Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. I. Band.Paton ist eine Sängerin vom allerersten Range, die die Rezia göttlich singen Paton ist eine Sängerin vom allerersten Range, die die Rezia göttlich singen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0507" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/125751"/> <p xml:id="ID_1666" prev="#ID_1665" next="#ID_1667"> Paton ist eine Sängerin vom allerersten Range, die die Rezia göttlich singen<lb/> wird; Braham desgl., aber in ganz anderer Art. Dann sind noch andere<lb/> sehr gute Tenoristen da, und ich begreife nicht, was die Leute Uebles dem<lb/> englischen Gesänge nachsagen. Die Sänger haben vollkommen gute italienische<lb/> Schule, schöne Stimmen und Ausdruck. Das Orchester ist nicht ausgezeichnet,<lb/> aber doch brav; die Chöre recht gut; kurz, ich glaube jetzt schon über den<lb/> Erfolg des Oberon sicher sein zu können." — Am 9. März hörte er die<lb/> ersten Töne aus demselben in einer Chorprobe, der er beiwohnte; er fand<lb/> gute Borstudien und konnte am 12. schon seiner Lina schreiben: „Gestern<lb/> Probe mit den Solo-Sängern bei mir gehabt zu meiner völligen Zufrieden¬<lb/> heit. Auf Decorationen und Maschinerie wird sehr viel verwendet; was ich<lb/> davon gesehen habe, ist sehr sinnreich, und die Costüme sind vom Dichter mit<lb/> großer Fantasie angegeben. Die Eisen werden sast aussehen wie Bienen,<lb/> Schmetterlinge, Blumen." — Am 17. schreibt er ferner: „— Von 12 bis<lb/> jetzt (3 Uhr) habe ich Probe gehabt. Die Paton sang zum ersten Male<lb/> ihre Parthie; entzückend schön. Der Effect des 1. Finales ist außerordentlich<lb/> und ebenso der des 2. mit meinen Elfen. Wenn die ganze Geschichte fertig<lb/> gekocht ist, möchte ich Dich wohl herzaubern können. Heute sah ich auch die<lb/> Decoration, wo Puck die Geister zusammenruft. Da sind 8—10 pratikable<lb/> Felsen wie Häuser, alles auf Rollen, die sich alle öffnen und mit Geistern<lb/> bevölkert sind und wegverwandeln mit allen diesen Menschen in die offene<lb/> See." — Am 12. April 1826 endlich wird der Oberon zum ersten Male<lb/> gegeben und W. schreibt unmittelbar nach der Aufführung noch um -^12<lb/> Uhr Nachts darüber der Gattin: „Meine innigstgeliebte Lina! Durch Gottes<lb/> Gnade und Beistand habe ich denn heute Abend abermals einen so<lb/> vollständigen Erfolg gehabt, wie vielleicht noch niemals. Das<lb/> Glänzende und Rührende eines solchen vollständigen, ungetrübten Triumphes<lb/> ist gar nicht zu beschreiben. Gott allein die Ehre!!! Wie ich ins Or¬<lb/> chester trat, erhob sich das ganze überfüllte Haus und ein unglaublicher<lb/> Jubel, Vivat- und Hurrah-Rufen, Hüte- und Tücher-Schwenken empfing mich<lb/> und war kaum wieder zu stillen. Die Ouvertüre mußte wiederholt werden;<lb/> jedes Musikstück 2—3mal mit größtem Enthusiasmus unterbrochen. Braham's<lb/> Arie da Capo.> Im zweiten Act Fatime's Romanze und das Quartett da<lb/> Capo. Am Ende mit Sturmesgewalt mich herausgerufen, eine Ehre, die in<lb/> England noch nie einem Componisten widerfahren ist. Das Ganze ging<lb/> auch vortrefflich, und alle waren ganz glücklich um mich herum. — So viel<lb/> für heute, mein geliebtes Leben, von Deinem herzlich müden Manne, der<lb/> aber nicht hätte ruhig schlafen können, hätte er Dir nicht gleich den neuen<lb/> Segen des Himmels mitgetheilt. Gute, gute Nacht! Möchtest Du doch heute<lb/> den glücklichen Ausgang ahnen können!" — Am nächsten Morgen setzt er</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0507]
Paton ist eine Sängerin vom allerersten Range, die die Rezia göttlich singen
wird; Braham desgl., aber in ganz anderer Art. Dann sind noch andere
sehr gute Tenoristen da, und ich begreife nicht, was die Leute Uebles dem
englischen Gesänge nachsagen. Die Sänger haben vollkommen gute italienische
Schule, schöne Stimmen und Ausdruck. Das Orchester ist nicht ausgezeichnet,
aber doch brav; die Chöre recht gut; kurz, ich glaube jetzt schon über den
Erfolg des Oberon sicher sein zu können." — Am 9. März hörte er die
ersten Töne aus demselben in einer Chorprobe, der er beiwohnte; er fand
gute Borstudien und konnte am 12. schon seiner Lina schreiben: „Gestern
Probe mit den Solo-Sängern bei mir gehabt zu meiner völligen Zufrieden¬
heit. Auf Decorationen und Maschinerie wird sehr viel verwendet; was ich
davon gesehen habe, ist sehr sinnreich, und die Costüme sind vom Dichter mit
großer Fantasie angegeben. Die Eisen werden sast aussehen wie Bienen,
Schmetterlinge, Blumen." — Am 17. schreibt er ferner: „— Von 12 bis
jetzt (3 Uhr) habe ich Probe gehabt. Die Paton sang zum ersten Male
ihre Parthie; entzückend schön. Der Effect des 1. Finales ist außerordentlich
und ebenso der des 2. mit meinen Elfen. Wenn die ganze Geschichte fertig
gekocht ist, möchte ich Dich wohl herzaubern können. Heute sah ich auch die
Decoration, wo Puck die Geister zusammenruft. Da sind 8—10 pratikable
Felsen wie Häuser, alles auf Rollen, die sich alle öffnen und mit Geistern
bevölkert sind und wegverwandeln mit allen diesen Menschen in die offene
See." — Am 12. April 1826 endlich wird der Oberon zum ersten Male
gegeben und W. schreibt unmittelbar nach der Aufführung noch um -^12
Uhr Nachts darüber der Gattin: „Meine innigstgeliebte Lina! Durch Gottes
Gnade und Beistand habe ich denn heute Abend abermals einen so
vollständigen Erfolg gehabt, wie vielleicht noch niemals. Das
Glänzende und Rührende eines solchen vollständigen, ungetrübten Triumphes
ist gar nicht zu beschreiben. Gott allein die Ehre!!! Wie ich ins Or¬
chester trat, erhob sich das ganze überfüllte Haus und ein unglaublicher
Jubel, Vivat- und Hurrah-Rufen, Hüte- und Tücher-Schwenken empfing mich
und war kaum wieder zu stillen. Die Ouvertüre mußte wiederholt werden;
jedes Musikstück 2—3mal mit größtem Enthusiasmus unterbrochen. Braham's
Arie da Capo.> Im zweiten Act Fatime's Romanze und das Quartett da
Capo. Am Ende mit Sturmesgewalt mich herausgerufen, eine Ehre, die in
England noch nie einem Componisten widerfahren ist. Das Ganze ging
auch vortrefflich, und alle waren ganz glücklich um mich herum. — So viel
für heute, mein geliebtes Leben, von Deinem herzlich müden Manne, der
aber nicht hätte ruhig schlafen können, hätte er Dir nicht gleich den neuen
Segen des Himmels mitgetheilt. Gute, gute Nacht! Möchtest Du doch heute
den glücklichen Ausgang ahnen können!" — Am nächsten Morgen setzt er
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |