Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.lassen. Schreib mir viel Bester, viel, viel! Wenn Du nicht in Zürich wärst; S es u b a r t. N8. Was kostet der neue Shakespear in Zürich. 12. Schubart an Kayser. Ulm im Maimond 1776. Dein Brief, lieber Kaiser ist wie der Monolog eines Menschen, der Nikolai soll ewig kein Kompliment von mir wegkriegen, er mag mir Vergolder Gluten, er verdients. Was hältst aber vom Urtheil des win¬ ') Unleserlich gemacht 4 Zeilen: Ulrich ist der gefährlichste Mensch, dem nicht zu trauen ist, ein Scheusal von der gemeinsten Klasse und ein Mensch ohne Kopf. Das wissen wir alle, es muß seine Ursachen haben, darum er von den Schweizern so verächtlich spricht. ") Schreiben aus Pari" über das Gluckischc Singspiel Iphigenia in Antis im Märzheft
1776. S. 260. lassen. Schreib mir viel Bester, viel, viel! Wenn Du nicht in Zürich wärst; S es u b a r t. N8. Was kostet der neue Shakespear in Zürich. 12. Schubart an Kayser. Ulm im Maimond 1776. Dein Brief, lieber Kaiser ist wie der Monolog eines Menschen, der Nikolai soll ewig kein Kompliment von mir wegkriegen, er mag mir Vergolder Gluten, er verdients. Was hältst aber vom Urtheil des win¬ ') Unleserlich gemacht 4 Zeilen: Ulrich ist der gefährlichste Mensch, dem nicht zu trauen ist, ein Scheusal von der gemeinsten Klasse und ein Mensch ohne Kopf. Das wissen wir alle, es muß seine Ursachen haben, darum er von den Schweizern so verächtlich spricht. ") Schreiben aus Pari« über das Gluckischc Singspiel Iphigenia in Antis im Märzheft
1776. S. 260. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0468" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/125174"/> <p xml:id="ID_1416" prev="#ID_1415"> lassen. Schreib mir viel Bester, viel, viel! Wenn Du nicht in Zürich wärst;<lb/> so wünscht ich Dich nach Weimar. Leb recht wohl. Miller grüßt und<lb/> küßt Dich.</p><lb/> <note type="bibl"> S es u b a r t.</note><lb/> <p xml:id="ID_1417"> N8. Was kostet der neue Shakespear in Zürich.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> 12.<lb/> Schubart an Kayser.</head><lb/> <p xml:id="ID_1418"> Ulm im Maimond 1776.</p><lb/> <p xml:id="ID_1419"> Dein Brief, lieber Kaiser ist wie der Monolog eines Menschen, der<lb/> sich eben morden will. Tausend Gottes willen! was haben Dir die Men¬<lb/> schen gethan, daß Du sie sogar mit Timons Wuth verwünschest. Sollten<lb/> sie sogar ausgeartet seyn? Von keiner Seite mehr Gottes Ebenbild wieder<lb/> strahlen? Machs doch, wie unser Lavater, der wendet die Menschen so lang,<lb/> biß er was Guts an ihnen gewahr wird. Daher seine Ruhe, die ihm Gott<lb/> erhalte, worum ich armer Sünder täglich bitte. Kann schon warten, biß<lb/> Gott alle Schiefer und Krummen grad macht. Bruder du mußt und<lb/> sollst noch langeleben. Leute von diesem edlen Ungestüm, von diesem über¬<lb/> irdischen Enthusiasmus brauchen wir. Hast Du genug für unsre Welt ge¬<lb/> lebt, dann leb auch für jene. Darfst mirs glauben Kaiser, daß mir an dei¬<lb/> nem Beifall (wer sollte den Beifall der Edlen nicht suchen?) viel, viel ge¬<lb/> legen sei. Daher entdekt ich gleich Millern meinen Schmerz über die Nach¬<lb/> richt, die mir Ulrich aus der Schweiz brachte: Du wärest so gar mißvergnügt<lb/> mit mir ... . *). Und nun deine Hand Bruder und meine Versicherung,<lb/> daß ich dich ewig, ewig liebe! Um alles in der Welt könnt ich deine Freund-<lb/> schaft nicht missen, nicht diese Leere in meinem Herzen ausstehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1420"> Nikolai soll ewig kein Kompliment von mir wegkriegen, er mag mir<lb/> sagen oder sagen lassen, was er will. Ich weiß, Lieber, wie ich über ihn<lb/> denken soll und nur — wirst finden, wann ich seinen 3ten und lebten Band<lb/> des Nothankers anzeige, der eine wahre Knute des Predigerstands ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_1421" next="#ID_1422"> Vergolder Gluten, er verdients. Was hältst aber vom Urtheil des win¬<lb/> zigen Franzosen de la Harpe im Merkur?"*) Gestern schrieb ich an Gluten<lb/> vieles, auch von Dir! Mein Brief war voll Schwermuth, dann Dank! Der<lb/> Göttliche verlohr seine Niece, sie soll im Himmel singen. Hiller ist, das wußt<lb/> ich schon lange, ein Schneemann, so dick geballt und gefroren, daß ihn<lb/> Sommerfeuer nicht aufthaut. Pergolese's Seraph ist unter seinen Händen</p><lb/> <note xml:id="FID_74" place="foot"> ') Unleserlich gemacht 4 Zeilen: Ulrich ist der gefährlichste Mensch, dem nicht zu trauen ist,<lb/> ein Scheusal von der gemeinsten Klasse und ein Mensch ohne Kopf. Das wissen wir alle, es<lb/> muß seine Ursachen haben, darum er von den Schweizern so verächtlich spricht.</note><lb/> <note xml:id="FID_75" place="foot"> ") Schreiben aus Pari« über das Gluckischc Singspiel Iphigenia in Antis im Märzheft<lb/> 1776. S. 260.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0468]
lassen. Schreib mir viel Bester, viel, viel! Wenn Du nicht in Zürich wärst;
so wünscht ich Dich nach Weimar. Leb recht wohl. Miller grüßt und
küßt Dich.
S es u b a r t.
N8. Was kostet der neue Shakespear in Zürich.
12.
Schubart an Kayser.
Ulm im Maimond 1776.
Dein Brief, lieber Kaiser ist wie der Monolog eines Menschen, der
sich eben morden will. Tausend Gottes willen! was haben Dir die Men¬
schen gethan, daß Du sie sogar mit Timons Wuth verwünschest. Sollten
sie sogar ausgeartet seyn? Von keiner Seite mehr Gottes Ebenbild wieder
strahlen? Machs doch, wie unser Lavater, der wendet die Menschen so lang,
biß er was Guts an ihnen gewahr wird. Daher seine Ruhe, die ihm Gott
erhalte, worum ich armer Sünder täglich bitte. Kann schon warten, biß
Gott alle Schiefer und Krummen grad macht. Bruder du mußt und
sollst noch langeleben. Leute von diesem edlen Ungestüm, von diesem über¬
irdischen Enthusiasmus brauchen wir. Hast Du genug für unsre Welt ge¬
lebt, dann leb auch für jene. Darfst mirs glauben Kaiser, daß mir an dei¬
nem Beifall (wer sollte den Beifall der Edlen nicht suchen?) viel, viel ge¬
legen sei. Daher entdekt ich gleich Millern meinen Schmerz über die Nach¬
richt, die mir Ulrich aus der Schweiz brachte: Du wärest so gar mißvergnügt
mit mir ... . *). Und nun deine Hand Bruder und meine Versicherung,
daß ich dich ewig, ewig liebe! Um alles in der Welt könnt ich deine Freund-
schaft nicht missen, nicht diese Leere in meinem Herzen ausstehen.
Nikolai soll ewig kein Kompliment von mir wegkriegen, er mag mir
sagen oder sagen lassen, was er will. Ich weiß, Lieber, wie ich über ihn
denken soll und nur — wirst finden, wann ich seinen 3ten und lebten Band
des Nothankers anzeige, der eine wahre Knute des Predigerstands ist.
Vergolder Gluten, er verdients. Was hältst aber vom Urtheil des win¬
zigen Franzosen de la Harpe im Merkur?"*) Gestern schrieb ich an Gluten
vieles, auch von Dir! Mein Brief war voll Schwermuth, dann Dank! Der
Göttliche verlohr seine Niece, sie soll im Himmel singen. Hiller ist, das wußt
ich schon lange, ein Schneemann, so dick geballt und gefroren, daß ihn
Sommerfeuer nicht aufthaut. Pergolese's Seraph ist unter seinen Händen
') Unleserlich gemacht 4 Zeilen: Ulrich ist der gefährlichste Mensch, dem nicht zu trauen ist,
ein Scheusal von der gemeinsten Klasse und ein Mensch ohne Kopf. Das wissen wir alle, es
muß seine Ursachen haben, darum er von den Schweizern so verächtlich spricht.
") Schreiben aus Pari« über das Gluckischc Singspiel Iphigenia in Antis im Märzheft
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