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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. I. Band.

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"Wir setzen voraus, daß sie alle die daraus zu erwartenden Vortheile
einsehen werden, und wollen daher zunächst die bisher entgegenstehenden
Schwierigkeiten beleuchten."

"Selbstverständlich behandeln wir die Frage vom Standpunkte unseres
Interesses aus."

"Unser Verkehr findet vornehmlich mit vier Völkergruppen statt:

1) denjenigen, welche nach Sterling-Währung rechnen-, Bevölkerung
494 Millionen, unsere Ausfuhr zu ihnen jährlich 275 Mill. Dol¬
lars, unsere Einfuhr 220 Mill. Dollars;
2) denjenigen, welche nach Franken rechnen; Bevölkerung 70 Millio¬
nen, unsere Ausfuhr 57 Millionen, Einfuhr 50 Millionen
Dollars;
3) denen, welche sich an ein deutsches Münzsystem halten werden; Be¬
völkerung 73 Millionen, unsere Ausfuhr 27 Millionen, Einfuhr
26'/-- Millionen Dollars;
4) Länder des Dollarsystems; Bevölkerung 373 Millionen, Umsatz für
uns bei Weitem der wichtigste, umfaßt vor Allem das ganze Ca¬
pitalvermögen und den innern Verkehr der Vereinigten Staaten."

"Eine bedeutende Veränderung unseres Münzsystems wünschen wir zu
vermeiden; denselben Wunsch werden alle übrigen Völker für sich haben.
Folglich müßte eine internationale Münzeinigung, wenn sie überhaupt auf
der Basis einer vollkommenen Gleichheit der Münzen zu Stande
kommen sollte,

einerseits sich nicht beträchtlich vom Dollarshstem unterscheiden,
andererseits der Art sein, daß sie England und Frankreich annehmen
könnten. Die Zustimmung der übrigen Völker würden wie wün¬
schen, sie wäre uns aber nicht durchaus erforderlich."

"Wir werden ferner nur auf eine Münzeinigung auf Grundlage der
reinen Goldwährung eingehen."

"Frankreich hat vermittelst der Pariser Münzconferenz im Jahre 1867
den Versuch gemacht, eine internationale Münzeinigung auf der Basis des
Franken-Systems ins Leben zu rufen."

"Weder die Regierung der Vereinigten Staaten, noch die Engländer aber
haben die französischen Vorschläge angenommen."

"Dem amerikanischen Congresse liegen jetzt zwei Gesetzentwürfe vor. Der¬
jenige des Herrn Kelley schlägt vor, dem bisherigen Dollar-System mit einer
unbedeutenden Veränderung die Grundlage des metrischen Gewichts zu
geben; der andre des Herrn Hooper will den Wünschen der Pariser Münz¬
conferenz Rechnung tragen."

"Der letztere convenire uns nicht, wir würden ihn in keinem Falle in


„Wir setzen voraus, daß sie alle die daraus zu erwartenden Vortheile
einsehen werden, und wollen daher zunächst die bisher entgegenstehenden
Schwierigkeiten beleuchten."

„Selbstverständlich behandeln wir die Frage vom Standpunkte unseres
Interesses aus."

„Unser Verkehr findet vornehmlich mit vier Völkergruppen statt:

1) denjenigen, welche nach Sterling-Währung rechnen-, Bevölkerung
494 Millionen, unsere Ausfuhr zu ihnen jährlich 275 Mill. Dol¬
lars, unsere Einfuhr 220 Mill. Dollars;
2) denjenigen, welche nach Franken rechnen; Bevölkerung 70 Millio¬
nen, unsere Ausfuhr 57 Millionen, Einfuhr 50 Millionen
Dollars;
3) denen, welche sich an ein deutsches Münzsystem halten werden; Be¬
völkerung 73 Millionen, unsere Ausfuhr 27 Millionen, Einfuhr
26'/-- Millionen Dollars;
4) Länder des Dollarsystems; Bevölkerung 373 Millionen, Umsatz für
uns bei Weitem der wichtigste, umfaßt vor Allem das ganze Ca¬
pitalvermögen und den innern Verkehr der Vereinigten Staaten."

„Eine bedeutende Veränderung unseres Münzsystems wünschen wir zu
vermeiden; denselben Wunsch werden alle übrigen Völker für sich haben.
Folglich müßte eine internationale Münzeinigung, wenn sie überhaupt auf
der Basis einer vollkommenen Gleichheit der Münzen zu Stande
kommen sollte,

einerseits sich nicht beträchtlich vom Dollarshstem unterscheiden,
andererseits der Art sein, daß sie England und Frankreich annehmen
könnten. Die Zustimmung der übrigen Völker würden wie wün¬
schen, sie wäre uns aber nicht durchaus erforderlich."

„Wir werden ferner nur auf eine Münzeinigung auf Grundlage der
reinen Goldwährung eingehen."

„Frankreich hat vermittelst der Pariser Münzconferenz im Jahre 1867
den Versuch gemacht, eine internationale Münzeinigung auf der Basis des
Franken-Systems ins Leben zu rufen."

„Weder die Regierung der Vereinigten Staaten, noch die Engländer aber
haben die französischen Vorschläge angenommen."

„Dem amerikanischen Congresse liegen jetzt zwei Gesetzentwürfe vor. Der¬
jenige des Herrn Kelley schlägt vor, dem bisherigen Dollar-System mit einer
unbedeutenden Veränderung die Grundlage des metrischen Gewichts zu
geben; der andre des Herrn Hooper will den Wünschen der Pariser Münz¬
conferenz Rechnung tragen."

„Der letztere convenire uns nicht, wir würden ihn in keinem Falle in


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[0227] „Wir setzen voraus, daß sie alle die daraus zu erwartenden Vortheile einsehen werden, und wollen daher zunächst die bisher entgegenstehenden Schwierigkeiten beleuchten." „Selbstverständlich behandeln wir die Frage vom Standpunkte unseres Interesses aus." „Unser Verkehr findet vornehmlich mit vier Völkergruppen statt: 1) denjenigen, welche nach Sterling-Währung rechnen-, Bevölkerung 494 Millionen, unsere Ausfuhr zu ihnen jährlich 275 Mill. Dol¬ lars, unsere Einfuhr 220 Mill. Dollars; 2) denjenigen, welche nach Franken rechnen; Bevölkerung 70 Millio¬ nen, unsere Ausfuhr 57 Millionen, Einfuhr 50 Millionen Dollars; 3) denen, welche sich an ein deutsches Münzsystem halten werden; Be¬ völkerung 73 Millionen, unsere Ausfuhr 27 Millionen, Einfuhr 26'/-- Millionen Dollars; 4) Länder des Dollarsystems; Bevölkerung 373 Millionen, Umsatz für uns bei Weitem der wichtigste, umfaßt vor Allem das ganze Ca¬ pitalvermögen und den innern Verkehr der Vereinigten Staaten." „Eine bedeutende Veränderung unseres Münzsystems wünschen wir zu vermeiden; denselben Wunsch werden alle übrigen Völker für sich haben. Folglich müßte eine internationale Münzeinigung, wenn sie überhaupt auf der Basis einer vollkommenen Gleichheit der Münzen zu Stande kommen sollte, einerseits sich nicht beträchtlich vom Dollarshstem unterscheiden, andererseits der Art sein, daß sie England und Frankreich annehmen könnten. Die Zustimmung der übrigen Völker würden wie wün¬ schen, sie wäre uns aber nicht durchaus erforderlich." „Wir werden ferner nur auf eine Münzeinigung auf Grundlage der reinen Goldwährung eingehen." „Frankreich hat vermittelst der Pariser Münzconferenz im Jahre 1867 den Versuch gemacht, eine internationale Münzeinigung auf der Basis des Franken-Systems ins Leben zu rufen." „Weder die Regierung der Vereinigten Staaten, noch die Engländer aber haben die französischen Vorschläge angenommen." „Dem amerikanischen Congresse liegen jetzt zwei Gesetzentwürfe vor. Der¬ jenige des Herrn Kelley schlägt vor, dem bisherigen Dollar-System mit einer unbedeutenden Veränderung die Grundlage des metrischen Gewichts zu geben; der andre des Herrn Hooper will den Wünschen der Pariser Münz¬ conferenz Rechnung tragen." „Der letztere convenire uns nicht, wir würden ihn in keinem Falle in

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_125243/227>, abgerufen am 28.09.2024.