem Gebäude befindet sich eine der ältesten Uhren, von 1632, welche<lb/> den Mondwechsel anzeigt und ein Werk des Felice da Fosfato ist. Das<lb/> Gebäude dient der Brüderschaft der Misericordia als Sitz, außerdem dem<lb/> Gericht, der Waisenbehörde und der Pfandleihe, welche 1800 von den Fran¬<lb/> zosen geplündert wurde. Endlich befindet sich im obern Stockwerk ein Na-<lb/> turaliencabinet,'eine Bibliothek und ein kunstarchäologisches Museum. Unter<lb/> den daselbst befindlichen etruskischen Alterthümern sind hervorzuheben: vier<lb/> schöne rothfigurige Vasen, welche erst vor einigen Jahren gefunden wurden.<lb/> Besonders schön ist auf einer derselben die Darstellung Apollo's auf seinem<lb/> Wagen, und Aurora's. Sehr eigenthümlich und echtetruskisch ist ein vier¬<lb/> eckiger Thonnapf mit 12 Hähnen zum Wasserabzapfen. Interessant durch<lb/> den etruskischen Typus, wie er sich noch heute auf dem Lande in Toskana<lb/> findet, ist ferner eine Büste. Außerdem befinden sich daselbst mehrexe gute<lb/> Broncesachen: der Kopf eines Steinbocks, ein Panther mit einer Chimäre,<lb/> mehrere prächtige Faunen, sitzend und springend, mehrere Candelaber. —<lb/> Von Farzore die Spinells Aretino befindet sich daselbst eine höchst interessante<lb/> Urne für die Asche der Märtyrer Laurentinus und Pergentinus, worauf in<lb/> vier vergoldeten Reliefs deren Leiden dargestellt sind. Ebenso ist ein Bronce-<lb/> teller mit ciselirten Kriegsscenen aus dem 15. Jahrhundert hervorzuheben.<lb/> Von Bandielli ist eine reizende marmorne Brunnenfigur, ein Knabe mit einer<lb/> Maske, zu erwähnen. Aeußerst werthvoll ist endlich eine Sammlung von<lb/> 260 der schönsten italienischen Fayencegeschirre daselbst, deren genaue Besich¬<lb/> tigung ein eignes, langwieriges Studium erfordern würde.</p><lb/> <p xml:id="ID_1162" next="#ID_1163"> Doch wir müssen uns losreißen und schnell übergehen zu einer der<lb/> Hauptsehenswürdigkeiten von Arezzo. Ueber dem linken Seitenportal der<lb/> Kathedrale befindet sich eine Terracottagruppe der Madonna mit dem Kind<lb/> und zwei Heiligen, die ebenfalls ein Werk des Niccolo von Arezzo sein soll,<lb/> aber jedenfalls seiner älteren Manier angehört, da sie noch fast ganz in Or-<lb/> cagnaö Stile gehalten ist. Ebenso sollen die zwei Sandstein-Statuen an der<lb/> Fassade nach Vasari von Niccolo ti Arezzo sein. Während die obere ganz<lb/> verwittert ist, und nur noch eine schmachtende Stellung erkennen läßt, so ist<lb/> die untere Statue des S. Lucas, in einer eigenthümlich gothischen Nische mit<lb/> vier starken Rippen, zwar auch sehr beschädigt, läßt aber doch in der Gewan¬<lb/> dung ein die nahe Renaissance ankündigendes Naturstudium, sowie viel Aus¬<lb/> druck und Leben in der ganzen Haltung erkennen. Die Kirche soll nach Va¬<lb/> sari im Jahre 1218 von Jacopo Tedesco von Grund auf restaurirt, 1276<lb/> von Margaritone weitergebaut worden sein. Im Innern ist sie gothisch und</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0372]
lichen Spitzbögen maurischer Form. Dies erklärt sich wohl daraus, daß
Niccolo vorher am Dom wie an jener Loggia beschäftigt war. Zu unter¬
suchen, wie diese Formen dorthin gelangten, würde hier zu weit führen.
An dem Gebäude befindet sich eine der ältesten Uhren, von 1632, welche
den Mondwechsel anzeigt und ein Werk des Felice da Fosfato ist. Das
Gebäude dient der Brüderschaft der Misericordia als Sitz, außerdem dem
Gericht, der Waisenbehörde und der Pfandleihe, welche 1800 von den Fran¬
zosen geplündert wurde. Endlich befindet sich im obern Stockwerk ein Na-
turaliencabinet,'eine Bibliothek und ein kunstarchäologisches Museum. Unter
den daselbst befindlichen etruskischen Alterthümern sind hervorzuheben: vier
schöne rothfigurige Vasen, welche erst vor einigen Jahren gefunden wurden.
Besonders schön ist auf einer derselben die Darstellung Apollo's auf seinem
Wagen, und Aurora's. Sehr eigenthümlich und echtetruskisch ist ein vier¬
eckiger Thonnapf mit 12 Hähnen zum Wasserabzapfen. Interessant durch
den etruskischen Typus, wie er sich noch heute auf dem Lande in Toskana
findet, ist ferner eine Büste. Außerdem befinden sich daselbst mehrexe gute
Broncesachen: der Kopf eines Steinbocks, ein Panther mit einer Chimäre,
mehrere prächtige Faunen, sitzend und springend, mehrere Candelaber. —
Von Farzore die Spinells Aretino befindet sich daselbst eine höchst interessante
Urne für die Asche der Märtyrer Laurentinus und Pergentinus, worauf in
vier vergoldeten Reliefs deren Leiden dargestellt sind. Ebenso ist ein Bronce-
teller mit ciselirten Kriegsscenen aus dem 15. Jahrhundert hervorzuheben.
Von Bandielli ist eine reizende marmorne Brunnenfigur, ein Knabe mit einer
Maske, zu erwähnen. Aeußerst werthvoll ist endlich eine Sammlung von
260 der schönsten italienischen Fayencegeschirre daselbst, deren genaue Besich¬
tigung ein eignes, langwieriges Studium erfordern würde.
Doch wir müssen uns losreißen und schnell übergehen zu einer der
Hauptsehenswürdigkeiten von Arezzo. Ueber dem linken Seitenportal der
Kathedrale befindet sich eine Terracottagruppe der Madonna mit dem Kind
und zwei Heiligen, die ebenfalls ein Werk des Niccolo von Arezzo sein soll,
aber jedenfalls seiner älteren Manier angehört, da sie noch fast ganz in Or-
cagnaö Stile gehalten ist. Ebenso sollen die zwei Sandstein-Statuen an der
Fassade nach Vasari von Niccolo ti Arezzo sein. Während die obere ganz
verwittert ist, und nur noch eine schmachtende Stellung erkennen läßt, so ist
die untere Statue des S. Lucas, in einer eigenthümlich gothischen Nische mit
vier starken Rippen, zwar auch sehr beschädigt, läßt aber doch in der Gewan¬
dung ein die nahe Renaissance ankündigendes Naturstudium, sowie viel Aus¬
druck und Leben in der ganzen Haltung erkennen. Die Kirche soll nach Va¬
sari im Jahre 1218 von Jacopo Tedesco von Grund auf restaurirt, 1276
von Margaritone weitergebaut worden sein. Im Innern ist sie gothisch und
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